messen und kongresse
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wirtschaft + weiterbildung
07/08_2019
Zuhörer sollten sich laut Veranstalter da-
rüber klar werden, welche Herausforde-
rungen auf Führungskräfte im Zuge der
Digitalisierung zukommen. Welche neuen
Strukturen braucht es, um ein Unterneh-
men zukunftssicher aufzustellen? Welche
Bedeutung hat Führung, wenn Menschen
und Maschinen orts- und zeitunabhängig
kollaborieren? Und welches Mindset ist
erforderlich, um Mitarbeiter durch den
digitalen Wandel zu führen?
Als erste Keynote Speakerin trat Janina
Kugel, Personalvorstand der Siemens AG,
auf und sprach zum Thema „Führung
4.0 – weniger managen und mehr befä-
higen“. Ihr folgte Christiane Benner, die
zweite Vorsitzende der IG Metall, mit der
Keynote „Gute und sichere Arbeit in der
Digitalisierung“.
Anschließend ließen sich beide auf be-
quemen Polstersesseln nieder, die neben
dem Rednerpult standen. Hier saßen
bereits ein Moderator und die Experten
Dr. Sarah Träutlein, SAP Success Factors,
und Kai Anderson, Promerit/Mercer.
Der Moderator hatte noch einen sechs-
ten Stuhl organisiert, auf den sich nach
„Fishbowl“-Manier jeweils eine Person
aus dem Publikum für eine Frage setzen
durfte. Die Diskussion verlief zwischen
Kugel („Zu Hause arbeiten, wenn die Kin-
der im Bett sind“) und Benner („Schutz
der Heimarbeiter vor gnadenloser Selbst-
ausbeutung“) sehr fundiert und durchaus
kontrovers.
Es zeigte sich, dass solch ein Format
einen strengen Moderator braucht, der
auch inhaltlich sattelfest ist (zum Bei-
spiel, wenn HR-Fachbegriffe sinnentstellt
benutzt werden) und der sich bei Bedarf
auch durchsetzen kann. Wie nicht anders
zu erwarten, nahm auf dem Stuhl, der
für Frager aus dem Publikum reserviert
war, zum Beispiel jemand Platz, der ganz
ausführlich erklärte, von welchem (groß-
artigen) E-Learning-Anbieter er komme,
bevor er der Gewerkschaftsvertreterin
vorwarf, die Betriebsräte würden den Ein-
satz seiner Onlinekurse sabotieren.
Martin Pichler
Die Spring Messe Management GmbH in
Mannheim (unter anderem Veranstalter
der legendären „Zukunft Personal“) hat
zusammen mit ihrer Muttergesellschaft,
der Deutschen Messe AG in Hannover,
und der IG Metall Bezirk Niedersachsen
und Sachsen-Anhalt auf der diesjährigen
„Hannover Messe“ eine neue Konferenz
ins Leben gerufen. Die Konferenz wurde
„Future of Work in Industry“ getauft.
Das Bemerkenswerte an der Innovation
ist, dass die Veranstalter sich trauten,
nacheinander drei Themenschwerpunkte
abzuarbeiten – wobei jeder Schwerpunkt
aus zwei kontroversen, zehnminütigen
(!) Keynote-Reden und einer sich unmit-
telbar anschließenden Diskussion mit
den beiden Keynotern und zwei weiteren
Experten bestand. Die Diskussion („Deep
Dive Panel“) fand auf der Main Stage statt
und wurde von einem Moderator geleitet,
der nach einer gewissen Zeit auch Fragen
aus dem Publikum zuließ.
Um 12.20 Uhr startete zum Beispiel der
Themenschwerpunkt „Leadership“. Die
Hannover Messe:
„Deap Dive Panel“ erprobt
KONFERENZDESIGN.
Auf der Hannover Messe 2019 erlebten rund 500 Personaler die
Geburt der „Future of Work in Industry“. Andere Veranstalter sollten dem Beispiel folgen:
Mit attraktiven (wenn auch teuren) Keynote Speakern und deren prompter Einbindung in
fundierte Diskussionsrunden begeistert man sein Publikum.
Foto: Pichler
Deep Dive Panel „Leadership“.
Mit dabei
waren (v. l.): Moderator, Janina Kugel,
Christiane Benner, Sarah Träutlein, Kai
Anderson und ein Publikumsvertreter.