Immobilienwirtschaft 7-8/2019 - page 67

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-8.2019
Herr Engler, warum ist die Position eines
CDOs in Immobilienunternehmen not-
wendig?
Der CDO hat deutlich mehr
Freiheitsgrade als der CIO. Er kann ohne
die bestehenden IT-Systeme und Prozesse
innerhalb des Unternehmens Lösungen
gemeinsammit demKunden prototypen-
haft entwickeln. Dann kann er siemit dem
Kunden auf ihre Wirksamkeit hin testen.
Geschwindigkeit ist essenziell – in der Im-
mobilienwirtschaft war das schon immer
so –, um den daraus entstehenden Wett-
bewerbsvorteil zu nutzen.
Wie werden Sie schneller?
Nach ausführ-
lichen Diskussionen haben wir uns dazu
entschieden, einen Bottom-up-Ansatz zu
wählen. Das bedeutet, wir entwickeln ei-
nen digitalen Baukasten für unsere Kun-
den. Schritt für Schritt, Anwendung für
Anwendung und Modul für Modul. So
können wir sukzessive das gesamte Ge-
bäude digital nachrüsten.
Die Mehrheit der Führungskräfte be-
klagt fehlende digitale Kompetenzen in
der Belegschaft. Was tut Ihr Unterneh-
men, um diese Lücke zu schließen?
Wir
haben seit Jahren ein Young-Professional-
Programm. In diesem machen wir Hoch-
schulabsolventen sehr praxisnah für ihre
Führungsaufgaben fit. Ganz gezielt haben
wir in diesem Rahmen auch Mitarbeiter
mit dem Schwerpunkt Digitalisierung re-
krutiert. Die bestehende Belegschaft füh-
ren wir über konkrete Use Cases immer
weiter an das Thema heran.
Was sind die wichtigsten neuen Tech-
nologien, an oder mit denen Sie arbei-
ten?
Eines der spannendsten Themen ist
das Internet of Things. Darin sehen wir
große Potenziale sowohl für den Kunden
als auch für uns als Unternehmen. Neben
IoT gewinnt auch das Thema Building
Information Modeling langsam an Fahrt.
Natürlich steht auch bei uns die Digitali-
sierung der internen Prozesse im Fokus.
Das erwarten unsere Kunden aber mitt-
lerweile auch zu Recht.
Welche Rolle spielen digitale Technolo-
gien in absehbarer Zeit?
Die Use Cases
mit den größten wirtschaftlichen Effekten
werden sich sehr schnell durchsetzen. Be-
schleunigend kann sich auch auswirken,
wenn tradierte Arbeitsweisen aufgegeben
werden. Ein gutes Beispiel: nutzungs­
abhängige Wartung anstelle von starren
Wartungsintervallen. Dafür müssen sich
aber beide Seiten bewegen, sowohl die
Dienstleister als auch die Kunden.
Sind für Sie strategische Partnerschaf-
ten mit PropTechs wichtig?
PropTechs
hinterfragen den Status quo. Sie fordern
die etablierten Firmen auf eine gesunde
Weise heraus. Das gefällt mir. Wir beo-
bachten die Szene sehr genau. Und wir
sind mit vielen PropTechs in Gesprächen.
Leider schaffen es einige Firmen trotz inte-
ressanter Ideen nicht in die nächste Finan-
zierungsrunde. Das macht strategische
Partnerschaften schwierig, sieht man ein-
mal von direkten Beteiligungen ab.
Wie werden Ihrer Meinung nach die
Berufsbilder in Ihrer Branche in zehn
Jahren aussehen?
Bei aller Euphorie über
die neuen Möglichkeiten brauchen wir in
der Dienstleistungsbranche auch in zehn
Jahren noch die klassischen Berufsbilder.
Wir brauchenMenschen, die ein Kunden-
problem vor Ort effizient und schnell lö-
sen. Was sich aber ändern und verbessern
wird, ist der Informationsgehalt im Vor-
feld eines Einsatzes. Zum Beispiel wenn
es darumgeht, welche Anlagenwelche Art
von Ersatzteilen zu welchem Zeitpunkt
benötigen. Dafür melden sich dann die
Anlagen selbstständig beim Dienstleister.
Das ist clever und hat Vorteile für alle.
Die Wartung
nutzungsabhängig machen
«
Jörg Seifert, Freiburg
SERIE
CDOs IM GESPRÄCH
Sie treiben die digitale Transformation
voran: Chief Digital Officers oder Chief
Information Officers. Wer gehört zu den
CDOs oder CIOs der deutschen Immo-
bilienwirtschaft? Wie ist ihr Rollenver-
ständnis? Und auf welche Technologien
setzen sie? Das verrät unsere Serie.
TEIL 11
HARTMUT ENGLER,
CDO der Gegenbauer Facility
Management GmbH
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Hartmut Engler
ist seit 2017 Mitglied des Vorstands
und CDO der Gegenbauer Gruppe. Der
Dipl.-Ing. Maschinenbau ist Sprecher
der Geschäftsführung der Gegenbauer
Facility Management GmbH.
ZUR PERSON
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