wirtschaft und weiterbildung 10/2018 - page 16

menschen
16
wirtschaft + weiterbildung
10_2018
INTERVIEW.
Jörg Bachmann, Chef des Tagungshotels
Arcadeon in Hagen, hat viel über die Zukunft von
Workshops und Meetings nachgedacht und sein Haus
gründlich renoviert. Über alle Abteilungs- und Hierarchie­
grenzen hinweg sollen Unternehmen im Arcadeon
erfolgreich neue Ideen und Strategien entwickeln können.
Sie sind überzeugt davon, dass Ihr Raumdesign kreative
Prozesse auslösen kann. Wie geht das?
Jörg Bachmann:
Neues Denken braucht neue Räume, das ist
meine Leitidee. Die emotionale Seite unserer Gäste zu bewe­
gen – das ist unser Anspruch. Alle Räume unseres Hauses sind
sehr klar gegliedert. Unsere Gäste begreifen sofort: Hier geht es
um klare Strukturen, hier fokussiere ich. Wir wissen aus Erfah­
rung, dass kreative Prozesse etwas brauchen, um das Chaos zu
strukturieren. Dabei hilft zum Beispiel ein Raum wie „Hexa­
gon“ mit seinen überall wiederkehrenden sechseckigen Mus­
tern. Sie verstärken die Ordnungsbewegung in einer Gruppe
und lösen einen Kreativitätsschub aus. Anders in unserem
Raum „Wald“. Da sind die Menschen sofort bereit, ihren Geist
oder ihre Gefühle fließen zu lassen. Das ist eine zugleich uner­
wartete wie bekannte Welt, eine Waldlichtung, in der man sich
wohlfühlt. Sie sind entspannt und ganz da – ganz anders als
in einem Tagungsraum mit weißen Wänden der alten Prägung.
Wann und woran haben Sie gemerkt, dass Sie andere
Raumkonzepte anbieten müssen?
Bachmann:
Wenn Sie 20 Jahre ein Thema verfolgen, beobach­
ten Sie selbstverständlich die Veränderungen, die bei Gästen,
Mitarbeitern und Freunden durchgreifend auf alle Prozesse
wirken. Wir haben Erfolge gefeiert, mit denen nie zu rechnen
war und wir haben so ordentlich etwas vors Knie bekommen,
dass wir ebenso erstaunt waren. Jedes Mal, wenn wir ganz
Foto: Martin Pichler
Ein Hotelier erklärt,
wie er kreatives
Denken fördern will
oben oder ganz unten waren, haben wir uns gefragt: Wie geht
es weiter? Und zwar nicht theoretisch, sondern so, dass wir
erst auseinandergingen, wenn wir eine Lösung hatten. Wichtig
war, schnell und flexibel echte Entscheidungen zu treffen und
sie umzusetzen. Nicht „wir könnten“, sondern „wir machen
das, weil …“! Ich bin kein Konjunktivtyp. Das Arcadeon war
wirtschaftlich erfolgreich, aber ich spürte, dass wir zusammen
in die Jahre gekommen waren. Eine Art Unwohlsein im Jetzt.
Denn was ich sah, war schon mehr als 15 Jahre alt. An diesem
Punkt entscheiden sich viele, die Situation auszusitzen oder
eben einen neuen Weg zu gehen. Letzteres war meine Ent­
scheidung. Nicht aussitzen im Sinne von fortschreiben, son­
dern jetzt die nächste Stufe erklimmen. Es geht immer auch
um eine Vision, für die es bekanntlich keine Grenzen gibt.
Woher nahmen Sie die Gewissheit, dass Ihre Ideen richtig
sind?
Bachmann:
Diese Gewissheit gibt es nicht. Allerdings gibt es
in jeder Phase des Lebens Erfahrungen, die uns befähigen, auf
einem breiten Fundament zu stehen, das ein Vorankommen
in die Zukunft zulässt. Dabei sehe ich viele Fragen- und Auf­
gabenstellungen auf uns zukommen, auf deren Beantwortung
und Lösung ich mich sehr freue. Die Ideen, die wir in „Arca­
deon recreated“ umgesetzt haben, sind Teil der Antworten und
Lösungen, wie wir sie uns vorstellen können. Nicht, weil wir
mit Gewissheit sagen können, dass unsere Ansätze genau die
Claudia und Jörg Bachmann.
Die
Marketing- und Verkaufsleiterin und
ihr Ehemann, der Geschäftsführer des
Arcadeon, präsentierten ihr Haus auf der
Messe „Zukunft Personal“ in Köln.
1...,6,7,8,9,10,11,12,13,14,15 17,18,19,20,21,22,23,24,25,26,...68
Powered by FlippingBook