mba kompendium
        
        
          2016/17
        
        
          21
        
        
          Donat:
        
        
          Leider folgen auch renommierte Hochschu-
        
        
          len manchmal diesen Modewellen, um so neue
        
        
          Studenten zu gewinnen. Schließlich ist der Wett-
        
        
          bewerb um zahlende Studenten groß. Aber die
        
        
          meisten Unternehmen sind eher an Mitarbeitern
        
        
          mit breit aufgestellten Qualifikationen interessiert.
        
        
          So brauchen wir als Management- und Technologie-
        
        
          beratung vor allemMitarbeiter mit generalistischem
        
        
          Managementwissen, die in der Lage sind, IT an den
        
        
          Geschäftszielen unserer Kunden auszurichten. Sie
        
        
          müssen Trends in Innovationsfelder und Produkte
        
        
          übersetzen, um Unternehmen auf Zukunftsmärkte
        
        
          vorzubereiten. Dazu müssen sie in der Lage sein,
        
        
          die unterschiedlichsten Disziplinen zu vernetzen.
        
        
          Ich schaue mir daher das Curriculum immer sehr
        
        
          genau an. Welche Fächer werden dort in welchem
        
        
          Umfang gelehrt? Ergibt das ein geschlossenes Qua-
        
        
          lifikationsbild oder ist das nur eine ganz spezifische
        
        
          Weiterbildung?
        
        
          Wie eng sollte die Wirtschaft mit Hochschulen
        
        
          zusammenarbeiten?
        
        
          Donat:
        
        
          Eine enge Zusammenarbeit hat sich – nicht
        
        
          zuletzt durch den Erfolg der dualen Studiengänge
        
        
          – längst bewährt. Aber wir müssen genau darauf
        
        
          achten, wer welchen Part übernimmt. Wenn ein
        
        
          Unternehmen stark genug ist, kann es heute sei-
        
        
          nen eigenen Studiengang designen. Die Hochschule
        
        
          führt ihn dann quasi nur noch aus. Das halte ich für
        
        
          problematisch. Hochschulen müssen in erster Linie
        
        
          ihren Bildungsauftrag erfüllen und auf die Einhal-
        
        
          tung ihrer Qualitätsstandards achten. Erst in zwei-
        
        
          ter Linie sollten sie die Wünsche der Unternehmen
        
        
          berücksichtigen.
        
        
          Ein MBA-Studium ist relativ teuer. Entscheiden
        
        
          Unternehmen vor diesem Hintergrund nicht zu oft
        
        
          nur nach dem Preis?
        
        
          Donat:
        
        
          Nur auf den Preis zu achten, ist die falsche
        
        
          Herangehensweise. Da muss man sich als Perso-
        
        
          nalmanager mit dem Mitarbeiter zusammensetzen
        
        
          und gemeinsam überlegen, was Sinn macht. Ich
        
        
          habe schon bei etlichen von Mitarbeitern vorge-
        
        
          schlagenen Studiengängen eine Unterstützung ab-
        
        
          gelehnt, weil die Ausbildungsqualität einfach nicht
        
        
          ausreichend war. Da braucht das Unternehmen ein
        
        
          Mitspracherecht, aber es muss auch flexibel reagie-
        
        
          ren. Wenn ich dem Mitarbeiter 2.000 Euro für sein
        
        
          MBA-Studium gebe, kann ich nicht erwarten, dass
        
        
          er 30.000 Euro für ein Programm an einer Topschu-
        
        
          le zahlt. Ein gutes berufsbegleitendes MBA-Studium
        
        
          kostet nun mal 20.000 bis 30.000 Euro.
        
        
          Wie können Unternehmen ihren Mitarbeitern mehr
        
        
          Orientierung bieten?
        
        
          Donat:
        
        
          Jedes Unternehmen sollte eine Datenbank
        
        
          mit den Hochschulen und Studiengängen aufbau-
        
        
          en, mit denen es zusammenarbeitet. Zudem emp-
        
        
          fehle ich, ein Forum im Intranet aufzubauen, wo
        
        
          man Fragen stellen kann und von den Erfahrungen
        
        
          der MBA-Studenten und Absolventen profitieren
        
        
          kann. Da zeigt sich dann auch manchmal sehr di-
        
        
          rekt, was ein Angebot taugt.
        
        
          Viele Unternehmen versuchen mit Bindeklauseln
        
        
          zu verhindern, dass ein Mitarbeiter nach dem
        
        
          Master-Studium geht. Wie sinnvoll ist das?
        
        
          Donat:
        
        
          Natürlich will das Unternehmen sein Invest-
        
        
          ment mit einer Bindeklausel absichern. Wer dann
        
        
          früher kündigt, muss eben einen Teil der Kosten
        
        
          zurückzahlen. In der Realität ist das nicht immer
        
        
          wirksam. Wenn ein anderes Unternehmen den
        
        
          Mitarbeiter gewinnen möchte, übernimmt es die
        
        
          Kosten oftmals als eine Art Ablöse. Und natürlich
        
        
          werden qualifizierte Mitarbeiter auch eher vom
        
        
          Wettbewerber gesehen und angesprochen. Es gibt
        
        
          Mitarbeiter, die dann einfach gehen und andere,
        
        
          die bleiben oder ein Gespräch suchen. Das ist im-
        
        
          mer eine Gratwanderung. Aber das Risiko muss ich
        
        
          eben eingehen. Es gibt nun mal keine Alternative
        
        
          zu einem qualifizierten Mitarbeiter.
        
        
          Bärbel Schwertfeger