Out of the box
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Drei Fragen zum Thema
„Facebook Jobs“
1. Was war der Auslöser für Sie, „Facebook
Jobs“ in Ihrer eigenen Agentur zu testen?
Wir haben seit Längerem beobachtet, wie die Grenzen
zwischen beruflich und privat auch im Netz zunehmend
verschwimmen. Dass Facebook nun ein Job-Feature ein-
führt, empfinde ich daher als logische Konsequenz. Denn
genauso wie die Trennlinien zwischen den einzelnen
Netzwerken werden auch die traditionellen Bewerbungspro-
zesse allmählich aufgebrochen. Mit öden Standardfloskeln
in den klassischen Stellenanzeigen gewinnt man jüngere
Mitarbeiter nicht mehr. Gerade für lokale, mittelständische
und handwerkliche Betrieben kann Facebook Jobs eine
Möglichkeit bieten, sich auf humorvolle oder kreative Art als
attraktiver Arbeitgeber abzuheben – und das meist in einem
eher privaten Umfeld. Auf großen Plattformen haben diese
Unternehmen gegen große Konzerne und namhaftere Unter-
nehmen nämlich kaum eine Chance.
2. Welche Stärken und Schwächen haben
Sie bei Ihrem Test erkannt?
Sowohl das Einstellen des Jobangebots als auch die Kon-
taktaufnahme durch den Bewerber erfolgt schnell, kostenlos
und direkt. Diese Stärke birgt jedoch gleichzeitig auch das
größte Manko. Raum für individuelle Bewerbungen bietet
Facebook nämlich kaum. Dieses Dilemma können Bewerber
nur lösen, wenn sie auf eine andere Website oder ein PDF
verweisen, wo die eigentliche „Kreativ-Bewerbung“ wartet.
Und auch seitens der Unternehmen ist einiges zu beach-
ten. Um eine effektive Zielgruppenansprache zu erreichen,
muss beim Hochladen der Stellenanzeige auf viele Faktoren
geachtet werden: So ist es wichtig, die richtigen Keywords
und Kategorien zu verwenden oder auf regionale Bezüge zu
achten. Facebook bietet noch nicht die optimalen Möglich-
keiten, um ein wirkungsvolles Targeting einzusetzen. Die
Folgen sind zu viele unpassende Bewerbungen.
3. Welches Fazit haben Sie für das eigene
Recruiting gezogen?
Wir sammeln schon seit Längerem sehr positive Erfah-
rungen mit Instagram als Recruiting-Kanal und begrüßen
Vor Kurzem startete die Zusatzfunktion
„Facebook Jobs“ in Deutschland. Agentur-
Chefin Claudia Leischner testete das neue
Feature. Ihr Fazit: Richtig genutzt, bringt es
zumindest Aufmerksamkeit.
Claudia Leischner ist
Geschäftsführerin des
B2B-Netzwerks Gyro
in München.
deshalb auch Facebook Jobs. Zum einen bietet es uns als
Werbeagentur die Möglichkeit, Arbeitsuchenden aus der
Region zu zeigen, dass es bei uns spannende Stellen zu be-
setzen gibt. Zum anderen können wir hervorheben, dass wir
als Arbeitgeber genauso attraktiv sind wie andere Unterneh-
men, die zum Beispiel in Berlin ihren Standort haben. Vor
allem in der Kreativszene stolpere ich immer noch über das
Vorurteil, München sei ein gallisches Dorf der deutschen
Kommunikations-Wirtschaft, in dem hart gepumpt und
geackert wird, die Kreativität aber zu kurz käme. Meiner
Meinung nach sind es Kanäle wie Instagram oder Facebook,
die originell genutzt werden müssen, um bei den Bewerbern
aufzufallen und mit Klischee-Denken zu brechen.