wirtschaft und weiterbildung 05/2015 - page 33

05_2015
wirtschaft + weiterbildung
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men, sodass uns sehr schnell klar wurde,
dass wir hier keine ausführlichen inter-
kulturellen Schulungen für alle durch-
führen konnten. Gleichzeitig sollten die
Gruppen aber auch nicht zu groß werden,
damit die Trainer auf die einzelnen Teil-
nehmer angemessen eingehen konnten.
Gemeinsam mit der Auftraggeberin Mar-
tina Gärtner, Qualitätsmanagerin Training
bei Roche, und der China-Expertin von
Twist, Xiang Hong Liu, wurde erstmalig
ein Konzept für ein nur dreieinhalbstün-
diges Training entwickelt, das für die Be-
teiligten die wichtigsten Aspekte in prä-
gnanter Form vermittelte. Dabei standen
beispielsweise Beziehungsaufbau beim
ersten Zusammentreffen, Bedeutung der
Hierarchie in chinesischen Behörden und
Identifikation chinesischer Keyplayer
sowie personen- und positionsfokussierte
Kommunikation im Vordergrund.
Für eine ausgewählte Teilnehmergruppe,
das sogenannte „Escort-Team“, das be-
sonders eng mit den Gästen zusammen-
arbeiten sollte, wurde ein eintägiges Trai-
ning angeboten, das zusätzlich intensiver
auf einzelne Aspekte der Kommunikation
(zum Beispiel Videokonferenzen zur Vor-
bereitung der Inspektion oder Firmen-
präsentation) oder die Bedeutung eines
gelungenen Rahmenprogramms und der
Betreuung der Gäste einging.
Trainerin Xiang Hong Liu zeigte sich nach
anfänglicher Skepsis überzeugt von dem
neuen Ansatz – gerade vor dem Hinter-
grund, dass in kurzer Zeit möglichst viele
Personen geschult werden sollten, die alle
sehr stark in Projekte eingebunden waren
und daher maximal einen halben Tag für
ein interkulturelles Training investieren
konnten. „Das halbtägige Training gibt
einen guten ersten Einblick und Über-
blick und ist daher ideal geeignet, um das
Thema breit zu streuen“, so die China-
Expertin. „Meistens zeigt sich dann im
Training bei den ersten Aha-Effekten
recht schnell, für welche Teilnehmer und
zu welchen konkreten Fragestellungen
eine weitere Vertiefung noch sinnvoll ist.“
Auch die Auftraggeberin zeigte sich ab-
schließend sehr zufrieden mit dem For-
mat und den Inhalten der Kurztrainings.
„Aus unserer Sicht war vor allem wichtig,
den Mitarbeitenden die genau auf ihre
Fragestellungen zugeschnittenen Ant-
worten bieten zu können und das in einer
möglichst kurzen Zeit, da wir von vielen
verschiedenen Behörden auditiert wer-
den“, so Martina Gärtner. „Wir brauchten
ein passgenaues Training, das auf unsere
zeitliche Verfügbarkeit zugeschnitten war
und von einer Expertin geleitet wurde, die
die wesentlichen Inhalte aus ihrer erleb-
ten Erfahrung heraus vermitteln kann.“
Von den Trainern erforderten die beiden
beschriebenen Personalentwicklungs-
maßnahmen, die vor dem Hintergrund
ganz konkreter Anforderungen aus dem
Arbeitsalltag sehr zeitnah und flexibel
umgesetzt werden mussten, auch Kompe-
tenzen, die über die interkulturelle Exper-
tise hinausgehen: Es brauchte hier breit
aufgestellte methodische und inhaltliche
Fertigkeiten, um einen Teambuilding-
Prozess zu begleiten oder neben inter-
kulturellen Themen noch auf weitere Be-
dürfnisse der Teilnehmergruppe, wie zum
Beispiel Zielvereinbarungsgespräche, Prä-
sentationstechniken oder Stakeholderana-
lysen, einzugehen.
Fazit: Kurze Trainings machen
Lust auf mehr
Eine interkulturelle Qualifizierung dieses
Formats verfolgt also (wie beim Team-
building und Onboarding im deutsch-
asiatischen Team) mehrere Zielstellungen
oder kann (wie bei der Vorbereitung auf
den Besuch der chinesischen Audito-
ren) stark inhaltlich fokussieren und
somit in einer kurzen Zeit ein zentrales
Thema breit streuen. Aus der anhalten-
den Nachfrage nach den so konzipier-
ten Maßnahmen schließen wir, dass wir
bei der Roche Diagnostics GmbH mit
der Flexibilisierung des interkulturellen
Schulungsangebotes den Kern getroffen
haben und die internen Auftraggeber gut
bei ihren Bedürfnissen aus der VUCA-G-
Welt abholen können. Nach unserer an-
fänglicher Skepsis in Hinblick auf inter-
kulturelle Kurztrainings sehen wir hierin
einen zielführenden Kompromiss zwi-
schen dem Bedarf nach kurzen, flexib-
len Formaten und dem Verständnis von
einem fundierten, nachhaltigen Training.
Oft machen die halb- bis ganztägigen
Trainings, bei denen die Teilnehmer plötz-
lich eigene Verhaltensweisen von einem
anderen Standpunkt aus sehen oder einen
tieferen Blick in eine vorher ferne Kultur
werfen, Lust auf mehr. Ein Folgetermin
hat nicht nur den Charme, dass relevante
Themen vertieft interaktiv behandelt wer-
den können, sondern dass somit auch
der Praxistransfer reflektiert werden kann
und die Veranstaltungen einen prozessbe-
gleitenden Charakter bekommen.
Dr. Anja Schmitz, Sonja Nitsch
Interkulturelle Qualifizierung
Formate.
Das interkulturelle Trainingsangebot bei der Roche
Diagnostics GmbH ist in zwei Bereiche aufgeteilt: vorbereitende und
aufgaben-/anlassspezifische Maßnahmen. Dabei werden verschie-
dene Formate für Einzelne und Teams angeboten.
Quelle: Anja Schmitz
aufgaben- beziehungsweise anlass-
spezifische Maßnahmen (kurzfristig)
vorbereitende Maßnahmen
(mittelfristig)
Einzelperson
Team-/Organisation
Individuelles interkulturelles
Onboarding (incoming)
Training: Kenner Training: Könner
Transfer­
einheit:
Kenner
Transfer­
einheit:
Könner
Coaching
Teamentwicklung:
Interkulturelles
Onboarding
Begleitung
Kulturwandel
Teamentwicklung
– Interkulturelle
Konfliktlösung
Audit-Qualifizierung
Callcenter-Qualifizierung
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