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TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
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SMART COMMERCIAL BUILDING
Eine Art Uber für die Branche
I
st Smart Commercial Building die
nächste Sau, die durchs digitalisierte
Dorf der Immobilienbranche getrieben
wird? Die Vermutung liegt nahe, da sie
sich, abgesehen vomGewerbe- und Indus-
triebau, mit komplett smarten Lösungen
schwertut. Immerhin etwas nachhaltiger
als bei anderen Hypes könnte es werden.
Denn Wissenschaftler an der re-
nommierten RWTH Aachen im Cluster
Smart Logistik wollen dort dafür eigens
ein Center gründen – unter freundlicher
Mitwirkung der Immobilienbranche,
darunter Drees & Sommer. Dort schätzt
man die Aachener als kleines Silicon Val-
ley und als Macher. Jonathan Reinartz,
Projektmanager an der RWTH, sieht das
Center als Think Tank für alle Themen
rund um den Betrieb intelligenter und
nutzerorientierter Immobilien mit Fokus
auf Betreiber- und Geschäftsmodellen. Es
soll zukünftig auch eine Cyber-Security-
Prüfstelle zum Test von IoT-Produkten
für smarte kommerzielle Bauten erhal-
stehen sich meist – finanziell gesehen –
diametral gegenüber. Denn Erstere wollen
günstig bauen, Zweitere günstig betreiben.
Kann Smart Commercial Building das
überwinden? Undwäre es dann imeigent-
lichen Sinne eine disruptive Technologie,
weil sie bisherige Gegensätze quasi auflöst
und andere bisherige Standards aufgrund
offensichtlicher Vorteile verblassen lässt?
Ob das klappt, kann man derzeit live
erleben. In Berlin entsteht das Vorzeige-
objekt für Smart Commercial Buildings
in Deutschland. Gegenüber dem Haupt-
bahnhof am Washingtonplatz entstehen
bis Mitte des Jahres auf 17.000 Quadrat-
metern Fläche und elf Geschossen imcube
berlin grundsätzlich flexible Räume. Alle
werden vollautomatisiert gesteuert. Da-
für reichen rund 2.800 Sensoren. Ein ver-
gleichbares Projekt in Amsterdam hinge-
gen brauchte 40.000 davon. Die Räume
sollen in der Lage sein, sich an die Ge-
wohnheiten der Nutzer automatisiert an-
zupassen – bis hin zur Parkplatzbuchung
ten, um die Sicherheit von Produkten
und Systemen für den Real-Estate-Markt
zu gewährleisten. „Um Immobilieninve-
storen und -betreiber nachhaltig bei der
Erschließung und Entwicklung neuer
Geschäftsmodelle und Betreiberkonzepte
zu unterstützen und den Wert für Nutzer
zu steigern, erforschen wir gemeinsam in
einem interdisziplinären Forschungsteam
undmit unseren Partnern softwarebasier-
te Lösungen für die gewerblich genutzte
Immobilie vonmorgen“, heißt es imGrün-
dungsaufruf.
Vollautomatisiert soll
das Gebäude Wünsche
und Gewohnheiten
seiner Nutzer erkennen
Und dieser legt damit gleich den Fin-
ger in die Wunde. Denn die finanziellen
Interessen von Investoren und Betreibern
Wird nach den Maßstäben des Smart Commercial
Building errichtet: das Quartier SpringPark Valley in
Bad Vilbel bei Frankfurt am Main