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TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
I
DOPPELINTERVIEW – EXKLUSIV
serer mittelständischen Struktur sehen
wir uns ein Stück näher amKunden – und
besser ansprechbar. Wir wollen nicht der
Größte, sondern der Service- und Qua-
litätsorientierteste und der Kundennäch-
ste sein. Dafür ist unsere Größe mehr als
ausreichend und unsere regionale Präsenz
der Garant.
Wo gehen denn die Kundenwünsche
über das bisherige Geschäft hinaus?
Rolf:
Es ändert sich in der Tat sehr vieles
derzeit. Unsere Kunden wünschen nicht
mehr bloß die klassischen Dienstleis
tungspakete der vergangenen Jahre. Ich
sehe dabei zwei starke Trends. Erstens:
Individualisierung von Leistung. Auf-
splitten und Einpassen lautet das Motto,
wie wir den Kunden helfen. Zweitens: Der
Full-Service-Ansatz. Die Verwalter, die
Wohnungsgesellschaften brauchen unser
komplettes Expertenhandwerkszeug. Das
ist unser Spagat. Wir modularisieren also
unsere eigenen Leistungen. Wir spielen
technologisch die Informationen in die
unterschiedlichsten Ökosysteme ein. Und
wir bringen Nutzen weit über die Regula-
torik hinaus.
Wohin verlängern Sie denn Ihre Wert-
schöpfungskette?
Geer:
Über die angesprochenen Kern
geschäftsfelder bieten wir imbestehenden
Produktportfolio auch Energieausweise
sowie die komplette Betriebskosten
abrechnung. Die angesprochene Indi-
vidualisierung sorgt dafür, dass diese
Dienstleistungen variabler werden. Kun-
den wollen Teile derWertschöpfungskette
selber erbringen oder Teilleistungen ver-
schiedener Partner kombinieren. Darüber
hinaus gestalten wir per Digitalisierung
Prozesse, die kundenseits derzeit noch
über verschiedene Systeme erbracht wer-
den, deutlich effizienter. Wir ermöglichen
mobilen Datenaustausch zwischen diesen
Systemen.
Auf welche Glieder der Kette wirkt sich
das aus?
Geer:
Verwaltungsprozesse etwa laufen
damit wesentlich einfacher ab. Wir orga-
nisieren auch das Vermitteln der Dienst-
leistungspartner des Kunden besser. Wir
bringen die Dinge systemisch zusammen
und ermöglichen somit ein erfolgreicheres
Immobilienmanagement. Abrechnungs-
prozesse, Umgang mit Kundeninformati-
onen, Terminierung – das geht weit über
alle regulatorisch notwendigen Maßnah-
men hinaus. Wir sehen uns als den füh-
renden Servicedienstleister für den intel-
ligenten Betrieb der Immobilie.
Was ich hier höre, geht alles in Richtung
Property Management. Sind Sie, Herr
Rolf, deswegen zu Brunata gewechselt?
Rolf:
Unter anderem, ja. Denn um ver-
nünftigmanagen zu können, braucht man
eben Gebäudedaten und Nutzungsinfor-
mationen. Hier beginnt eine Quelle zu
sprudeln, aus der alleManagementebenen
profitieren könnten. Wir wollen allerdings
in keiner Weise einen Wettbewerb mit
den Verwaltern und Property Managern
erzeugen. Sie sind unsere Kunden – und
die wollen wir unterstützen!
Wo kommt das zum Tragen?
Rolf:
Etwa im Bereich Community. Denn
den Mieter zu kennen, ist ein ganz ent-
scheidendes Kriterium für erfolgreiches
Wirtschaften. Auch einemAsset Manager
etwa liefern wir – die wir dicht an diesen
Informationen dran sind – Daten, die ihm
wiederum ein nachhaltig profitables In-
vestment ermöglichen. Andere Dienstleis
ter sind uns hierfür hilfreich und lassen
uns in Richtung Predictive Maintenance
denken. Kurzum: Wir wollen Immobilien
und derenNutzer unterstützen. Deswegen
bin auch ich hier.
Geer:
Das möchte ich nochmal unter-
streichen. Wir wollen unsere Kunden
ertüchtigen, ihren Job noch besser, noch
effizienter, noch einfacher zu machen –
und ihnen keinesfalls Konkurrenz berei-
ten. Dafür stellen wir Daten, Systeme und
Handwerkszeug zur Verfügung.
Wenn Nutzungsdaten und nicht die Im-
mobilien selbst das Hauptgeschäftsfeld
der Zukunft werden – wie wollen Sie es
schaffen, dabei nicht zumKonkurrenten
Ihrer Kunden zu werden?
Rolf:
Sie adressieren das entscheidende
Thema. Das lautet: Wer ist eigentlich Ei-
gentümer der Daten? Und wie ist die Da-
tenverwendung rechtlich geregelt? Das
Thema Smart Data muss nämlich in er-
ster Linie die Schutzrechte der Eigentümer
berücksichtigen. Das ist sicherzustellen.
Damit grenzt sich die verfügbare Daten-
menge schon ein. Nur wenn der Nutzen
für alle Seiten und auch deren jeweilige
Zustimmung gegeben ist, wird daraus ein
Geschäftsmodell.
Zum Beispiel?
Rolf:
Im wohnungswirtschaftlichen Be-
reich könnte ich mir das gut etwa bei
„Alle Parteien brauchen
Informationen, die nur
über eine Kommunika-
tionsplattform ausge-
tauscht werden können.
In diesem Kontext
entwickeln wir neue
Geschäftsmodelle.“
Norbert Rolf,
Geschäftsführer, Brunata-Metrona