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3.2018
KG, ist eine Cloud-Lösung grundsätzlich
für jeden interessant, der einen dezentra-
len Zugriff benötigt. „Wichtig kann eine
Cloud-Lösung auch für Serviceleistungen
wie Mieter- oder Handwerkerportale
sein.“
ZUKUNFTSFÄHIGE SOFTWAREARCHITEKTUR
Michael Dietzel, Bereichsleiter Beratung
undVertrieb, Prokurist bei derHaufe-Lex-
ware Real Estate AG, gibt grundsätzlich zu
bedenken: „Im Internetzeitalter muss vor
jeder Umstellung eine klare strategische
Entscheidung für das richtige ERP-System
mit einer zukunftsfähigen Architektur für
die nächsten 20 Jahre getroffen werden.
DiemeistenERP-Systemewurdenvor dem
technologischen Umbruch konzipiert. Sie
sind mit ihren komplexen Schnittstellen
und Brückentechnologien denHerausfor-
derungen undMöglichkeiten der Digitali-
sierung nicht mehr gewachsen.“
Die Unterscheidung zwischen der
„klassischen“ ERP-Kernfunktion und Zu-
satzlösungen macht auchMarc Mielzarje-
wicz, Geschäftsführer von Immoware24,
nicht. „Das ERP-System sollte komplett in
der Cloud liegen. Nur so können unnöti-
ge Schnittstellen und Medienbrüche ver-
mieden werden, durch die sich ansonsten
Fehler einschleichen können. Wenn das
eigentliche ERP-System lokal ist und nur
bestimmte Anwendungen in die Cloud
verlagert werden, muss ich alles doppelt
bereitstellen. Redundante Daten sind aber
immer ein Problem.“
Einig sind sich die Softwareanbieter
dagegen in einem anderen Punkt. „Das
Motto ist ‚Keep it simple‘: Die komple-
xen Prozesse in der Wohnungswirtschaft
müssen über das ERP-System vom An-
wender einfach zu bedienen sein“, betont
Immoware24-GeschäftsführerMarcMiel-
zarjewicz. „Unternehmen sollten bei einer
neuen ERP-Lösung auf die Punkte Auto-
matisierung und einfache Bedienbarkeit
achten. Die Oberfläche sollte am besten
mit den Fingern steuerbar sein“, ergänzt
Thoralf Beyer von Promos consult.
Wichtig ist auch eine saubere Da
tenübernahme vom alten auf das neue
System. „Im nächsten Schritt muss ein-
deutig geklärt werden, ob und – wenn
ja – welche Daten aus dem Vorsystem
übernommen werden und wer welche
Leistungen erbringt. Kommt das Unter-
nehmen problemlos an seine Daten? Gibt
es Abhängigkeiten gegenüber demAnbie-
ter des alten Systems, zum Beispiel durch
Vertragslaufzeiten?“, so Caspar Tietmeyer,
Leiter Solution Sales bei der Crem Solu-
tions.
NICHT AN DER SCHULUNG SPAREN
Wie
viele andere Projekte auch können ERP-
Projekte scheitern. Projektlaufzeiten wer-
den massiv überzogen, die Kosten über-
steigen den noch tolerierbaren Rahmen.
Zum Stolperstein können allerdings auch
die eigenenMitarbeiter werden. Vor allem
in großen Unternehmen gibt es viele Zu-
ständigkeiten, Abhängigkeiten und so
genannte „Fürstentümer“, die durch die
Einführung eines ERP-Systems ihre Exis
tenz bedroht sehen.
Was hilft? Die Betroffenen so früh wie
möglich mit ins Boot holen und durch
Schulungen und offene Gespräche die
Motivation sowie die Akzeptanz seitens
der Mitarbeiter erhöhen. „Es ist eine Bin-
senweisheit: Damit das Projekt erfolgreich
über die Bühne geht, muss der Kunde Be-
reitschaft zeigen. Aber nicht nur er. Die
Projektmitarbeiter müssenmotiviert sein,
was schwierig werden kann, wenn sie im
Tagesgeschäft feststecken“, erklärt Thoralf
Beyer. „Zudem müssen die Mitarbeiter
professionell geschult werden – ambesten
immer mit dem eigenen Datenstamm des
Unternehmens“, so Marc Mielzarjewicz.
„Das ‚Learning by doing‘ ist wichtig. Der
Kunde sollte keinesfalls an der Schulung
seiner Mitarbeiter sparen. Das rächt sich
später.“ Zunächst lernen die leitenden
Projektverantwortlichen in Key-User-
Schulungen alles über die Konfigurati-
on, Rechtevergabe und Bedienung, in
anschließenden Anwenderschulungen
dann die anderenMitarbeiter den sicheren
Umgang mit der Software im operativen
Tagesgeschäft.
SUMMARY
»
Ein modernes ERP-System
ist das digitale Spiegelbild des Unternehmens und sollte auf dem neuesten Stand sein.
»
Das volle
Potenzial der Digitalisierung
entfaltet sich erst dann, wenn ein zentraler Taktgeber sämtliche Prozesse und Anwendungen steuert und diese in den
betriebswirtschaftlichen Kontext des Unternehmens integriert.
»
Für
welche ERP-Lösung
man sich entscheidet, hängt von den eigenen Anforderungen
und Zielen ab.
»
Die Software kann
auf eigenen Servern
(On-Premise-Lösung), über ein Hosting-Modell oder als
Software as a Service
in der Cloud
oder
komplett webbasiert
betrieben werden.
»
Weder der Zeitplan noch das Budget
sollten für eine erfolgreiche Projektumsetzung zu knapp
kalkuliert werden.
»
Ein wichtiger Erfolgsfaktor für das Projekt
ist die frühe Einbeziehung der Mitarbeiter.
Foto: Alfa Photo/shutterstock.com
«
Dr. Harald Radecke, Tiefenbach
Wichtig für die innerbetriebliche Akzep-
tanz: Mitarbeiterschulungen für den Um-
gang mit der Software im Tagesgeschäft