personalmagazin 09/16
58
SPEZIAL
_RECRUITING
D
ie Digitalisierung der Wirt-
schaft schreitet rasant voran.
Um Mitarbeiter mit digita-
lem Know-how zu gewinnen,
ist ein Umdenken in den Unternehmen
nötig. Auch der internationale Automo-
bil- und Industriezulieferer Schaeffler
mit Sitz in Herzogenaurach treibt den
digitalen Wandel aktiv voran und hat
eine digitale Agenda aufgestellt. Die
wichtigste Erkenntnis: Nur, wenn die
Personalabteilung und der Fachbereich
Digitalisierung Hand in Hand arbeiten,
kann die Transformation gelingen.
Überzeugungskraft von oben
Zentrale Voraussetzungen für das Ge-
lingen der Transformation sind die volle
Unterstützung des Vorstands und der
Wille zur Veränderung. Nur, wenn der
Vorstand glaubwürdig diesen Change-
Prozess mit klaren Botschaften und
einer klaren Strategie nach innen und
außen trägt, begreifen die Mitarbeiter
Von
Sandra Hartwig
und
Christiane Tietz
Fit für den digitalen Wandel
PRAXIS.
Neue Berufsbilder entstehen und die Arbeitgeber stehen zunehmend im Wett
bewerb um die besten digitalen Talente – so auch der Automobilzulieferer Schaeffler.
die Relevanz dahinter. Zudem sollte eine
Person auf oberster Führungsebene ins-
talliert werden, deren Hauptaufgabe die
Digitalisierung ist.
Um die notwendige Fokussierung und
einen effizienten Ressourceneinsatz
sicherzustellen, hat der Vorstand im
Ressort Technologie eine „Koordinie-
rungsstelle Digitalisierung“ geschaffen.
Die Leitung obliegt Gerhard Baum, er
ist seit Oktober 2015 Chief Digital Of-
ficer (CDO) bei der Schaeffler Gruppe.
Die Aufgabe des CDOs ist es, sämtliche
Ansatzpunkte und Überlegungen, die
das Thema Digitalisierung betreffen, zu
sammeln, zu bewerten und für die Um-
setzung zu priorisieren.
Die Digitale Agenda bildet dabei fünf
zentrale digitale Geschäftsszenarien ab,
in denen sich das Unternehmen weiter-
entwickeln will. „Zum einen geht es um
die Frage, wie Schaeffler dafür sorgt,
dass Komponenten und Systeme intel-
ligent werden. Denn Lager und ganze
Systeme, die Daten erfassen und weiter-
geben können, bedeuten einen klaren
Mehrwert für den Kunden. Zum anderen
arbeiten wir daran, aus den Daten die
richtigen Schlüsse zu ziehen und diese
beispielsweise über Apps dem Kunden
als digitale Dienstleistung bereitzustel-
len“, sagt Gerhard Baum.
Neue Berufsbilder
Die Basis hierfür bildet der Bereich Ad-
vanced Data Analytics. Durch diese neue
Fokussierung sind auch neue Berufs-
bilder entstanden, die vor allem über
Neueinstellungen ins Unternehmen ge-
holt werden, unter anderem: Spezialist
Enterprise Architektur, Data Architect,
Data Analyst, Berater für Design Thin-
king, Berater digitale Geschäftsmodelle,
App-Entwickler, Plattform-Entwickler.
Bis 2020 sollen über 200 Stellen neu
besetzt werden. Außerdem ist für 2017
der Start eines Traineeprogramms Digi-
talisierung geplant.
Wandel der Kulturen
Um die Rekrutierung dieser neuen Mit-
arbeiter bewältigen zu können, setzt die
Personalabteilung Personalberater ein,
die auf digitale Spezialisten spezialisiert
sind. Außerdem wurde ein Recruiter in
Vollzeit neu eingestellt.
Ein erster wichtiger Schritt ist die De-
finition der Anforderungsprofile: Diese
sollten nicht statisch sein und dennoch
klare Zielvereinbarungen enthalten.
„Häufig haben digitale Talente keinen
klassischen Werdegang, sodass ihre
Lebensläufe durch das typische Such-
raster fallen würden. Da ihre Motivati-
on aufgabenorientiert ist, zeichnen sie
sich durch einen hohen Freiheits- und
Verantwortungsgrad aus und wollen
dementsprechend gestalten“, sagt Per-
sonalberater Dwight Cribb, der seit 18
Jahren Führungskräfte mit Digitalkom-
petenz rekrutiert. Im Sinne eines trans-
formationellen Führungsstils, in dem
die Bereitschaft der Mitarbeiter zur fort-
laufenden Weiterentwicklung im Fokus
steht, sollte zudem nach Potenzial und
nicht nach Kompetenz beurteilt und ein-
gestellt werden, so Cribb.
Bei der Personalauswahl ist eine en-
ge Zusammenarbeit des Bereichs Digi-
talisierung, der Fachbereiche und der
Bis 2020 sollen über
200 Stellen mit digitalen
Spezialisten neu besetzt
werden. Außerdem ist
für 2017 der Start eines
Traineeprogramms Digi-
talisierung geplant.
