wirtschaft + weiterbildung
07/08_2019
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Planspiele zur Agilität.
Mit Vorträgen
und Diskussionen werden die Teilneh-
mer auf diverse Planspiele vorberei-
tet. Dort lernen sie, dass Agilität nicht
„schneller arbeiten“, sondern „Kun-
denfeedback besser verarbeiten“
und „innovativer denken“ bedeutet.
spielen in virtuellen Räumen, an dem
16.000 Mitarbeiter teilnahmen. Anlass
war eine Umstrukturierung der Sparte
und der fehlende „Sense of Pride“ bei den
Mitarbeitern. In dem interaktiven Spiel
setzten sich Viererteams mit der Histo-
rie des Geschäfts, den Stakeholdern und
den Herausforderungen in der VUCA-
Welt auseinander. „Das Spiel hat viele
Diskussionen ausgelöst“, so Pelzing, und
das Feedback nach acht Pilotdurchgän-
gen sei sehr gut gewesen. 3D-Plattformen
könnten Trainings, Coachings und inter-
nationale Projekttreffen unterstützen, so
der Henkel-Manager, vor allem vor dem
Hintergrund von Reisebeschränkungen
durch das Unternehmen. Die finanzielle
Investition für die Pilotprojekte habe bei
weniger als 10.000 Euro gelegen. Doch
trotz des Erfolgs sei das 3D-Projekt der-
zeit auf Eis gelegt.
Neben den Vorträgen gab es zwei Durch-
gänge mit insgesamt vier Planspielen.
Celemi-Trainerin Claudia Schmitz prä-
sentierte „Celemi Decision Base“, bei
dem Teams ihre agile Entscheidungskom-
petenz in volatilen Märkten trainieren
können. Dabei investierten fünf Teams
ihr Budget in neue Märkte und Produkte,
um Kunden in einem hart umkämpften
Markt zu gewinnen. „Stellen Sie sich vor,
Sie übernehmen ein Unternehmen, das
so vor sich hindümpelt und aufgrund der
Globalisierung neu ausgerichtet werden
muss“, fragte Schmitz. „Wo investieren
Sie? In Produkte, Märkte oder Maschi-
nen?“ Mehr oder weniger intuitiv kamen
die einzelnen Gruppen zu ihrer Entschei-
dung und bekamen dann Feedback. Mehr
als ein kurzes Reinschnuppern war das
naturgemäß nicht.
Henrik Olofsson präsentierte das neueste
Planspiel „Celemi Agile“, bei dem die
Teilnehmer die agilen Prinzipien ken-
nenlernen sollen. Eines davon ist das
schnelle Feedback vom Kunden und Nut-
zer. Ein anderes sind Transparenz und
Klarheit über die Ziele. Oft scheitere agi-
les Vorgehen an den falschen Einstellun-
gen, erklärte der Celemi-Trainer. Denn für
viele bedeute agil vor allem schneller und
billiger. In dem Spiel müssen die Spieler
zu einer Situation eine der vorgegebenen
Entscheidungen auswählen. Gemessen
wird dann der Nutzerwert, die Teamzu-
friedenheit und die Geschwindigkeit. Bei
einer Aufgabe ging es darum, dass die Zu-
sammenarbeit mit zwei Teammitgliedern
in Übersee hakt. Was also tun? Ein Skype-
Meeting einberufen? Das Team neu auf-
stellen und die Mitglieder ersetzen? Oder
einen Präsenzworkshop ansetzen? Die
beste Lösung: das Skype-Meeting.
Den Abschluss bildete ein leidenschaftli-
cher Vortrag der Beraterin Sabine Kluge,
die mehr als 16 Jahre Konzernerfahrung
im Bereich Learning & Development hat.
95 Prozent der Unternehmen seien noch
immer in der klassischen Pyramide or-
ganisiert. „Der Tapfere ist oben und be-
kommt die Privilegien und den Status“, so
die Lernexpertin. Doch die oben könnten
heute nicht mehr allein entscheiden, weil
sie nicht mehr alles wissen. „Wir müssen
die Systeme zerschießen und im System
für Veränderung sorgen“, forderte Kluge.
Denn es gehe darum, gute unternehme-
rische Entscheidungen zu treffen. Dafür
brauche es vier Schlüsselqualifikationen:
Unternehmertum mit systemischem Den-
ken, eine Methodik, um Entscheidungen
zu treffen, die Vernetzung und das Filtern
& Fokussieren. „Warum verbinden wir ei-
gentlich Geld mit Leistung?“, fragte die
Beraterin. „Die Menschen sind glücklich,
wenn sie selbstwirksam sind und wenn
wir mit den ganzen HR-Prozessen auf-
hören, bekommen wir auch ein anderes
Level von Glücklichsein.“
Bärbel Schwertfeger