messen und kongresse
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wirtschaft + weiterbildung
09_2016
Weg langführt. Er kann nur noch den Pro-
zess organisieren, damit die Organisation
eine Antwort findet“, meinte Keese.
Personaler zu „smarterem“
Denken aufgerufen
Manager Keese präsentierte allerdings
„nur“ einen bereits gehaltenen Vortrag.
Das mag für die meisten Zuhörer unpro-
blematisch sein. Es wirft aber kein gutes
Licht auf den Veranstalter, dass Keese
denselben Vortrag (inklusive Folien und
Anekdoten) wenige Wochen zuvor bei
der Konkurrenz (DGFP) am selben Ort
(Berlin) für dasselbe Publikum (HR-Fach-
leute) gehalten hat. Die Wiederholung
von Altbekanntem war mehrfach zu be-
obachten: Christian Illek, Personalchef
der Telekom, hatte seine provokativen
Thesen bereits auf dem DGFP-Kongress
vertreten, Inhalte und Folien unterschie-
den sich aber.
Richard David Precht und Prof. Dr. Man-
fred Spitzer hatten bereits auf der Bran-
chenmesse „Zukunft Personal“ gespro-
chen und auch das Start-up-Thema hatte
die DGFP wesentlich früher aufgegriffen.
Um nicht missverstanden zu werden: Die
Referenten boten gute Vorträge. Doch
für den Anspruch, frischen Wind in die
Szene zu bringen, hat zumindest ein
neuer Kopf gefehlt.
Mit einer grandiosen Performance insze-
nierte sich SAP-Personalvorstand Stefan
Ries: In Turnschuhen, T-Shirt und Jeans
schwebte er zu Klängen von Udo Linden-
berg auf die Bühne, brachte einen Zeich-
ner mit, der seinen Vortrag zu „Die Zu-
kunft ist da“ in Echtzeit illustrierte. Mit
Coolness versuchte er den Personalern
Mut zu machen. „Wir sollten nicht darü-
ber diskutieren, ob wir am Vorstandstisch
sitzen, sondern handeln“, sagte Ries und
warb dafür, Udo Lindenberg nachzuei-
fern: 70 Jahre alt, drei Stunden Perfor-
mance und 36 Lieder – das sei eine tolle
Performance, an der sich die Personalar-
beit orientieren könne. Er postulierte drei
Erfolgskriterien für eine gute Personalar-
beit: Standardisierung, Simplifizierung
und Kundenzufriedenheit.
Und eine weitere Botschaft hatte er im
Gepäck: Zahlen, Daten, Fakten seien für
Personaler extrem wichtig. „Wir brau-
chen dabei kein Big Data, wir müssen
smart denken“, sagte das BPM-Präsidi-
umsmitglied Ries und ging auf Grund-
lage dieses „konzeptionellen Rahmens“
bruchlos in die werbliche Vorstellung
eines neuen SAP-HR-Tools über, das Echt-
zeitdaten vorführte. Der Werbeslot, der
ohne Augenzwinkern vorgetragen wurde,
sorgte am Abend für reichlich Diskussio-
nen. Zum Thema „Werbung“ sei noch an-
gemerkt, dass fast die Hälfte der Vorträge
über Werbepakete (Stand plus Vortrag)
verkauft wurde. Diese Vorträge wurden
im Programm aber nur mit dem Hinweis
„Expert Session“ kenntlich gemacht.
Die starke Kommerzialisierung des inhalt-
lichen Kongressprogramms mag für einen
privaten Veranstalter zielführend sein, für
einen Verband, der sich die Förderung der
Profession auf die Fahnen geschrieben
hat und sich am Prinzip der Gemeinnüt-
zigkeit messen lassen muss, ist das ein
schmaler Grat. Das BPM-Präsidium ist ge-
fordert, klarere Grenzen zu ziehen. Nach
einer rasanten Aufwärtsentwicklung in
den vergangenen Jahren hat der „Perso-
nalmanagementkongress“ in diesem Jahr
erstmals an Strahlkraft eingebüßt.
Reiner Straub
Auf Grundlage einer Mitgliederbefra-
gung warnte Dr. Elke Eller, die amtie-
rende BPM-Präsidentin, die HR-Szene
in Deutschland vor einem erheblichen
Nachholbedarf in Sachen „Digitalisie-
rung der Personalarbeit“. Eine gute digi-
tale Reife gebe es nur bei 40 Prozent der
befragten Unternehmen, während 90
Prozent damit rechnen, dass sie sich in
den nächsten Jahren damit auseinander-
setzen müssten. Diese Kluft solle schnell
geschlossen werden, so Eller. Der BPM
wolle seinen Beitrag leisten. Eine der Ini-
tiativen dazu sei die neue Mitglieder-App,
die eine digitale Verbandskommunikation
unterstützen solle und eigene Erfahrun-
gen in einer digitalisierten Kommunika-
tion möglich mache.
Mit der digitalen Disruption beschäftigte
sich auch Christoph Keese in der ersten
Keynote des Kongresses, die unter dem
Titel „Silicon Valley – was aus dem mäch-
tigsten Tal der Welt auf uns zukommt“
stand. Aus Sicht des Axel-Springer-Ma-
nagers stellen die amerikanischen Inter-
netfirmen eine große Bedrohung für die
deutsche Wirtschaft dar. „Die zehn wert-
vollsten Firmen kommen heute alle aus
den USA. Fünf davon sind rein digitale
Unternehmen“, so Keese. Kennzeichen
dieser Firmen sei, dass sie selbst keine
Assets hätten, sondern nur Plattformen
betrieben. „Facebook ist die größte Me-
dienfirma der Welt, hat aber selbst keine
Medien. Airbnb ist die größte Hotelkette
der Welt, ohne selbst Betten zu haben“,
hob Keese hervor. Der Plattform-Kapi-
talismus, wie er die Digitalwirtschaft
nannte, erfordere im Übrigen ein neues
Führungsmodell, Netzwerke seien Hier-
archien überlegen. „Der Geschäftsführer
kann nicht mehr wissen, wo der richtige
Zu viele Werbevorträge
PERSONALMANAGEMENTKONGRESS 2016.
Mit frischem Wind will der Bundesverband
der Personalmanager (BPM) die Personalszene voranbringen. Beim „Personalmanage
mentkongress 2016“, der im Juli in Berlin stattfand (1.500 Besucher, 70 Vorträge), war
davon aber nur wenig zu spüren.