Wirtschaft und Weiterbildung 7-8/2017 - page 38

personal- und organisationsentwicklung
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wirtschaft + weiterbildung
07/08_2017
niemandem das Denken abnehmen darf,
indem man ihm vorsagt, was er zu tun
hat. Die Mitarbeiter sollen selbst über
die Lösungen nachdenken und schier
verzweifeln. Wenn sich dann ein Durch-
bruch erzielen lässt, dann trägt das we-
sentlich zur Stärkung des Selbstbewusst-
seins bei und der Mensch hat eine Basis
für weiteres Wachstum gewonnen.
Wenn man wirklich am Verzweifeln ist,
dann fällt einem auch irgendeine Lösung
ein. Wenn man nicht genug verzweifelt
ist, wird die Sicht auf das Problem häu-
fig von dem bereits vorhandenen Wissen
oder der eigenen Voreingenommenheit
verstellt und das Denken behindert.
Die Kraft der Verzweiflung
Taiichi Ohno, der ehemalige Vizepräsi-
dent von Toyota, benutzte ein Wortspiel,
in dem drei Begriffe vorkamen, die alle
drei auf japanisch als „Nôryoku” gleich
ausgesprochen, aber anders geschrieben
werden. Um Dinge effizient zu erledigen,
braucht es laut Ohno gleichermaßen Ge-
schick und Intelligenz und die Fähigkeit
des „Verzweifelns“, die Fähigkeit, bis an
die eigenen Grenzen zu gehen, um diese
zu überschreiten.
Deshalb ist es bei Toyota die Aufgabe
des Vorgesetzten, sich zu überlegen, wie
man den Mitarbeitern ausreichend harte
Nüsse zum Knacken geben könnte. Mit-
arbeitern, die bereits gelernt haben, selbst
nachzudenken, sollte man schwierige
Aufgaben geben, an denen sie zu „bei-
ßen“ haben.
OJT Solutions
R
Erfahrene Toyota-Manager berichten aus ihrer Praxis
Bei den OJT-Mitarbeitern handelt es sich ausschließlich
um ehemalige Toyota-Führungskräfte. Es gibt bei Toyota
den Grundsatz, immer den Besten aus einer Mannschaft
herauszunehmen, um ihn weiterführenden Herausfor-
derungen zuzuführen. Dies basiert auf der Überzeugung,
dass Menschen die Gabe haben, sich aus innerem Antrieb
weiterzuentwickeln, wenn sie erreichbare Ziele und Heraus-
forderungen im Alltag vor Augen haben. Ab einer gewissen
Hierarchieebene aufwärts wird die Anzahl der anspruchs-
vollen Posten naturgemäß geringer.
Gute Führungskräfte erhalten deshalb oft auch die Chance,
bei Bewährung in eine zum Toyota-Konzern gehörende
Buchtipp.
Als Autor des Buchs „Toyotas Geheimrezepte für die Mitarbeiterentwicklung“ wird vom
Verlag die Unternehmensberatung „OJT Solutions“, eine Tochter von Toyota Motors, genannt. Das ist
ungewöhnlich, aber offenbar haben alle 50 Trainer und Berater einen wichtigen Beitrag geleistet.
Prof. Dr. Constantin May.
Er veröffentlichte „Toyotas
Geheimrezepte“ am CETPM
Institut an der Hochschule
Ansbach.
Buchtipp.
OJT Solutions:
Toyotas Geheimrezepte
für die Mitarbeiterentwick-
lung, CETPM Publishing,
174 Seiten 39,95 Euro
Beratungsgesellschaft zu wechseln, um dort ihr Wissen
unverfälscht, seriös und professionell zu vermarkten.
Die Bücher, die OJT veröffentlicht hat, haben in Japan mitt-
lerweile Kultstatus erlangt. Mit „Toyotas Geheimnisse“
erhalten deutsche Leser Dank des Einsatzes der CETPM
GmbH, einem Institut an der Hochschule Ansbach, Her-
rieden, einen ausgesprochen praxisnahen Einblick in die
Kunst der Mitarbeiterentwicklung in fünf Kapiteln:
1.
Menschen entwickeln – wie Toyota denkt
2.
Denkfähigkeit entwickeln – wie Toyota Probleme löst
3.
Motivation erzeugen – wie Toyota lehrt
4.
Teams fördern – wie Toyota kommuniziert
5.
Wertschöpfung steigern – wie Toyota Manager bildet.
Toyotas Weg zur Erhöhung der Produktivität versteht man
besser, wenn man Arbeitskräfte einer bestimmten Produk-
tionseinheit mit einem starken Fussballteam vergleicht.
Ein Mannschaftsspiel ist kein mechanischer Prozess, der
ausschließlich logischen Gesetzmäßigkeiten folgt. Was die
Stärke einer Mannschaft in einem Spiel ausmacht, kann
man nicht linear beschreiben und dann für eine Anleitung
zum sicheren Sieg nehmen. Viel zu komplex sind die Wech-
selwirkungen von individuellen Stärken, kollektivem Zusam-
menspiel und äußeren Umständen. Wer kapieren will, wie
eine gute Fußballmannschaft zu ihren Siegen kommt, der
sollte sich die Erzählungen der Spielern (Innensicht) anhö-
ren: Worauf sie zum Beispiel in welchen Momenten achte-
ten oder was aus ihrer Sicht die wichtigste Voraussetzung
für ein Weiterkommen war. Aus solchen Details können
Interessierte wertvolle Hinweise entnehmen. So ist auch
dieses Buch mit seinen vielen Fallbeispielen zu nutzen.
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