Arbeitszeitmodelle
Sorgen gemacht, wie er die gewohnte Qualität den Kunden so
noch bieten könne. Er ist überzeugt, jüngere Menschen fragten
nicht mehr so stark nach Gehalt oder Statussymbolen, son-
dern nach Flexibilität und Zeit. Häufig forderten Kandidaten
genau dies im Bewerbungsgespräch ein. Durch die kürzlich
veröffentlichte Langzeitstudie der Bundesarbeitskammer in
Wien fühlt sich Hochreiter bestätigt: Demnach möchten 36
Prozent aller Frauen und 39 Prozent aller Männer, die über
32 Stunden arbeiten, ihre Arbeitszeit reduzieren. „Da ist es an
der Zeit, dass man an der 40-Stunden-Woche etwas ändert“.
E-Magnetix hat drei Ansatzpunkte entwickelt, um eine der-
artige Arbeitszeitverkürzung auszuprobieren: Tools, die Arbeit
und Zeit einsparen, ein neues Zeitmanagement mit unter-
brechungsfreien Zeiträumen und ein langfristiges finanzielles
Investment. Im Vergleich zu Rheingans Digital Enablers gibt
es somit drei zentrale Unterschiede: Von Anfang an planen
die Österreicher mit ein, dass zunächst nicht unbedingt die
gleiche Menge an Arbeit geschafft werden könne. „Wir sind
ein kleines inhabergeführtes Unternehmen. Mir und meinem
Partner sitzen keine Stakeholder im Nacken. Wir verzichten
lieber ein paar Jahre auf einen Teil der Gewinne, wenn es sein
muss. Aber der Fachkräftemangel wird uns auch etwas kosten.
Und da kann uns niemand helfen, auch nicht die Politik.“
Die Österreicher gehen zudem vorsichtiger an die Sache
heran als das Pendant aus Bielefeld: mit einer stufenweisen
Einführung. „Die Mitarbeiter waren vom ersten Moment an
eingebunden. Im vergangenen Sommer haben wir gemein-
sam überlegt, was wir bei unserer täglichen Arbeit ändern
können, um effizienter zu werden. Da ist eine tolle Liste an
Optimierungsmöglichkeiten zusammengekommen.“ Auf die-
ser Grundlage erfolgte im Herbst ein erster Testballon. Doch
da die Mitarbeiter danach zunächst etwas demotiviert waren
– schließlich mussten sie nun wieder mehr arbeiten – möchte
E-Magnetix das Ganze in zwei Schritten umzusetzen: ab Juni
2018 die 34 Stunden-Woche und bei erfolgreichem Verlauf ab
Oktober 2018 die 30-Stunden-Woche.
Ein weiterer Unterschied zum „Rheingans-Ansatz“: „Der
Pilot im Herbst 2017 hat gezeigt, dass Flexibilität für die Mit-
arbeiter eine große Rolle spielt. Die wollen wir unseren Leuten
auf keinen Fall nehmen“, sagt der Chef der Online-Marke-
ting-Agentur. Bisher gibt es eine Fünf-Tage-Woche mit Gleit-
zeit. Innerhalb dieses Modells sei es möglich, auch mal früher
zu gehen, bis zu acht Stunden zu arbeiten oder weniger als
sechs Stunden – das bleibe jedem Mitarbeiter selbst über-
lassen. Manche Mitarbeiter hätten früher schon gesagt, sie
wollten keine Mittagspause. Das sei nun endlich möglich, da
man laut offizieller Pausenregelung erst nach sechs Stunden
pausieren muss. „Wenn man das umrechnet, sind das auch
noch einmal zweieinhalb Stunden mehr Freizeit für unsere
Leute.“ An der Fünf-Tage-Woche will Hochreiter zunächst
festhalten, auch wenn er für die Zukunft eine Flexibilisierung
in puncto Anzahl Wochentage nicht ausschließen mag.
Bike Citizens: Vier-Tage-Woche favorisiert
Vier-Tage-Woche mit 36 Stunden – dieses Modell gibt es bei
der Bike Citizens Mobile Solutions GmbH mit Sitz in Graz und
Berlin, die eine App zur Fahrradnavigation für weltweit mehr
als 400 Städte vertreibt. Als das neue Arbeitszeitmodell vor