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5.2018
EDITORIAL
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
seit ich hier arbeite, ist mein Leben so richtig bunt. Und wenn ich mal
nicht mehr wusste, wo mir der Kopf stand, hatte ich einen Anker, der
mich hielt, eine goldene Regel: Die Immobilienbranche ist verschlafen.
Kaum dachte ich das, gähnte ich und wurde ganz ruhig. Während all
der Jahre hat die Branche einen Nachbarn, zu dem sie stets neidvoll
aufblickte: die Automobilisten. Denen ging es gut, der Staat hyper
engagierte sich für sie in Brüssel, ihre Lobby arbeitete höchst effektiv.
Heute beschäftigt sich die Immobilienwirtschaft mit Blockchain. Neid
auf andere ist nicht mehr angebracht, und das liegt nicht nur am ZIA.
Einziges relevantes Thema der Bürgermeisterwahl in Freiburg: Wohn
konzepte. Okay, das Immobilienthema wird ein bisschen einseitig
gespielt, aber dafür auf allen Kanälen. Demgegenüber ist das Bild, das
die Mobilen mit ihrem technischen Dornröschenschlaf, ihrer umwelt
politischen Verantwortungslosigkeit, ihrer Strategie der kurzfristigen
Profitmaximierung abgeben, ein bedauernswertes.
Wäre ich nicht auf dem RICS-Focus gewesen, wäre es bei der Kritik
geblieben. Dort aber ging es um Beziehungen. In einer mehr und mehr
autistischen Welt werden die überlebenswichtig. Wir sterben alleine
und verlassen, wenn wir nur noch mit Alexa kommunizieren. Wir dür
fen nicht verlernen, die Nachbarin zu fragen, ob die Fenster geschlos
sen sind. Trotz Immobilien-Überwachungs-App! Kommunikation,
intelligente Vernetzung ist wichtiger denn je. Gesundheitsthemen mit
Wohnen. Wohnen mit Energie. Mobilie mit Immobilie. Zum Mobi
litätskonzept gehören Gebäude. Elektroautos sind sinnlos ohne die
Ladestationen in den Häusern. Haus ohne Auto wird gehen. Auto ohne
Haus nicht. Merken Sie was? Die Branche ist bedeutsam. Sie verschläft
nicht mehr. Schön. Aber wer beruhigt mich in Zukunft? Die Autos?
Ihr
„Die Immobilie ist der
wichtigere Teil des Mo-
bilitätskonzepts. Welche
Karriere! Künftig arbei-
ten beide aber sogar
öfter zusammen ... “
Dirk Labusch
, Chefredakteur
Haus schlägt Auto