Wirtschaft und Weiterbildung 7-8/2017 - page 50

training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
07/08_2017
triadischen Denken, der etwa „Fokussie-
rung auf bestimmte Faktoren“ bedeutet
– wobei die Prämierung auf einen Faktor
immer zulasten anderer Faktoren geht.
Das Verfahren der Standortbestimmung
mit der Basis-Triade ist eine Kombination
aus strukturiertem Interview und Aufstel-
lungsarbeit, das mit dem Wechsel von
Komplexitätsinduktion, Komplexitätsre-
duktion und Komplexitätserhalt operiert.
Das Vorgehen: Man legt mit nur einem
Seil drei gleich große Schlaufen für die
drei Dimensionen des Begriffs Karriere:
• professioneller Werdegang (in Form
von Qualifizierungen)
• Biografie (der Entwicklung der Person,
der Stärken und Schwächen)
• berufliche Laufbahn (als der Über-
nahme von Funktionen).
Dazu stellt sich der Klient mit seinen
Füßen in eine Schlaufe (zum Beispiel
die Schleife „Laufbahn“) und beant-
wortet die Frage: „Welche Themen sind
hier im Moment für mich wichtig?“ Die
Beraterin schreibt Stichworte auf Karten
und der Klient legt sie am Schluss in die
Schlaufe. Dasselbe passiert mit der zwei-
ten und dritten Schlaufe. Klient und Be-
raterin stellen sich danach außerhalb der
Schlaufen. Der Klient beschreibt, was ihm
auffällt. Im Anschluss daran folgt die Prä-
mierungsanalyse mit der Frage: „Welche
Dimension hat im Moment welche Be-
deutung für meine Karriere?“ Der Klient
wird aufgefordert, die Bedeutung der Be-
reiche durch die Größe der Schlaufen zu
symbolisieren. Hier wird sinnlich erfahr-
bar gemacht, dass das Vergrößern eines
Bereichs auf Kosten eines anderen geht.
Dann folgt die Erhebung emotionaler
Daten: Der Klient stellt sich nacheinan-
der in jede der Schlaufen, die nun ver-
schieden groß sind. Die Beraterin fragt:
„Wie fühlt es sich an? Verspüren Sie
einen Impuls? Was wird klar?“ Der Klient
dissoziiert sich wieder und stellt sich au-
ßerhalb der Schlaufen. Jetzt geht es um
die Bewertungen der Situation, mögliche
Konsequenzen und Handlungsoptionen.
Wie die Standortbestimmung im Falle des
Ingenieurs ausgesehen hat, zeigt die Wie-
dergabe seiner Antworten.
1. Schritt:
Sammlung der Themen
a) Laufbahn
• Karriere wollte ich nicht machen.
• Einer musste es ja machen. Ich bin
lange genug dabei und kenne den
Laden und bin meiner Firma dankbar.
• Ich dachte, das kriege ich auch hin.
• Das Gehalt hat mich natürlich auch ge-
lockt.
• Managementtätigkeit ist für mich nicht
das Richtige.
• Habe Sorge, dass ich meinen guten Ruf
in der Firma verliere, wenn es noch
lange so weitergeht.
• Ich kann doch nicht wieder einen
Schritt zurück, die Stelle gibt’s nicht
mehr und das wäre auch gegen meinen
Stolz.
• Ich kann mir kaum vorstellen, in eine
andere Firma zu wechseln.
• Eigentlich will ich bleiben.
b) professioneller Werdegang
• Ich vermisse meine Ingenieursarbeit,
die Entwicklung guter und präziser Lö-
sungen für technische Probleme.
• Ich habe Sorge, dass ich bald fachlich
abgehängt sein werde.
• Würde mich gern um die neuen The-
men kümmern.
• Richtige Arbeit heißt, neue Produkte zu
schaffen.
• Ich würde mich spezialisieren auf …
• Ich bin Ingenieur geworden, weil ich an
technischen Lösungen für eine bessere
Welt, eine gesunde Umwelt mit saube-
rer Energie mitarbeiten wollte.
c) Biografie
• Habe es weit gebracht, meine Eltern
sind stolz auf mich.
• Mein Vater wäre gerne Ingenieur ge-
worden, aber etwas kam dazwischen.
• Ich leide darunter, dass ich meine Fami-
lie vernachlässige.
• Bin nur noch mit der Arbeit beschäftigt,
auch gedanklich in der Freizeit.
• Noch spielt meine Gesundheit mit, aber
ich schlafe oft schlecht.
• Bin Mitte 40, was soll jetzt kommen?
2. Schritt:
Prämierungen vornehmen
Die Beraterin bittet, die Bedeutung der
Dimensionen durch eine Veränderung der
Größe der Schlaufen darzustellen. Das
Kriterium für die Größe ist: Wohin geht
die meiste Zeit und Energie? Herr M. ver-
größert die „Laufbahn-Schlaufe“, was auf
Kosten des „professionellen Werdegangs“
(oder, wie M. lieber sagt, der fachlichen
Entwicklung) geht. Er vergrößert schließ-
lich die Schlaufe „fachliche Entwicklung“
auf Kosten der „Biografie-Schlaufe“. Er
stellt sich hinein, hat in diesen beiden
Schlaufen „fachliche Entwicklung“ und
„Biografie“ kaum Platz, tritt auf die aus-
gelegten Karten und hat den Impuls, die
„fachliche Entwicklung“ sofort wieder zu
vergrößern, Platz zu schaffen. Die Berate-
rin bittet ihn, das auszuhalten, seine Ge-
danken und körperlichen Empfindungen
wahrzunehmen. Die Laufbahn-Schlaufe
ist sehr groß, darin fühlt er sich verloren,
als er sich hineinstellt und seine inneren
Resonanzen erspüren soll.
3. Schritt:
Die Bewertung
Bei der Bewertung der Ergebnisse und der
Impulse, die er von einer beobachtenden
Position außerhalb der Schlaufen macht,
wird ihm klar, dass die Entscheidung vor
R
Die Triade.
Der Klient visualisiert „Person“, „Profession“ und „Funktion“ mit einem Seil.
Vergrößert er einen Bereich, geht das ganz offensichtlich zulasten eines anderen.
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