 
          messen und kongresse
        
        
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          wirtschaft + weiterbildung
        
        
          09_2016
        
        
          „Der Computer wird schon bald zum
        
        
          persönlichen Lehrer oder Trainer“, sagen
        
        
          Sie. Er werde zum Beispiel ins Handy
        
        
          integriert sein wie Siri. Wie soll das
        
        
          funktionieren?
        
        
          Prof. Dr. Fritz Breithaupt:
        
        
          Diesen persön-
        
        
          lichen Trainer können wir uns so ähnlich
        
        
          vorstellen wie Siri bei den Apple-Produk-
        
        
          ten. Über eine Software kann man ständig
        
        
          mit einer lehrenden Stimme in Kontakt
        
        
          treten und sich in dialogischer Form wei-
        
        
          terbilden.
        
        
          Berühmt ist, wie Heinrich Schliemann,
        
        
          der Entdecker Trojas, Sprachen gelernt
        
        
          hat oder gelernt haben soll. Schliemann
        
        
          hat viele Sprachen fließend gesprochen,
        
        
          sodass ihn Einheimische für Mutter-
        
        
          sprachler hielten. Er hat dafür einfach mit
        
        
          Native Speakern geredet – ohne irgend-
        
        
          welches Vorwissen. Im Hin und Her des
        
        
          Dialogs beherrschte er die Sprache bereits
        
        
          nach etwa sechs Wochen fließend. Diesen
        
        
          Ansatz nutzt auch das neue, digitale Ler-
        
        
          nen. Man lernt durchs Reden, durch die
        
        
          Dialoge, dadurch, dass man Fehler macht
        
        
          und nicht durch das Pauken der Gramma-
        
        
          tik. Wer nur zuhört, baut sein Vokabular
        
        
          nur sehr viel langsamer auf als derjenige,
        
        
          der es sofort kritisch benutzt – und na-
        
        
          türlich auch korrigiert wird. Das betrifft
        
        
          nicht nur das Lernen von Sprachen, son-
        
        
          dern funktioniert auch bei allen anderen
        
        
          Themen so – in Naturwissenschaften
        
        
          oder bei kompliziertem Management
        
        
          wissen. Es wird aber nicht nur diesen
        
        
          digitalen Lehrer als einzige Lernform
        
        
          geben, die alle anderen komplett ersetzt.
        
        
          Das wird ein schrittweiter Übergang sein
        
        
          und viele Aus- und Weiterbildungsmög-
        
        
          lichkeiten werden parallel existieren.
        
        
          Wenn der Computer schon
        
        
          bald den Lehrer ersetzt ...
        
        
          KEYNOTE „ZUKUNFT PERSONAL“.
        
        
          Professor Fritz Breithaupt, Professor und Leiter des
        
        
          Department of Germanic Studies an der Indiana University Bloomington (USA),
        
        
          behauptet, dass bald maßgeschneiderte Computerprogramme zu persönlichen Lehrern
        
        
          würden. In spätestens zwanzig Jahren werde herkömmlicher Unterricht durch das
        
        
          Gespräch mit einem virtuellen Lehrer ersetzt.
        
        
          Foto: Andrey Popov / AdobeStock