personalmagazin 9/2016 - page 36

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MANAGEMENT
_FÜHRUNG
personalmagazin 09/16
W
irft man einen Blick in
Fachzeitschriften wie diese
hier, in das Programm füh-
render Konferenzen der
HR-Zunft oder auf einschlägige Internet-
seiten, so entsteht schnell der Eindruck,
dass alles der Devise des deutschen Hip-
Hoppers Peter Fox zu folgen scheint:
„Wenn‘s dir nicht gefällt, mach neu.“
Was in den Neunzigern die New Eco-
nomy war, ist heute New Work oder New
Leadership. Hauptsache neu und anders.
Darüber besteht weitgehend Einigkeit,
denn das herkömmliche Verständnis
von Organisationen und ihrer Führung
kommt angesichts der Digitalisierung,
zunehmender Marktdynamik und stark
ansteigender Komplexität an ihre Gren-
zen. Auch die Menschen in Organisati-
onen sind immer weniger dazu bereit,
sich bevormunden und kontrollieren
zu lassen; stattdessen wollen sie Ver-
antwortung übernehmen und gestalten
Von
Patrick Maloney
können. Doch darauf sind die gängigen
Management- und HR-Instrumente
nicht ausgelegt. Sie basieren auf einem
anderen Menschenbild und setzen ein
stabiles, berechenbares Umfeld voraus.
Es ist also höchste Zeit für etwas Neues.
Auf der Suche nach einem neuen
Führungssystem
Doch wofür genau? Hier scheiden sich
die Geister. Während die einen die von
Algorithmen und Big Data beherrsch-
te Organisation herbeireden, träumen
die anderen von demokratischen Un-
ternehmen mit mitarbeiterzentrierten
Führungssystemen. Während der eine
New-Work-Apologet die Sozialtechnik
„Management“ für tot erklärt, glaubt ein
anderer Vordenker an ein fruchtbares
Miteinander von klassischer Hierarchie
und Netzwerkstruktur.
In den Unternehmen wird viel expe-
rimentiert. Neue Organisationsformen
wie die agile Organisation oder die
Holokratie werden erprobt. Einige Un-
ternehmen lassen ihre Führungskräfte
von den Mitarbeitern wählen, andere
schaffen sie gleich ganz ab. Auch das
Personalmanagement wird auf den Kopf
gestellt: Mitarbeitergespräche werden
abgeschafft und die Einstellung neuen
Personals überlässt man besser nicht
mehr der HR-Abteilung, sondern küm-
mert sich stattdessen in der Linie selbst
darum. Diese Führungsexperimente
beschränken sich nicht mehr nur auf
einige Start-ups im IT-Umfeld, sondern
haben inzwischen auch große Unterneh-
men erfasst. Es ist also viel in Bewegung.
Doch solange noch keine echte Alter-
native zum hierarchischen Management
besteht, bleibt Unternehmen wohl nur,
mit neuen Ansätzen zu experimentieren.
Das Wissen aller nutzen
Parallel dazu bietet es sich an, das Wis-
sen, die Erfahrung und die Ideen mög-
lichst vieler zu nutzen, um gemeinsam
das Führungssystem der Zukunft zu er-
arbeiten. Genau diese Idee machen sich
Expedition ins Unbekannte
EINBLICK.
Klassische Organisationsformen stoßen an ihre Grenzen. Drei Open-Source-
Initiativen wollen das Wissen aller nutzen, um ein neues Führungssystem zu finden.
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