Immobilienwirtschaft 7-8/2019 - page 61

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Smart Commercial Building will den Bau von Gewerbeimmobilien digitalisieren. In der
Gebäudeautomation ist dies ja ein alter Hut. Doch es geht um mehr. Denn die Vernetzung
könnte in ihrer erneuerten Form endlich das alte Investoren-Betreiber-Dilemma lösen.
Der andere große Vorteil ist – wer
hätte es gedacht? – die Energieeffizienz.
So gesteuerte Gebäude erreichen eine
Einsparung von bis zu 30 Prozent. Das
entspräche, unter Berücksichtigung der
nötigen höheren Investitionen, einer
Amortisation von fünf bis acht Jahren, so
Klaus Jung, Geschäftsführer des Industrie-
verbandes ZVEI.
Auch Bestandsgebäude
lassen sich mit Retrofit zu
einem Smart Commercial
Building umrüsten
Was bisher anhand eines Neubaus
beschrieben wurde, eignet sich aber auch
für Bestandsimmobilien. Hier werden
Sensoren und Aktoren an älteren Kom-
ponenten wie Klimaanlagen, Lüftungen,
Heizungen, Jalousien und Ähnlichem
mehr angebracht und ebenfalls über ein
Gateway zusammengeführt. „Der Ansatz
nennt sich Retrofit und ist deutlich güns­
tiger als eine komplett neue Ausstat-
oder Essensbestellung. Gelenkt wird das
System von einem „Brain“, letztlich ein
Gateway, das alle einkommenden Daten
sammelt und bewertet sowie für neue
Handlungsmuster aufbereitet. Es kann
also wie ein richtiges Gehirn lernen und
geht damit deutlich über den aktuellen
Standard in der Gebäudeautomation hi-
naus, wo vor allem standardisierte Abläufe
programmiert und abgerufen werden.
Technisch ist es so ausgelegt, dass es alle
Standards vereint, egal ob IoT, BACnet,
SMI, enocean oder M-Bus.
Diese Bauweise und Ausstattung hat
zwei große Vorteile: Da die Räume flexi-
bel sind, können sie bei wechselndenNut-
zungen auch anders angesteuert werden.
Sie ermöglichen in der Zukunft eine fle-
xible Wandelbarkeit für unterschiedliche
Nutzungen. Da die Gebäudeautomations-
systeme mit einer Vielzahl von weiteren
Komponenten im Gebäude über das so
genannte „Brain“ miteinander vernetzt
sind, ist eine Umstrukturierung einfach
möglich. Das macht eine Neuvermietung
für den Betreiber deutlich einfacher – und
vor allem günstiger.
Fotos: SpringPark Valley, © Raybounce; Drees & Sommer
Smart Commercial
Building
VORTEILE
Automatisierung aller Prozesse,
dadurch Zeiteinsparung
Neue Geschäftsmodelle mit
neuen Einnahmen
Aufbau von Immobilienplatt-
formen unter Nutzung einer KI
Nutzerverhalten analysieren und
daraus lernen
Höhere Energieeffizienz
Höherer Sicherheitsstandard
Einheitliche Datenbasis und deren
Visualisierung
Analyse des gesamten Gebäude-
betriebes und dessen Optimie-
rung
Fokussierung auf den Nutzer –
höhere Nutzerzufriedenheit
Wandelbarkeit durch Software
updates
Synergieeffekte etwa im Flächen-
management (Gebäude ist nur
ein Teil des Ökosystems „Smart
City“)
Daten, welche durch die Sensorik
und den Nutzer generiert werden,
erlauben Use Cases zu nennen:
Remotezugriff durch Gebäude
manager, Predictive Maintenance,
digitaler Zwilling, nutzerorientierte
Services mit neuen Betreiber­
modellen wie Indoor-Navigation
NACHTEILE
Höhere Investitionen (2,5 –5%),
die jedoch durch zusätzliche
Einnahmen im Betrieb der Immo-
bilie gedeckt sind
Neue Kompetenzen im Umgang
mit digitalen Technologien,
Technik-Know-how unabdingbar
Abhängigkeit des digitalen Sys-
tems – altbekanntes Problem der
„Black Box“
Sicherstellung der Nachhaltigkeit
– Ist die Sensorik auch in fünf
Jahren noch nutzbar?
DIE VORTEILE ÜBERWIEGEN
Quelle: Jonathan Reinartz, RWTH Aachen
Orientierung auch auf wechselnde Nutzer dank Digitalisierung:
das Quartier Heidestraße in Berlin
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