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          PERSONALquarterly  04/16
        
        
          
            NEUE FORSCHUNG
          
        
        
          _MITARBEITERFÜHRUNG
        
        
          mensionale Skala zur Messung des Organizational Citizenship
        
        
          Behavior von van Dyne et al. (1994, S. 780ff.) auf den Kontext
        
        
          des Employer Branding übertragen (Maloney, 2007, S. 204).
        
        
          Markenakzeptanz steht dabei für die pflichtgemäße Einhaltung
        
        
          von Verhaltensanweisungen und Regeln, um der Employer
        
        
          Brand nicht zu schaden. Bei der zweiten Dimension, Marken-
        
        
          missionierung, möchte der Mitarbeiter mit seinem Verhalten
        
        
          zu einem besseren Image seines Arbeitgebers beitragen. Bei
        
        
          der dritten Dimension, Markenpartizipation, zeigt der Mitar-
        
        
          beiter Verhaltensweisen, mit denen er „freiwillig zum Wohle
        
        
          der Marke“ beiträgt (Morhart et al., 2012, S. 392). Beispielhaft
        
        
          können Mitarbeiter neue Ideen und Vorschläge zur Verbes-
        
        
          serung des Internetauftritts der Karrierewebsite einbringen.
        
        
          Die Dimension Markenakzeptanz wurde mit zwei Items (z.B.
        
        
          „Andere Personen würden mich als jemanden beschreiben, der
        
        
          darauf achtet, Verhaltensanweisungen seines Arbeitgebers mit
        
        
          großer Sorgfalt zu befolgen“), Markenmissionierung mit drei
        
        
          Items (z.B. „Andere Personen würden mich als jemanden be-
        
        
          schreiben, der seinen Arbeitgeber gegenüber Unternehmens
        
        
          externen positiv repräsentiert“) und Markenpartizipation mit
        
        
          vier Items (z.B. „Andere Personen würden mich als jemanden
        
        
          beschreiben, der gerne zusätzliche Aufgaben und Verantwor-
        
        
          tungsbereiche übernimmt, um das Image seines Arbeitgebers
        
        
          zu stärken“) gemessen.
        
        
          Der Führungsstil wird in Anlehnung an Morhart et al. (2009,
        
        
          S. 128) gemessen. Der TFL wird mit jeweils drei Indikatoren
        
        
          für die Dimensionen Einfluss durch Vorbildlichkeit und Glaub-
        
        
          würdigkeit (z.B. „Mein Vorgesetzter spricht überzeugend über
        
        
          die wichtigstenWerte unseres Arbeitgebers“) sowie Motivation
        
        
          durch begeisternde Visionen (z.B. „Mein Vorgesetzter vermit-
        
        
          telt mir eine überzeugende Vision bezüglich der Zukunft un-
        
        
          seres Unternehmens als Arbeitgeber“) gemessen. Die beiden
        
        
          weiteren Dimensionen wurden ebenfalls mit jeweils drei Indi-
        
        
          katoren gemessen. Diese erfüllten jedoch nicht die relevanten
        
        
          Gütekriterien
        
        
          7
        
        
          , weshalb sie aus der weiteren Betrachtung aus-
        
        
          geschlossen werden. Somit konzentriert sich der TFL in die-
        
        
          sem Beitrag auf den Aspekt der allgemeinen Beeinflussung der
        
        
          geführten Mitarbeiter im Hinblick auf die Employer Brand und
        
        
          weniger auf die Berücksichtigung der individuellen Förderung
        
        
          bzw. Unterstützung im Kontext der Rolle als Markenbotschaf-
        
        
          ter. Das Konstrukt TRL wird über die zwei Dimensionen Füh-
        
        
          rung durch aktive Kontrolle (z.B. „Mein Vorgesetzter registriert
        
        
          sofort, wenn ich mich nicht im Sinne unseres Arbeitgebers
        
        
          verhalte“) und leistungsorientierte Belohnung (z.B. „Mein
        
        
          Vorgesetzter macht mir klar, welche Belohnung ich bekomme,
        
        
          wenn ich das Unternehmen im Sinne unseres Arbeitgebers
        
        
          repräsentiere“) mit jeweils drei Indikatoren operationalisiert
        
        
          und stellt ebenso wie der TFL ein reflektives Konstrukt zweiter
        
        
          Ordnung dar.
        
        
          
            Güteprüfung des Messmodells
          
        
        
          Um die aufgestellten Hypothesen zu überprüfen, wurde ein
        
        
          Strukturgleichungsmodell aufgestellt, welches die theoretisch
        
        
          vermuteten Zusammenhänge zwischen latenten Variablen auf-
        
        
          zeigt und der Schätzung der Wirkungskoeffizienten zwischen
        
        
          den betrachteten Variablen dient. Es besteht aus einem Struk-
        
        
          turmodell und einem Messmodell. Das Strukturmodell zeigt
        
        
          die theoretisch vermuteten Zusammenhänge zwischen den la-
        
        
          tenten Variablen auf und das Messmodell gibt die Zusammen-
        
        
          hänge zwischen den latenten Variablen und den ihnen zuge-
        
        
          ordneten Indikatoren wieder (Weiber/Mühlhaus, 2010, S. 6f.).
        
