05/18 personalmagazin
Das Interview führte
Bärbel Schwertfeger.
und schließlich die „Entrepreneurs“,
die selbst ein Unternehmen gründen
wollen oder bei einem Start-up mit-
machen wollen. Inzwischen haben
wir noch eine neue Kategorie: Das
sind die „Explorer“. Sie nutzen das
MBA-Studium, um ihre Talente und
Interessen zu entdecken oder neue
Ideen zu testen. Ein Grund dafür ist,
dass sich die Teilnehmer heute stär-
ker aus persönlichem Interesse für
einen Executive MBA entscheiden.
personalmagazin:
Weil immer weniger
Unternehmen ihre Mitarbeiter beim
Studium unterstützen?
Waites:
Ja, das ist weltweit der Fall.
Heute gibt es nur noch sehr wenige
Firmen, die ein formales Arrange-
ment für ein MBA-Studium haben.
Das ist zunehmend eine persönliche
Angelegenheit. Ich rate Interessen-
ten daher, zuerst mit ihrem Vorge-
setzten zu sprechen und sich sein
Okay zu holen. Erst dann sollten sie
zur HR-Abteilung gehen, am besten
gemeinsam. Man muss eben ein Ar-
rangement mit seinem Arbeitgeber
treffen, etwa indem man zusichert,
noch einige Jahre bei der Firma zu
bleiben. Das ist ein Geben und Neh-
men auf beiden Seiten.
personalmagazin:
Und wie kann ich
meinen Arbeitgeber überzeugen?
Waites:
Sie müssen in die Schuhe
des Unternehmens schlüpfen und
herausfinden, welcher Return on
Investment für das Unternehmen
drin sein kann. Überlegen Sie, bei
welchen Herausforderungen das
Studium hilfreich sein könnte. Ein
Fall wäre zum Beispiel die Auswei-
tung der Aktivitäten in China. Wenn
ein Interessent ein Thema gefunden
hat, können wir ihm auch den Kon-
takt zu Alumni vermitteln, die ihrer
Firma genau in so einer Situation
geholfen haben. Allein schon die
globale Zusammensetzung unserer
Klasse kann natürlich Vorteile brin-
gen. Bei uns bekommen Sie Zugang
zu einem weltweiten Netzwerk mit
53.000 MBAs.
personalmagazin:
Wie hoch ist der
Anteil der Teilnehmer, die finanziell
unterstützt werden? Die Studienge-
bühren liegen ja bei 159.000 Dollar ...
Waites:
Etwa die Hälfte bekommt fi-
nanzielle Unterstützung von ihrem
Arbeitgeber. Das reicht dann von 20
bis 100 Prozent der Studiengebüh-
ren. Einige entscheiden sich auch
bewusst dafür, selbst zu zahlen, um
unabhängiger zu sein.
personalmagazin:
Wie viele Teilnehmer
verlassen die Firma nach dem Ab-
schluss oder gründen ihre eigene?
Waites:
Während des Studiums star-
tet eigentlich so gut wie keiner sein
eigenes Unternehmen. Dazu ist das
Ganze viel zu anstrengend und zeit
intensiv. Normalerweise passiert
das erst zwei bis drei Jahre nach
dem Abschluss. Aber die Mehrheit
hat das Ziel, eine höhere Manage-
mentposition oder mehr Verantwor-
tung zu bekommen oder aus einer
funktionalen Rolle in eine General-
Management-Position zu wechseln.
personalmagazin:
Welche Trends sehen
Sie derzeit?
Waites:
Es gibt ein steigendes Inte
resse beim Thema Social Innovation,
also daran, nachhaltige Geschäfts-
modelle zu verfolgen. Das Thema
Leadership ist definitiv wichtiger
geworden. Und auch unser Karrie-
reservice, der den Studenten und
Alumni kostenlos und lebenslang
Beratungs- und Karriere-Coachings
anbietet, hat an Bedeutung gewon-
nen. Dazu gehört ein Leadership-
Coaching, bei dem es um die Ver-
besserung der Führungsfähigkeiten
geht. Davon profitiert dann natürlich
auch das Unternehmen.
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