training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
05_2015
vom rechten Weg frühzeitig signalisierte.
Also bekamen die Verantwortlichen in
den Bereichen sowie im Steuerungsteam
des Projekts die Fehlentwicklungen nicht
rechtzeitig mit. Folglich konnten sie auch
nicht gegensteuern. Also wurstelten alle
Beteiligten weiter so vor sich hin, als sei
alles im Lot. Bis das Scheitern so offen-
sichtlich wurde, dass es nicht mehr ver-
schleiert werden konnte.
„Das kann uns bei der Neustrukturierung
unseres Werks auch passieren, wenn wir
nicht aufpassen.“ Zu dieser Erkenntnis
kam Anfang 2014 ein weltweit agierendes
Unternehmen, das in einem seiner deut-
schen, fast tausend Mitarbeiter zählenden
Standort die Prozesse neu strukturieren
wollte, um die Profitabilität zu steigern.
Denn der Unternehmensführung war
bewusst: Das Projekt birgt einen erhebli-
chen Sprengstoff, weil mit der Restruktu-
rierung ein Personalabbau von circa zehn
Prozent einher geht und sich aufgrund
der Neustrukturierung die Arbeitsbezie-
hungen der Mitarbeiter stark verändern
werden.
Die Stimmung im Betrieb
regelmäßig ausloten
Deshalb kam die Unternehmensführung
überein: Wir brauchen in dem Projekt ein
Instrument, um regelmäßig auszuloten:
• Wie ist die Stimmung an dem Standort
und in dessen verschiedenen Abteilun-
gen und Bereichen?
• Inwieweit verändert sich diese? Und:
• Wo sollten wir intervenieren, damit das
Ziel des Projekts erreicht wird?
Analysiert man, warum bei Projekten die
Ziele nicht erreicht wurden, dann zeigt
sich meist: Viele Mitglieder der Organi-
sation spürten schon früh „Hier läuft
etwas schief. Wenn wir nicht aufpassen,
fährt das Projekt gegen die Wand.“ Doch
Konsequenzen wurden hieraus nicht
gezogen – aus vielerlei Gründen. Zum
Beispiel, weil sich niemand zuständig
fühlte. Oder weil niemand sein flaues
Gefühl artikulierte. Oder weil Mitarbeiter
befürchteten: Wenn ich vorpresche, stehe
ich am Pranger. Oder weil schlicht ein In-
strument fehlte, das die Abweichungen
Mögliche Brandherde
frühzeitig ermitteln
PROJEKTMANAGEMENT.
Gegen größere Projekte formiert sich oft (für die
Projektverantwortlichen unverhofft) hartnäckiger Widerstand, der das Gesamtprojekt
gefährden kann. Deshalb ist es wichtig, im Projektverlauf regelmäßig die Stimmung
im Unternehmen zu ermitteln, um mögliche „Brandherde“ früh zu erkennen.
Wie dies geht, beschreibt dieser Projektbericht.
Dr. Georg Kraus
ist geschäftsfüh-
render Gesell-
schafter
der
Unternehmensbe-
ratung Dr. Kraus & Partner, Bruchsal.
Der diplomierte Wirtschaftsingenieur
ist unter anderem Autor des „Change
Management Handbuch“ (Cornelsen
Verlag) und zahlreicher Projektma-
nagement-Bücher. Er ist seit 1994
Lehrbeauftragter an der Universität
Karlsruhe, der IAE in Aix-en-Provence
und der technischen Universität
Clausthal.
Dr. Kraus & Partner
Werner-von-Siemens-Str. 2-6
76646 Bruchsal
Tel. 07251 989034
AUTOR
Feuerlöscher.
Nur wer
die richtigen Tools
griffbereit hat, kann
aufkommende Brand-
herde eindämmen.