Immobilienwirtschaft 3/2019 - page 61

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Im digitalen Zeitalter ist der Wettkampf um Talente enorm, gerade in den Bereichen
Data Science, Maschinelles Lernen und IT-Sicherheit. Digitalaffine Interessenten mit Immo-
bilienverständnis jedoch sind rar. Wie kann man sie locken?
zum Erfolg. Man darf die Digitalisierung
beziehungsweise die digitale Transforma-
tion nicht als rein technisches Thema be-
trachten, sondernmuss eine ausgewogene
Balance zwischen technologischem sowie
mitarbeiterzentriertem Wandel finden.
Auch bedarf es Geduld von Seiten der
Investoren, Firmeneigentümer und Füh-
rungskräfte, da der Return on Investment
erst mittel- bis langfristig zu messen sein
wird.
Wir sollten beginnen digitale Trans-
formation nicht als einen statischen Pro-
zess zu betrachten, der mit Hilfe einer Be-
ratung und dem Zukauf einiger Software
lösungen nach zwei Jahren abgeschlossen
ist. Vielmehr ist digitale Transformation
ein kontinuierlicher Lernprozess, der
auch die Unternehmenskultur, Manage-
mentphilosophie und Arbeitsmodalitäten
betrifft. Kritische (Selbst-)Reflexion, Neu-
gierde und Lerneifer sind dabei Tugenden,
die in die Unternehmens-DNAübergehen
sollten.
Das Bilden digitaler Kompetenz sollte
gerade zu Beginn eines Transformations-
prozesses im Fokus stehen und kontinu-
ierlich ausgebaut werden. Ein besseres
Investment in die Zukunft Ihres Unter-
nehmens gibt es nicht.
zwischen vermittelter Theorie und benö-
tigtem Praxiswissen wird bis dato leider
nur größer.
Ferner sollten Unternehmen der
Immobilienbranche, welche sich digital
transformieren wollen, endlich zeitge-
mäße Home-Office-Möglichkeiten bieten.
In Zeiten von Virtuellen Privaten Netz-
werken (VPN), Token-Authentifizierung
und dezentralen Datenbanken ist es selbst
in kritischen Bereichenmöglich, gesicher-
ten Zugang von zuHause zu ermöglichen.
Die geringeren Pendelzeiten und das Still
arbeiten im eigenen Zuhause wirken sich
dabei positiv auf physische und psychische
Gesundheit der Angestellten aus. Selbst
Führungskräfte könnten Software-gestützt
dezentrale Teams steuern und somit selbst
aus dem Home Office arbeiten. Auch hier
ist Lernbereitschaft gefragt.
Eine ausgewogene
Balance zwischen
technologischem und
mitarbeiterzentriertem
Wandel finden
Auch gilt es zu lernen, mit Fehlern
und Misserfolgen umzugehen. Die viel
beschriebene Fehlerkultur ist deshalb so
wichtig, damit Mitarbeiter/innen keine
Angst haben, Verantwortung zu überneh-
men, neue Wege zu gehen und komplexe
Ideen umzusetzen. Darüber hinaus müs-
sen Führungskräfte lernen, Verantwor-
tung abzugeben und flachere Hierarchien
zu akzeptieren.
Mitarbeiter/innenmüssen kontinuier-
lich lernen, um digital kompetent zu wer-
den und zu bleiben. Führungskräfte müs-
sen lernen, in einer veränderten Arbeits-
welt zukunftsweisende Entscheidungen zu
treffen und durch ein komplexes Fahrwas-
ser zu navigieren. Lernen ist der Schlüssel
ersehnte Return wird dabei nicht imma-
nent zu spüren sein, sondern sich lang-
fristig bemerkbar machen. So wird sich
beispielsweise die Unternehmenskultur
positiv verändern, manwird Ideen offener
kommunizieren und innovative Projekte
technologiegestützt umsetzen können.
Digitale Kompetenz ist somit das Funda-
ment für die Zukunft eines jeden Unter-
nehmens. Denn nur durch kompetente
Menschen, intern oder extern, können
Sie Trends erkennen, Ideen entwickeln,
Potenziale einschätzen und dann Ideen
sachgemäß umsetzen.
Um einerseits gut lernen zu können
und andererseits das Gelernte auch ad-
äquat nutzen zu können, müssen auch
weitere Rahmenbedingungen stimmen.
Unternehmen sollten ihren Mitarbeitern
zeitgemäße Arbeitsplätze mit höhenver-
stellbaren Schreibtischen, zwei Bildschir-
men pro Arbeitsplatz, High-Speed-Inter-
net in einem sicheren Netzwerk, guter Be-
leuchtung, Belüftung, Temperierung und
gesunder Verpflegung anbieten. Dabei
rechnet sich das in der Regel schon auf-
grund geringerer Fluktuationsraten und
somit niedrigerer Rekrutierungskosten.
Glückliche Mitarbeiter/innen sind nicht
nur produktiver und gesünder, sondern
auch kreativer.
Im digitalen Zeitalter ist der Wett-
kampf um Talente, gerade in den Be-
reichenData Science,Maschinelles Lernen
und IT-Sicherheit, enorm groß, weshalb
Löhne entsprechend anziehenmüssen. Da
jedoch in der Immobilienbranche digitale
Talente mit Immobilienverständnis noch
seltener sind, sollte man diese auch ent-
sprechend locken. Hier würden sich auch
Partnerschaften mit Hochschulen oder
eigene Traineeprogramme mit Fokus auf
digitale Technologien anbieten. Unter-
nehmen müssen hier auch Forderungen
an die Hochschulen stellen, da die immo-
bilienwirtschaftliche Ausbildung noch
im letzten Jahrhundert hängt. Die Lücke
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Viktor Weber, Regensburg
Viktor Weber
ist Gründer und
Direktor des
Future Real
Estate Institute
in Regensburg
AUTOR
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