wirtschaft und weiterbildung 7-8/2019 - page 46

training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
07/08_2019
tes Seminar. Und welche Medien würden
sie dann bevorzugt ansprechen? Primär
Endverbrauchermedien wie Tageszeitun­
gen und Illustrierte, da diese sich an Ein­
zel- und Privatpersonen wenden und oft
Artikel über solche „weichen“ Themen
publizieren.
Anders sollte ihre (PR-)Strategie aus­
sehen, wenn ihr Ziel wäre: Ich möchte
ein Trainings- und Beratungsunterneh­
men aufbauen, das 20 oder vielleicht
sogar 50 Mitarbeiter beschäftigt. Dann
kämen sie mit so wachsweichen Themen
wie „Ein erfülltes Leben führen“ nicht
weit. Denn mit ihnen könnten Sie nicht
ausreichend (große) Aufträge akquirie­
ren, um mehrere Dutzend Mitarbeiter zu
beschäftigen. Also sollte ihre Pressearbeit
inhaltlich einen anderen Fokus haben –
selbst wenn ihr Unternehmen im Bereich
Gesundheitsförderung aktiv ist. Dann
könnte eines ihrer Kernthemen lauten:
„Moderne, nachhaltige Gesundheitsför­
dersysteme in Unternehmen implemen­
tieren“ oder „Herausforderung demogra­
fischer Wandel – So halten sie die ‚alten
Hasen’ in ihrem Unternehmen fit.“ Auch
die Medien, auf die sich ihre Pressearbeit
konzentrieren sollte, wären dann andere.
Denn solche Endverbrauchermedien wie
Rundfunk und Fernsehen sowie Tages­
zeitungen und Illustrierte interessieren
sich für die genannten Themen kaum.
Also läge der Fokus ihrer Pressearbeit
weitgehend auf den sogenannten B-to-
B-Medien, die sich an die Entscheider in
den Unternehmen wenden – das heißt,
vor allem auf Fachzeitschriften.
Welche Entwicklungsziele
gibt es?
Häufig sind auch persönliche oder un­
ternehmerische Entwicklungsziele der
Anlass, aktiv Pressearbeit zu betreiben.
Hierfür ein Beispiel: Angenommen, Sie
wären ein Rechtsanwalt und hätten bis­
her Unternehmen primär bei Arbeits­
rechtsprozessen unterstützt. Nun haben
sie sich jedoch weitergebildet, sodass sie
Unternehmen zum Beispiel auch beim
Gestalten von internationalen Verträgen
mit Großkunden oder Lieferanten beraten
könnten. Also möchten Sie auch in die­
sem Gebiet aktiv werden.
Doch woher die erforderlichen Kunden
nehmen? Ihre Bestandskunden trauen
ihnen das (noch nicht) zu, weil diese sie
bisher nur als Arbeitsrechtsexperte ken­
nengelernt haben. Und bei Neukunden?
Dort fehlen ihnen die nötigen Referenz­
kunden, um sich gegen Mitbewerber
durchzusetzen. Also beschließen sie ir­
gendwann: „Ich schreibe Fachartikel zum
Thema ...“, um Neukunden auf mich auf­
merksam zu machen und die erschiene­
nen Artikel auf meine Webseite zu stellen
sowie über Social-Media-Kanäle zu ver­
breiten, um meine Kompetenz zu unter­
streichen. Im Zentrum ihrer Pressearbeit
R
Stärken
Schwächen
Durch Pressearbeit können Sie Ihre Bekannt-
heit steigern und sich den Ruf „Spezialist für
...“ aufbauen.
Pressearbeit ist zeitaufwendig und nicht
billig, wenn Sie damit externe Dienstleister
beauftragen.
Sie können in den Artikeln Ihre Kompetenz
und Praxiserfahrung erfahrbar machen.
Bei der Pressearbeit sind Sie stets vom
„Wohlwollen“ der Redakteure abhängig. Sie
entscheiden, ob und wann und wie Ihr Artikel
erscheint.
Sie können die erschienenen Artikel für Ihr
Marketing nutzen (auf Ihre Website stellen,
potenziellen Kunden per Mailings schicken).
Pressearbeit ist relativ schwer plan- und
steuerbar (verglichen zum Beispiel mit dem
Schalten von Anzeigen und Versenden von
Werbebriefen).
Sie können die erschienenen Artikel in einer
Pressemappe bündeln und diese zum Bei-
spiel bei firmeninternen Präsentationen Ihren
(Noch-nicht-)Kunden überreichen.
Bei der Pressearbeit können Sie (in der
Regel) nur indirekt für sich und Ihre Produkte
und Dienstleistungen werben.
Sie können, da die Zeitungen die erschie-
nenen Artikel oft auch online stellen, durch
Pressearbeit dafür sorgen, dass Sie im Web
leichter und häufiger gefunden werden.
Mittels Pressearbeit gelingt es Ihnen zumeist
nicht, regelmäßig in denselben Medien prä-
sent zu sein (zum Beispiel alle drei Monate)
und regelmäßig dieselben Personen auf Ihre
Existenz hinzuweisen.
Sie können, wenn Sie über das nötige Know-
how verfügen, Ihre Pressearbeit weitgehend
selbst machen und so ohne größere finanzi-
elle Investitionen für sich werben.
Artikelmanuskripte können oft nur einmal
verwendet werden. Ist ein Artikel in einer Zei-
tung erschienen, sollten Sie ihn nicht mehr
deren Konkurrenz anbieten.
Sie können über Presseveröffentlichungen
auch Zielgruppen erreichen, die Sie adres-
senmäßig nur schwer erfassen und mittels
Mailings nicht direkt ansprechen können
(zum Beispiel Interessenten für eine Coa-
ching-Ausbildung).
Pressearbeit hat eine lange Vorlaufzeit. Zwi-
schen dem Anbieten und Erscheinen eines
Artikels vergehen bei Fachzeitschriften zuwei-
len sechs Monate und mehr.
Stärken und Schwächen von Pressearbeit
Zusammenfassung.
Der Marketing- und PR-Berater Bernhard
Kuntz
t die Vor- und Nachteile
einer regelmäßigen Pressearbeit zusammengefasst.
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