        
          Um die Güte des Messmodells zu bewerten, wurde zunächst
        
        
          eine konfirmatorische Faktorenanalyse
        
        
          8
        
        
          durchgeführt. Die Fit
        
        
          Indices erfüllten dabei die allgemein akzeptierten Standards.
        
        
          
            Hypothesenprüfung
          
        
        
          Im Anschluss wurde das Strukturgleichungsmodell mit al-
        
        
          len in den Hypothesen unterstellten Wirkungsbeziehungen
        
        
          statistisch überprüft. Insgesamt weist das Modell einen ak-
        
        
          zeptablen Modell-Fit (d.h. Güte des Gesamtmodells) auf. Der
        
        
          Gesamtüberblick über die Hypothesenprüfung findet sich in
        
        
          Abbildung 5.
        
        
          Zunächst wurden die direkten Effekte untersucht. Es stellt
        
        
          sich heraus, dass Markencommitment stark positiv mit einem
        
        
          markenkonformen Verhalten zusammenhängt (
        
        
          β
        
        
          = .76,
        
        
          
            p
          
        
        
          <
        
        
          .001)
        
        
          9
        
        
          . Somit kann Hypothese 1 bestätigt werden. Des Weiteren
        
        
          kann auch Hypothese 2 bestätigt werden: Es zeigt sich, dass ein
        
        
          TFL stark positiv mit Markencommitment zusammenhängt (
        
        
          β
        
        
          = .72,
        
        
          
            p
          
        
        
          < .001), wohingegen ein TRL keine entsprechende Wir-
        
        
          kung entfaltet (
        
        
          β
        
        
          = .026,
        
        
          
            ns
          
        
        
          10
        
        
          ). Hypothese 3 kann somit nicht
        
        
          bestätigt werden.
        
        
          Hypothese 4 kann bestätigt werden: Im Vergleich zu einem
        
        
          TRL hat ein TFL einen stärkeren Einfluss auf das Markencom-
        
        
          mitment.
        
        
          11
        
        
          Anschließend wurden die indirekten Effekte näher analy-
        
        
          siert. Dazu wurde zunächst der Effekt des TFL auf marken-
        
        
          konformes Verhalten über Markencommitment untersucht. Es
        
        
          findet sich zwar kein direkter Effekt des TFL auf markenkon-
        
        
          formes Verhalten (
        
        
          β
        
        
          = -.08,
        
        
          
            ns
          
        
        
          ), der indirekte Effekt ist jedoch
        
        
          signifikant (
        
        
          β
        
        
          = .37,
        
        
          
            p
          
        
        
          < .05). Somit handelt es sich um einen
        
        
          reinen Mediationseffekt, d.h. TFL wirkt auf markenkonformes
        
        
          Verhalten lediglich über den Mediator Markencommitment.
        
        
          Bei der Untersuchung der Beziehung zwischen dem TRL und
        
        
          markenkonformem Verhalten zeigt sich weder ein direkter Ef-
        
        
          7 Die Indikatorreliabilität der einzelnen Items, deren Schwellenwert bei
        
        
          ≥
        
        
          0.4 liegen sollte, war zu
        
        
          niedrig. Die Indikatorreliabilität gibt den Anteil der Varianz des Indikators an, der durch das zugrunde
        
        
          liegende latente Konstrukt erklärt wird (Weiber/Mühlhaus, 2010, S. 122).
        
        
          8 Im Rahmen der konfirmatorischen Faktorenanalyse wird die Modellgüte des Messmodells überprüft,
        
        
          indem untersucht wird, ob die Zusammenhänge zwischen den latenten Variablen und ihren Indika-
        
        
          toren bestätigt werden können (Weiber/Mühlhaus, 2010, S. 119ff).
        
        
          9 Es handelt sich hierbei um standardisierte Koeffizienten. Der
        
        
          β
        
        
          -Wert zeigt die Stärke des Effekts auf
        
        
          und liegt zwischen 0 und 1, je nach Wirkungsrichtung mit einem positiven oder negativen Vorzeichen.
        
        
          Da der p-Wert kleiner als 0,001 ist, ist der Zusammenhang zwischen den betrachteten Größen mit
        
        
          einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 0,1% signifikant.
        
        
          10 ns = nicht signifikant
        
        
          11 Um Hypothese 4 zu prüfen, wurde ein Modell, bei dem der Einfluss eines TFL und eines TRL auf
        
        
          Markencommitment frei geschätzt wird, mit einem restriktiveren Modell verglichen, das von einem
        
        
          gleich starken Einfluss eines TFL und eines TRL auf Markencommitment ausgeht.