Immobilienwirtschaft 3/2018 - page 65

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Mit ansprechenden Gastronomiekonzep-
ten im Büro selbst sind die Mieter – und
damit auch der Vermieter – natürlich
noch einen Schritt weiter. Hoch im Kurs
stehen dabei übrigens Pop-up-Gastrono-
miekonzepte imHaus oder in der direkten
Umgebung, damit man den Mitarbeitern
Abwechslung bieten kann.
FLEXIBLER ARBEITSRAUM IST GEFRAGT
Neben flexiblen Arbeitszeitmodellen su-
chen die jungen Generationen auch den
flexiblen Arbeitsraum – und zwar nicht
nur im Home-Office oder unterwegs,
sondern auch im Büro selbst. Neben dem
klassischen Stuhl am Schreibtisch sollten
gemütliche Sessel, eine kreativ gestaltete
Kommunikationsecke, ruhige Einzelbüros
oder auch eine Kaffeebar mit Tresen für
den Laptop nicht nur für Abwechslung
sorgen, sondern eben auch alle denk-
baren Arbeitsprozesse räumlich darstel-
len können. Dazu gehören formelle und
informelle Meetings genauso wie kon-
zentriertes Arbeiten oder wichtige Tele-
fongespräche, für die Mitarbeiter Ruhe
brauchen.
Ein anderes Thema, das vor allem die
Generationen Y und Z umtreibt, ist die
vielbesagte Work-Life-Balance. Um den
Übergang von der Arbeit zur Freizeit flie-
ßender zu gestalten, können beispielswei-
se Duschen im Gebäude angeboten wer-
den, die das Fahrradfahren oder Joggen
zur Arbeit ermöglichen. Ein Fitnessstudio
oder Spa im Haus oder auch Ruheräume
zum Auftanken in der Pause treiben die
Sport- und Erholungsmöglichkeiten bis
auf die Spitze. Ergonomisch verstellbare
Möbel und personalisierbare Licht- und
Temperaturverhältnisse tragen ebenso
zum Komfort und zur Gesundheit der
Mitarbeiter bei. Unternehmen wollen die
sinkende Anzahl an Fachkräften ja nicht
nur an sich binden, sondern dann auch
möglichst gesund halten.
Ein Zeichen dafür, dass dieses Thema
immer wichtiger wird, ist die Etablierung
von Zertifikaten, die das Wohlbefinden
der Mitarbeiter im Büro messen. Der
Well-Standard des International Well
Building Institute erfasst zum Beispiel
Luft-, Licht- und Wasserqualität, Ernäh-
rungs- und Fitnessangebote sowie Kom-
fort für Körper und Geist.
Die Vorreiter eines modernen, ge-
samtheitlichen Bürokonzepts kommen
übrigens aus der IT-Branche. Sie ist die
am schnellsten wachsende Mietergruppe
und hat höchste technische Ansprüche
an den Arbeitsplatz. Der nächste Schritt
ist die Entpersonalisierung des Arbeits-
platzes: Jeder kann an jedem Arbeitsplatz
arbeiten. Clean Desk, flexible Hard- und
Software bieten somit viel mehr Raum für
wechselnde Projektarbeit, die mehr Agili-
tät und Bewegungsfreiheit erfordert.
Hat ein Unternehmen den Entschluss
gefasst, ein zeitgemäßes und auf künftige
Bewerber zugeschnittenes Arbeitsplatz-
konzept einzurichten, steht es vor drei
kritischen Fragen:Welches Konzept ist das
richtige für meinUnternehmen?Wie wird
es umgesetzt? Welche Auswirkungen hat
es auf meine Mitarbeiter? Externe Fach-
planer können hier unterstützen, denn
der Weg zum passgenauen Arbeitsplatz-
konzept ist steinig. Eine solide Datenbasis
und ein tiefes Verständnis der Unterneh-
menskultur sind notwendig. Denn mit
dem einfachen Anbieten von attraktiven
Leistungen ist es nicht getan. Neue Kon-
zepte müssen in bestehende Strukturen
integriert werden. Gleichzeitig müssen
sie die Produktivität der Mitarbeiter best-
möglich fördern.
DIALOG MIT DER BELEGSCHAFT SUCHEN
Um
das zu erreichen, braucht es neben einem
durchdachten, speziell auf das Unterneh-
men zugeschnittenen Lösungsansatz vor
allem einen intensiven Dialog mit der
Belegschaft. Unternehmen müssen Ver-
änderungen einfühlsam erklären.
Denn ein neues Arbeitsumfeld beein-
flusst die Art der Zusammenarbeit und
damit die Unternehmenskultur. Ziellos
aufoktroyierte Neuerungen können zu
großen Irritationen führen. Das Resultat
sind dann allzu oft unzufriedene, weniger
produktive Mitarbeiter, langfristig leidet
auch das Image des Arbeitgebers. Unter-
nehmen müssen sich also strukturiert an
die Arbeitswelt der jungen Generationen
anpassen.
Den Arbeitsplatz als Werkzeug zur
Personalgewinnung zu nutzen ist also eine
herausfordernde Aufgabe, die viel Zeit,
Kapazität und Ressourcen bindet. Denn
die Möglichkeiten zur Arbeitsplatzopti-
mierung sind so vielfältig wie die Firmen
selbst. Fakt ist aber: Mit dem richtigen
Konzept steigt auch die Wahrscheinlich-
keit, genau die Mitarbeiter zu erreichen,
die Unternehmen brauchen, um für die
Zukunft gut aufgestellt zu sein.
SUMMARY
»
Weiche Faktoren
bestimmen bei der Wahl des Arbeitsplatzes zunehmend die Entscheidung der Bewerber.
»
Das fängt bei ganz
praktischen Dingen wie einem Schreibtisch an und endet in
unternehmensphilosophischen Fragen
.
»
Um im „War for Talents“ erfolgreich
zu sein,
müssen sich Unternehmen mit den Bedürfnissen potenzieller Arbeitnehmer genau auseinandersetzen.
»
Ein
ganzheitliches, aber
gleichzeitig flexibles Arbeitsplatzkonzept
ist essentiell, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren.
»
Von der Wahl des Standorts
über die Büroanordnungen bis hin zu Organisationsprozessen
– die Bedürfnisse sind je nach Unternehmen und Bewerber verschieden.
«
Norman Kustos, Frankfurt
Foto: Notares; fotoinfot/shutterstock.com
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