Wirtschaft und Weiterbildung 3/2019 - page 50

training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
03_2019
starken Auswirkungen hat – oder dass sie
einfach nur nicht so „sichtbar“ ist.
Bei der Frage nach „Industrie 4.0“ als
Treiber für das Lernen in Unternehmen
haben sich die MMB-Wissenschaftler
etwas einfallen lassen. Diesmal wurde
das Statement bewusst negativ formu-
liert: „Dass Buzzword Industrie 4.0 wird
überbewertet – denn der Kompetenz­
erwerb für Industrie 4.0 wird bereits
heute ausreichend berücksichtigt“. Nach-
dem im Vorjahr der positiven Variante 84
Prozent der Befragten zustimmten, sind
es nun 32 Prozent bei der „Gegenprobe“.
Dies belegt sehr deutlich, dass „Industrie
4.0“ weiterhin ein wichtiges Leitthema
für die Weiterbildung in Unternehmen ist.
Es ist mehr als nur ein „Buzzword“.
Digitalen Lernassistenten
gehört die Zukunft
Für das diesjährige Learning Delphi
wurde den Experten zum ersten Mal
eine Frage zu digitalen Lernassistenten
gestellt. Gemeint sind damit Systeme,
die Lernende in Dialogform durch einen
Lernprozess begleiten, indem sie (münd-
lich oder schriftlich) Fragen beantwor-
ten und die Lernenden an Termine und
Lernpensum erinnern. Diese neue Lern-
technologie gilt als ausgesprochen zu-
kunftsträchtig. Drei von fünf Befragten
(60 Prozent) sehen eine zentrale Bedeu-
tung als Lernform in den kommenden
drei Jahren für „Intelligente Lernassisten-
ten“. Sie liegen damit auch fast gleichauf
mit „Adaptive Learning“ (62 Prozent,
Vorjahr 58 Prozent). Betrachtet man den
derzeitigen Markt, existieren hierzu bis-
her aber nur wenige Lernangebote ohne
große Marktreichweite. Könnte es sein,
dass die Befragten hier an die nicht spezi-
ell zum Lernen konzipierten Dialogassis-
tenten wie „Alexa“, „Cortana“ oder „Siri“
gedacht haben? Die MMB-Forscher mei-
nen: „Hier gilt es, den Markt weiter zu
beobachten.“ Ansonsten hat sich in der
Spitzengruppe gegenüber dem Vorjahr
nur wenig verändert: Blended Learning
(97 Prozent), Videos oder Erklärfilme (94
Prozent), Learning Nuggets (93 Prozent)
und mobile Tools oder Apps (89 Prozent)
liegen nach wie vor in gleicher Reihen-
folge vorn, etwas geringer ist die Zustim-
mung für virtuelle Klassenräume.
Etwas höher als im Vorjahr ist die Ein-
schätzung von Social Networks und Com-
munities (66 Prozent, Vorjahr 61 Prozent)
als zukunftsträchtige Lernformen. Künst-
liche oder eingeblendete „Realitäten“
bleiben in den kommenden drei Jahren
für das Lernen nach wie vor interessant:
„Augmented Reality“ bleibt mit 42 Pro-
zent Zustimmung gegenüber dem Vorjahr
(45 Prozent) ungefähr konstant – „Virtual
Reality oder Lernumgebungen in virtuel-
len 3D-Welten“ mit 37 Prozent gegenüber
34 Prozent im Jahr 2017 ebenfalls. Deut-
lich gestiegen ist die Zustimmung für Si-
mulationen: von 36 auf 53 Prozent. Dies
ist ein Effekt neuer Tools, mit denen sich
Simulationen gut durchführen lassen.
Web Based Trainings verlieren
an Bedeutung
Eindeutiger „Verlierer“ der diesjährigen
Befragung sind „Web Based Trainings“,
die nach 70 Prozent Zustimmung im Vor-
jahr nur noch 55 Prozent erreichen. Web
Based Trainings gehörten im Jahr 2009
Wie in den Vorjahren wurden den Teil-
nehmern des 13. „MMB Learning Delphi“
Statements zu Trends in der beruflichen
Weiterbildung vorgelegt. Das Lernen mit
bewegten Bildern bleibt im „Corporate
Learning“ die mit Abstand wichtigste
Komponente, egal ob als Animation, Vor-
tragsaufzeichnung oder Youtube-Video.
88 Prozent aller Befragten stimmen die-
sem Statement zu. Im Vorjahr waren es
89 Prozent. Gestiegen ist die Zustimmung
zum Trend „Soziales Lernen“ im Unter-
nehmen. Waren 2017 noch 60 Prozent der
Meinung, dass soziale Lernformen oder
Communities aus dem Lernen im Unter-
nehmen nicht mehr wegzudenken seien,
so sind es diesmal sogar 72 Prozent. Kol-
laboratives Lernen ist demnach stärker
gefragt, wobei hier wohl niedrigschwel-
liges informelles Lernen der Treiber sein
dürfte.
Weitgehend konstant geblieben sind
die Zustimmungswerte für drei weitere
Statements: Dass als Geschäftsmodell
individuelle Betreuung von Lernenden
wichtiger wird als der Kauf von Lernin-
halten, meinen nach wie vor mehr als
zwei Drittel der Befragten (69 Prozent,
Vorjahr 70 Prozent). Dass Unternehmen
zur Förderung eines breiten Austauschs
Social-Media-Dienste wie „Slack“ offiziell
einführen werden, bestätigen immerhin
mehr als die Hälfte (62 Prozent, Vorjahr
57 Prozent). Das Statement, nachdem
innovative Geschäftsmodelle von Dis-
ruptoren der Weiterbildungsbranche den
traditionellen Anbietern Marktanteile
abnehmen werden, polarisiert nach wie
vor: 52 Prozent der Befragten sehen dies
so (Vorjahr: 53 Prozent). Mag sein, dass
diese Entwicklung tatsächlich keine so
Digitales Lernen wird
intelligenter
MMB LEARNING DELPHI.
Das MMB Institut in Essen
fragte
Ende 2018 genau 66 deutsche E-Learning-Experten ausführlich zu ihrer Meinung:
Welche Trends werden in den nächsten drei Jahren das digitale Lernen prägen?
Die Antworten fassen wir stark verkürzt in diesem Beitrag zusammen.
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