wirtschaft und weiterbildung 9/2015 - page 28

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wirtschaft + weiterbildung
09_2015
titelthema
Positive Lernschleifen durch Feedback
Negative Abwertungszirkel
Wendepunkt durch Aussprechen
von Gefühlen und Verhaltensfeedback
Ich bin o.k.
Du bist nicht o.k.
Ich bin o.k.
Du bist nicht o.k.
Ich bin nicht o.k.
Du bist o.k.
Ich bin nicht o.k.
Du bist o.k.
Selbstbild beginnt sich zu formen. Zuneh-
mend gewinnen sie Vertrauen, Wahrneh-
mungen auszutauschen, und interessie-
ren sich für das Fremdbild der Kollegen.
Vorsichtig treten sie aus der Abhängigkeit
ihrer Vorurteile und Vorstellungen he-
raus, testen sich selbst und andere und
setzen sich mit dem eigenen Wertsystem
und den Wertsystemen der anderen aus-
einander. Sie klären und überprüfen ihre
Eindrücke, Vorurteile und Hypothesen
übereinander. Sie werden sich bewusst,
wie ihre Annahmen von sich selbst, von
den anderen und von der Gruppe und der
Gruppendynamik in der unmittelbaren
Gegenwart ihr Verhalten bestimmen.
4 Das eigene System
entsteht.
Die Teilnehmer entwickeln Regeln und
konstruieren ihre eigene Gruppendyna-
mik, auf die sie stolz sind. Sie fühlen sich
der Gruppe zugehörig und sanktionieren
abweichendes Verhalten. Aus individu-
ellen Zielen entsteht ein gemeinsames
Gruppenziel. Nach einigen Sitzungen,
abendlichen Diskussionen und Übungen
finden die Teilnehmer einen Weg, sich
selbst als Gruppe mit eigenem Charak-
ter zu etablieren. Mit fortschreitendem
Gruppenprozess steigt auch die Aktivität
der Trainer. Sie steuern selbst Analysen
der Gruppenvorgänge bei, äußern gege-
benenfalls auch die eigenen Gefühle und
stehen Modell für ihre eigene Philosophie
und Theorie sozialen Handelns.
5 Mit Feedback zum
sozialen Quantensprung.
Auf dem Höhepunkt des Seminars lässt
sich die Gruppe unter eigener Feedback-
leitung auf ein Soziogramm ein. Die
Teilnehmer geben zuerst noch mit Du-
Botschaften, Ratschlägen, Interpretati-
onen und Wertungen Feedback. Indem
die Trainer Feedback dazu geben, finden
die Teilnehmer bald zu einer einander
wertschätzenden und nicht verletzenden
Kommunikation. Sie finden einen Stil,
einander authentisches und wertschät-
zendes Feedback zu geben und so ihre
Beziehungen abzuklären.
Dieses Feedback hat eine doppelt heil-
same Wirkung: Entlastung von emotiona-
lem Druck für den Sender und Möglich-
keit, etwas über die eigene Wirkung zu
erfahren, für den Empfänger. Vergleich-
bar ist dies mit einem sozialen Quanten-
sprung – aus blockierender Verspannung
entsteht wertschätzende Interaktion. Dies
schafft die Voraussetzung für eine Kultur
der Kooperation, in der Teufelsspiralen
der gegenseitigen Abwertung unterbro-
chen und umgekehrt werden. Wider-
standsenergie wird in Kooperationsener-
gie umgewandelt. Die Teilnehmer lernen,
sich gegenseitig aus unterschiedlichen
Perspektiven wahrzunehmen und erfah-
ren, wie sie ihre eigene Wahrheit kons-
truieren. Hinzu kommt die Fremdwahr-
nehmung: Das Erkennen eigener blinder
Flecke löst sowohl Irritation und Verwun-
derung als auch Erleichterung und Selbst-
vertrauen aus. Kurt Lewin nennt dies in
seinem Drei-Phasen-Modell zutreffend
„Unfreezing“, was die Grundlage aller
Veränderung ist.
Fazit:
Wir lernen und verändern uns,
indem wir Gefühle und Beobachtungen
wahrnehmen und aussprechen. Die ei-
gene authentische Kraft und Autorität
wird der Autorität des anderen gegen-
übergestellt. Soziales Lernen bedarf der
Konfrontation durch eine Fremdwahrneh-
mung des Gegenübers, damit Konflikte
im nächsten Schritt zur Wiedervereini-
gung und zur Reintegration führen kön-
nen. Aus individuellem wächst soziales
und gruppendynamisches Lernen. Sobald
die Teilnehmer aktiv werden und sich
erlauben, mit ihrem eigenen Verhalten,
Denken und Fühlen zu experimentieren,
findet ein Energiewandel, gleichsam als
magisches Ereignis, statt. Für viele wird
diese Erfahrung zu einem essenziellen
Erlebnis. Auch wir Trainer haben uns als
jahrelang achtsame Begleiter dieser Pro-
zesse das Staunen über das Wunder der
Gruppendynamik bewahrt.
Dr. Hans Rosenkranz
R
Positive Lernschleifen erzeugen
Hintergrund.
Feedback hat laut Gruppendynamik eine
heilsame Wirkung, die einem „sozialen Quantensprung“
gleichkommt – aus einer blockierenden Verspannung
entsteht eine wertschätzende, aufbauende Interaktion.
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