wirtschaft und weiterbildung 05/2015 - page 40

training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
05_2015
daher werde der Markt für internationale
MBA-Programme auch weiter wachsen.
An der europäischen Topschule Insead
gibt es bereits seit 2007 einen gemein-
samen Executive MBA mit der Tsinghua
University in Peking (Studiengebühren
100.000 US-Dollar). Inzwischen haben
271 Manager den TIEMBA, wie das
Tsinghua-Insead EMBA Programm abge-
kürzt wird, absolviert. Im letzten EMBA-
Ranking der Financial Times landete der
Studiengang sogar auf Platz drei welt-
weit. Das Studium dauert 18 Monate und
umfasst zehn Module, fünf davon finden
in Peking statt, der Rest in Singapur, Abu
Dhabi und Fontainebleau bei Paris, den
drei Standorten von Insead. Dabei ver-
bringen die Teilnehmer insgesamt zwölf
Wochen auf dem Campus. „Zielgruppe
sind Manager, die in China tätig sind oder
mit einem chinesischen Unternehmen
zusammenarbeiten und vertieftes Wissen
suchen“, erklärt Professor Peyer. Auch am
Insead beobachtet man ein zunehmendes
Interesse bei Managern aus chinesischen
Unternehmen. „Die Ausrichtung hat sich
deutlich verändert“, sagt Peyer. „Immer
mehr Firmen suchen nach Expansions-
möglichkeiten im Westen und wollen
wissen, wie man dort Geschäfte macht.“
In der aktuellen Klasse sind 13 Nationa-
litäten vertreten. Darunter seien natür-
lich auch viele Chinesen, die im Ausland
leben, so Peyer. Die durchschnittliche
Berufserfahrung der 38 Teilnehmer liegt
bei 13 Jahren. Rund ein Viertel wird von
ihrem Arbeitgeber gesponsert.
Vereinzelt sind auch deutsche Teilneh-
mer dabei. Auf der Insead-Homepage
R
China-Experte bei Miele
„Ich bin ein Miele-Kind“, sagt Björn Altemeier und dabei
schwingt Stolz mit. Der 36-Jährige hat seine Ausbildung
und sein duales Studium zum Diplom-Betriebswirt bei
beim Hersteller von Haushaltsgeräten mit Sitz in Gütersloh
absolviert. Hinzu kam ein Fernstudium zum Wirtschaftsin-
genieur. Von 2008 bis Anfang 2013 ging Altemeier dann
für Miele nach China. Dort begleitete er zunächst als
Assistent der Geschäftsführung den Aufbau eines Wer-
kes in Dongguan in Südchina und war danach zwei Jahre
zuständig für den Aufbau und die Optimierung der Ferti-
gung.
Um „etwas in der Hand zu haben“, absolvierte der Mana-
ger ein berufsbegleitendes Executive-MBA-Studium, das
die Mannheim Business School zusammen mit der Tongji
Universität in Shanghai anbietet. Je drei der Module des
Studiums finden in Mannheim und Shanghai statt. Miele
unterstütze Altemeier beim Studium. „Wenn ein Unterneh-
men einen Mitarbeiter ins Ausland schickt, ist der doch vor
allem mit dem Alltagsgeschäft beschäftigt“, erklärt Alte-
meier. Durch das MBA-Studium habe er zusätzlich zur Pra-
xis ein viel tieferes Wissen über die Wirtschaft und Kultur
bekommen. „Gerade in den zahlreichen Gruppenarbeiten
habe ich hautnah erlebt, wie Chinesen denken“, erinnert
sich der Miele-Manager.„Da wurde oftmals sehr offen und
kritisch diskutiert.“ Das habe er bei seinem Job in China in
der Form nicht erlebt.
Besonders gut kann er sich an ein Rollenspiel erinnern,
in dem er als deutscher Manager eines Joint-Ventures
Qualitätsprobleme in China ansprechen sollte, obwohl
das Joint-Venture zu platzen drohte. „Ich habe dabei voll
mein Gesicht verloren, weil ich zu ungeduldig war“, amü-
Porträt.
Björn Altemeier begleitete in China für den Gütersloher Vorzeige-Mittelständler Miele
& Cie. KG den Aufbau einer Fertigungsanlage. Nebenberuflich fand er noch die Zeit, seine
praktischen Erfahrungen im Rahmen eines MBA-Studiums akademisch zu vertiefen.
Björn Altemeier.
Er gilt
bei Miele aufgrund
seiner fünfjährigen
Erfahrung vor Ort
als einer der besten
China-Kenner.
siert er sich noch heute. Vor allem die Reflexion über sein
Verhalten und die umfangreichen historischen und kul-
turellen Hintergründe für das völlig andere Herangehen
der Chinesen an Probleme hätten ihm sehr viel gebracht.
„Man bekommt viele Werkzeuge an die Hand, wie man
sich adäquat in der Kultur bewegen und gute Ergebnisse
erzielen kann“, sagt Altemeier. Sehr wertvoll seien auch
die Firmenbesuche in China gewesen. Dabei hat er seine
Klasse auch in das Miele-Werk in Südchina eingeladen und
neben einer Werkstour Fachgespräche zum Thema Lean
Production mit den Managern vor Ort organisiert. Und die
Kontakte, die er während seines Studiums geknüpft hat,
werden ihm auch künftig helfen.
Foto: Miele
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