Wirtschaft und Weiterbildung 1/2018 - page 30

personal- und organisationsentwicklung
• Was machen sie anders als deutsche
Unternehmen?
• Was kann man von ihnen lernen?
• Was lässt sich möglicherweise auf den
eigenen Bereich übertragen?
Die Frage, inwieweit sich Arbeitsweisen
und Führungsstile aus dem Silicon Val-
ley sich auch in deutschen Unternehmen
nutzen lassen, ist nicht trivial. Um den
Spirit des Silicon Valley auf deutsche Un-
ternehmen zu übertragen, haben deut-
sche Topmanager schon einen Innovati-
onstourismus dorthin gestartet.
Diese Reisen bleiben nicht ohne Kritik:
Der Querdenker Gunter Dueck etwa amü-
siert sich in einem Onlinebeitrag darüber,
wie deutsche Manager in die Google-
Zentrale pilgern, wo sie sich für ein paar
Stunden umschauen dürfen und dann be-
geistert zu wissen glauben, was sie im ei-
genen Haus tun müssen: eine Wand bunt
streichen, Hängematte und Tischkicker
platzieren – und die Order ausgeben:
„Seid agil!“.
Konsequent weitergedacht
So einfach ist es natürlich nicht – auch
wenn sich manche Begriffe wie „Agili-
tät“, die mit dem Silicon Valley verbun-
den werden, schon einen festen Platz im
Wortschatz deutscher Führungskräfte
gesichert haben. „Da müssen wir agiler
werden“, findet sich tatsächlich im Sprü-
che-Repertoire für das Wochenmeeting
bei vielen Führungskräften, aber auch bei
Beratern und Experten. Doch wer weiß
genau, was damit gemeint ist? Ist es viel-
leicht nur ein Synonym für die alte Forde-
rung, flexibler zu werden? Und was hat es
mit Holakratie auf sich? Sind „Rep-Links“
nicht doch einfach nur Führungskräfte
mit neuer Bezeichnung?
Natürlich ist nicht alles aus dem „Val-
ley“ neu. Ein Beispiel dafür ist die Idee,
Prototypen nicht nur für Softwarefunkti-
onalitäten zu entwickeln, sondern auch
zum Beispiel eine Organisationsidee als
Prototyp aufzubauen. Diese Idee gab es
wohl auch schon in der Vergangenheit.
Aber: Viele dieser Konzepte wurden im
Silicon Valley konsequent weitergedacht
und mit Instrumenten hinterlegt. Denn
wer beispielsweise beim Design Thin-
king nicht auf die richtigen Tools setzt,
riskiert, dass bei Organisationsprojekten
die Suche nach der „Wahrheit“ in ewigen
Diskussionsrunden dominiert.
Auch aus der konsequenten Umsetzung
des Prototypen-Konzepts ist Neues ent-
standen – und zwar gleich mehrere An-
sätze, die das Prototyping für verschie-
Die Strahlkraft des Silicon Valley ist
enorm: Die Produkte und Leistungen aus
dem berühmtesten Tech-Standort welt-
weit verbreiten sich seit Jahren in deut-
sche Unternehmen, und seit einiger Zeit
nimmt auch das Interesse an den dort
verwendeten Führungs- und Arbeits­
methoden zu. Nicht zuletzt die sprung-
haft-exponentielle Entwicklung von Un-
ternehmen wie Facebook und Google und
die Verbreitung ihrer Technologien haben
das Interesse an den Arbeitsmethoden
dieser Unternehmen befeuert.
Zudem geben sich die Innovationsführer
aus dem Silicon Valley recht freizügig:
Es scheint kaum Geheimnisse rund um
die Arbeitsmethoden zu geben. Unter-
nehmen wie Google gewähren sehr um-
fassende Einblicke in die Firmenkultur
und legen Methoden, Prinzipien, Instru-
mente offen. Nachteile daraus werden
offenbar nicht gefürchtet; es gehört zum
Kodex, zum Selbstverständnis und auch
zum Selbstvertrauen, sich der Kritik der
Öffentlichkeit auszusetzen. Diese offene
und transparente Form der Kommunika-
tion dürfte das Interesse an den Arbeits-
weisen zusätzlich beflügeln. Manager
deutscher Unternehmen fragen sich:
• Wie genau arbeiten die Unternehmen
im Silicon Valley?
Silicon Valley:
Konzepte mit Strahlkraft
TRENDS.
Das Silicon Valley in Kalifornien hat längst Kultstatus. Deutsche Topmanager
reisen in das Tech-Wunderland und hoffen, den „Spirit“ mit nach Hause nehmen und so
auch hier Innovationen fördern zu können. Unsere Autoren haben sich intensiv mit den
Konzepten aus dem Silicon Valley auseinandergesetzt und zeigen Anknüpfungspunkte für
deutsche Unternehmen.
Foto: porqueno / AdobeStock
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