Immobilienwirtschaft 5/2018 - page 13

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5.2018
Nachhaltigkeitsthemen im Kerngeschäft
der Finanzinstitute haben, ist schlecht
einzuschätzen, viele wissen noch zu wenig
von den Wirkungen ihrer Finanzanlagen.
Nun sind genau diese Akteure von der
Berichtspflicht, dem CSR-Richtlinie-Um-
setzungsgesetz, angesprochen. Es ist wich-
tig, die Berichtspflicht und den dringend
notwendigen Umbau der Finanzmärkte
und ihrer Orientierung gemeinsam zu be-
trachten. Nicht zuletzt die Unternehmer/
innen der Realwirtschaft fordern verläss-
liche Rahmenbedingungen und Partner –
und dazu gehören die Geldgeber, die mit
ihrenAnreizstrukturen tonangebend sind.
SPÜRBARE DYNAMIK
Es gibt eine spürbare
Dynamik bei verschiedenenAkteuren, die
auf Zusammenführung, Koordinierung
und Verdichtung aus sind. Ebendies leis
tet der Hub im politischen Kontext der
17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten
Nationen (UN Sustainable Development
Goals, SDGs), der UN-Leitprinzipien zu
Wirtschaft und Menschenrechten und
des Klimaschutzabkommens von Paris, in
dem sich die Staats- und Regierungschefs
darauf geeinigt haben, jede Anstrengung
zu unternehmen, das 1,5-Grad-Klima­
erwärmungsziel zu erreichen.
Der Hub for Sustainable Finance
ordnet sich hier als innovativer, offener
Diskursraum und Koalition derer ein, die
sich für eine grundlegende Transformati-
on des Finanzsystems einsetzen. Er steht
selbst sinnbildlich für Ziel 17 der SDG,
Partnerships for the Goals.
Im Hub schließen sich neue Akteure
zusammen, die bislang noch kaum im
Dialog miteinander standen: Wirtschaft
und Finanzwirtschaft mit und ohne Pio-
niergeist in Sachen Nachhaltigkeit, poli-
tische und zivilgesellschaftliche Akteure.
Das Ziel ist, den breiten gesellschaftlichen
Dialog über Sinn und Ziel einer nachhal-
tigen Marktwirtschaft zum Tragen zu
bringen und gemeinsam mit Praktikern
Lösungen zu erarbeiten, die transforma-
tiven Charakter haben. Lösungen aus
dem Finanzmarkt für den Finanzmarkt,
die etwa helfen, das Klimaerwärmungsziel
zu erreichen, die Reichweite und positiven
Wirkungen nachhaltiger Investments zu
stärken, werden hier erarbeitet. Und dies
nicht von oben herab, sondern durch die
Akteure selbst. Die zehn Thesen für eine
nachhaltige Finanzwirtschaft in Deutsch-
land setzen die Themen des Hubs. Die
Akteure sind eingeladen, eigene Ansatz-
punkte und Ansätze für Veränderungen
anhand dieser zehn Thesen zu finden.
ZUR MITWIRKUNG EINGELADEN
Die Form,
in der an Beiträgen zu diesen zehnThesen
gearbeitet wird, ist frei wählbar. Zur Mit-
wirkung eingeladen sind Institutionen, die
Finanzwirtschaft, Wirtschaft, Zivilgesell-
schaft, Politik oderWissenschaft repräsen-
tieren und die einen Beitrag zugeordnet zu
den zehn Thesen planen. Sinnvoll wäre es
z.B. den vom ICG Institut für Corporate
Governance in der deutschen Immobili-
enwirtschaft und dem ZIA entwickelten
Verhaltenskodex für Investoren in diesen
Kanon einzubinden.
Im Herbst 2018 findet der zweite Su-
stainable Finance Summit Germany statt.
Dort wird Gelegenheit sein, Zwischenbi-
lanz zu ziehen und zu diskutieren, welche
Schritte der Hub weiter unternehmen
sollte, um ein nachhaltigeres Finanz­
system zu etablieren.
Der Rat für Nachhaltige Entwicklung
selbst entwickelte sich in den letzten Jah-
ren vom politischen Beratungsgremium
zum Ermöglicher weiter. Wir möchten
Marktakteure motivieren, gute Ansätze
breit bekannt zu machen. Einen Anfang
hat der Steuerungskreismit zentralenThe-
sen für eine nachhaltige Finanzwirtschaft
in Deutschland gemacht.
SUMMARY
»
Assets under Management:
Governance-Kriterien
spielen kaum eine Rolle.
»
Der Hub for Sustainable Finance
könnte Bewegung in die Entwicklung bringen.
»
Unternehmen sind
aufgefordert,
sich einzubringen.
«
Prof. Dr. Alexander Bassen (Referent ICG Real Estate
Board Academy), Yvonne Zwick, Rat für Nachhaltige
Entwicklung, Berlin
NACHHALTIGE FINANZWIRTSCHAFT
1.
Der Politik kommt eine
impulssetzende Rolle als
Gestalterin zu, die sie bislang
noch nicht genug wahrnimmt.
2.
Der Staat muss seine Vor-
bild- und Lenkungsfunktion zur
konkreten Umsetzung einer
Nachhaltigkeitsstrategie voll
wahrnehmen.
3.
Nachhaltiges Finanzieren
erfordert ein neues Verhältnis
zwischen Staat und Finanz-
wirtschaft, das gesellschaft-
lichen Zielen und allgemeiner
Integrität dient. Dies verlangt
eine strategische Ausrichtung
und Steuerung mit Indikatoren
und Zielen.
4.
Es bedarf der Identifikation
und Entwicklung von Instru-
menten, um Infrastrukturen
der Zukunft zu finanzieren.
5.
Das Wissen und die Kompe-
tenzen um treuhänderische
Pflichten und die spezifische
Verantwortung in der Finanz-
wirtschaft sind weiterzuent-
wickeln.
6.
Die Finanzwirtschaft in
Deutschland sollte einen sicht-
baren Beitrag leisten, um die
globalen Nachhaltigkeitsziele
zu erreichen.
7.
Integriertes Nachhaltigkeits-
management sollte selbst-
verständlicher Bestandteil
unternehmerischen Verhaltens
aller Marktakteure sein.
8.
Eine gute Berichterstattung
ist eine wichtige Grundlage
zur Bewertung gesellschaft-
licher Beiträge von Wirtschaft
und Finanzindustrie. Qualität,
Verfügbarkeit und Vergleich-
barkeit der Daten sind deutlich
auszubauen.
9.
Nachhaltigkeitsaspekte
müssen Eingang finden in die
Risikokultur der Finanzwirt-
schaft.
10.
Institutionelle Investoren
sollten ihren Einfluss als
Aktionäre aktiv und verant-
wortungsvoll ausüben.
Die zehn Thesen
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