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ORGANISATION
_BGM
personalmagazin 03/17
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
Schwerpunkte künftig für Unternehmen
wichtig sein werden und was die Gesund-
heit beeinflussen könnte.
Krapf:
Genau, das ist die eigentliche He
rausforderung bei solchen Zukunftsstu
dien, bei der sich aber auch die Qualität
der Umfrage zeigt. Dementsprechend
waren relativ aufwendige Vorarbeiten
nötig. Wir haben Fachliteratur begut
achtet, eine systematische Internet
recherche durchgeführt und Interviews
mit HR- und BGM-Experten aus ganz
Deutschland geführt. Bevor die Befra
gung schließlich online ging, haben wir
den Fragebogen nochmals im Feld getes
tet und ihn sozusagen abgerundet. Ich
bin mir sicher, dass wir durch dieses
Vorgehen einen Großteil der Zukunfts
themen auch tatsächlich erfassen.
personalmagazin:
Und welches sind nun
die zukünftigen Themen des BGM?
Krapf:
Hierauf gibt es leider keine einfa
che Antwort. Die BGM-Handlungsfelder
für ein Dienstleistungsunternehmen mit
50 Beschäftigten sind natürlich andere
als jene für ein großes Pharmaunter
nehmen. Wir denken jedoch, dass sich
verschiedene übergreifende Tendenzen
erkennen lassen: So wird BGM künftig
wohl zielgruppenspezifischer, persönli
cher und unter stärkerer Berücksichti
gung kultureller Unterschiede gestaltet
werden müssen. Darüber hinaus wird
es wichtiger werden, auch den digitalen
Fortschritt im Gesundheitsmarkt sinn
voll zu nutzen – unter Beachtung des
Datenschutzes. Eine weitere Tendenz
sehen wir bei der Erfolgsmessung. Be
darfsanalysen, Kennzahlen und Maß„Wissen, was relevant wird“
INTERVIEW.
Aktuell läuft die Umfrage zur Zukunftsstudie „#whatsnext – Gesund Arbeiten
in der digitalen Arbeitswelt“. Fabian Krapf begleitet die Studie wissenschaftlich.
personalmagazin:
Was ist das Ziel Ihrer
Studie zum Gesundheitsmanagement?
Fabian Krapf:
Unsere Studie zielt darauf
ab, jene Handlungsfelder und Themen
des Betrieblichen Gesundheitsmanage
ments (BGM) zu identifizieren, die in
den kommenden Jahren besonders rele
vant werden. Wir haben da schon einige
Vermutungen, nun möchten wir jedoch
auch fundierte Erkenntnisse hierzu ha
ben. Das gewonnene Wissen soll den
Unternehmen und Behörden dabei hel
fen, den Veränderungen in der Arbeits
welt proaktiv zu begegnen – und sich ih
nen nicht reaktiv anpassen zu müssen.
personalmagazin:
Erwarten Sie, dass Unter-
nehmen in Zukunft ihr BGM grundsätz-
lich ändern müssen?
Krapf:
Grundsätzliche Änderungen sind
vermutlich nicht notwendig, aber an ei
nigen Stellen wird es Anpassungsbedarf
geben. Denn in der Arbeitswelt vollzieht
sich ein kontinuierlicher Wandel, bei dem
sich gesamtgesellschaftliche Verände
rungen wie etwa der demografische Wan
del mit Entwicklungen wie der Digitali
sierung überlagern. Daraus resultieren
neue Anforderungen bei der Ansprache
von Zielgruppen, aber auch veränderte
Arbeitsbedingungen. Auf die HR- und
BGM-Verantwortlichen warten in jedem
Fall spannende Herausforderungen.
personalmagazin:
Es gibt doch schon sehr
gute Gesundheitsberichte verschiedener
Krankenkassen, die sich auch mit dem
BGM beschäftigen. Kann die Studie hier
wirklich noch mal Neues bringen?
Krapf:
Sie haben recht, es wurde schon
viel gute Vorarbeit geleistet, auf der wir
aufbauen können. Dennoch wird unse
re Studie Neues bringen. Denn einer
der großen Unterschiede zu herkömm
lichen Studien ist die Art und Weise,
wie wir fragen und welche Aussagen
wir dadurch treffen können. Zu jedem
Fragenkomplex – beispielsweise Füh
rungskultur – möchten wir wissen, wie
die Befragten die aktuelle Situation im
eigenen Unternehmen einschätzen und
wie sich diese in den nächsten fünf Jah
ren entwickeln wird. Das lässt später
vielfältige Aussagen zu.
personalmagazin:
Das heißt, beim Studien-
design mussten Sie vorab schon be-
stimmte Vermutungen anstellen, welche
DR. FABIAN KRAPF,
wissenschaftlicher Mit-
arbeiter am IFBG
tet die
groß angelegte Zukunftsstudie zum BGM.