wirtschaft und weiterbildung 10/2017 - page 55

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wirtschaft + weiterbildung
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Keynote-Arena.
Der Besucher-
rekord machte sich auch vor
der zentralen Rednertribüne
der Messe bemerkbar.
Künstliche Intelligenz.
Zwei
Androide warten auf ihren
Auftritt zum Thema „Lernen mit
dem Roboter“.
form verbunden ist, soll die unübersicht-
lichen Karrierewege bei IBM übersichtli-
cher machen und den Mitarbeitern beim
Lernen helfen.
Zu mehr Gelassenheit im Umgang mit
den Themen „Digitalisierung“ und
„Künstliche Intelligenz“ hat auch Prof.
Dr. Julian Nida-Rümelin, Philosoph und
Staatsminister a.D., in seiner Keynote
„Ethik der digitalen Innovation“ auf-
gerufen. In den USA habe im Zeitraum
von 2004 bis 2014 der durchschnittliche
Zuwachs an Produktivität bezogen auf
alle Produktivitätsfaktoren bei nur 0,4
Prozent pro Jahr gelegen. Für ein Land,
das als Vorbild in Sachen Digitalisierung
gelte, sei das ein sehr niedriger und ge-
radezu „irritierender“ Wert. Die entspre-
chenden Zuwächse hätten von 1920 bis
1970 bei 1,9 Prozent pro Jahr gelegen.
Für andere Länder, die zum Beispiel mit
einem starken verarbeitenden Gewerbe
glänzen könnten, gebe es keine Notwen-
digkeit, sich unkritisch dem Digitalisie-
rungstrend zu unterwerfen.
Auf der anderen Seite warnte Nida-Rü-
melin auch davor, die Chancen der Digi-
talisierung zu verschlafen oder sich gar
der Angst hinzugeben, die Menschen
könnten bald von Computern und Ro-
botern beherrscht werden. Menschliche
Intelligenz und Entscheidungskompetenz
durch Algorithmen zu ersetzen, ist laut
Nida-Rümelin schlicht und ergreifend
nicht möglich. Der Philosoph schlug vor,
die Möglichkeiten der Digitalisierung zu
nutzen. Allerdings müsse dieser Prozess
parallel durch ein kritisches Nachdenken
begleitet werden, um einen durchaus
möglichen „Humanitätsverlust“ zu ver-
hindern.
Den Fortschritt nicht als
Getriebene ertragen
Ranga Yogeshwar, der TV-Moderator,
sprach über „Eine Gesellschaft im Um-
bruch – Wie Innovationen unsere Ar-
beit beeinflussen“. Allen, die Angst vor
der Zukunft und insbesondere vor der
Digitalisierung haben, empfahl er, den
Fortschritt nicht als Getriebene über sich
ergehen zu lassen, sondern die Chancen
des Neuen zu erkennen und zu nutzen.
Wer sich mutig auf das digitalisierte Ar-
beitsleben vorbereite, der werde überwäl-
tigt sein von den neuen „Freiheitsgraden“
der digitalen Kultur. Das Ausmaß und die
Auswirkung der Veränderung seien nur
ansatzweise zu erahnen, da sie expo-
nentiell erfolgten. Die Personaler sollten
es als ihre zentrale und vordringlichste
Aufgabe ansehen, Menschen zu helfen,
mit den neuen, digital geprägten Arbeits-
realitäten zurechtzukommen. Yogesh-
war hat diesem Thema sein neues Buch
(„Nächste Ausfahrt Zukunft“) gewidmet,
das am 5. Oktober bei Kiepenheuer er-
scheinen wird.
Thomas Sattelberger, Ex-Personalvor-
stand der Deutschen Telekom, betonte,
dass die digitale Transformation nur mit
einer wertefundierten Führung funktio-
niere. Die digitale Transformation setze
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