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1.2017
Sichten auf ein und dasselbe Objekt in
seinen verschiedenen Lebenszyklus-
phasen. So stieg bereits der Anteil von
Open-BIM-Projekten von 0,1 Prozent
in 2014 auf zwei Prozent in 2016. Noch
ist das aktuell am weitesten verbreitete
BIM-Szenario das Little BIM. Hierbei
wenden die Projektpartner BIM teilweise
an. Doch wir befinden uns bereits in der
Übergangsphase zu mehrheitlich BIM-
anwendenden Partnern. Gehen soll es
allerdings bald in Richtung Big BIM, bei
dem alle Beteiligten diese Methode ad-
aptieren. Doch dies kann nur geschehen,
wenn eine zentrale „BIM-Datenbank“ –
die in absehbarer Zeit auch die geomet-
rischen Daten verwalten wird – in einem
föderierten System vorliegt.
Doch erst Cloud-Plattformen werden
echte föderierte Systeme realisieren kön-
nen. Prüfungen der BIM-Regeln werden
in solchen Umgebungen noch wichtiger,
um Nachweise aller Art führen und vor
allem die Planungsstände miteinander
vergleichen zu können. 2D- und 3D-
CAD-Stammdaten werden schon lange
im ERP (Enterprise Ressource Planning)
verwendet. Das Konzept einer „BIM-
Datenbank“ ist generell nicht neu, auch
wenn es vor allem der mangelnden Stan-
dardisierung geschuldet bis vor ca. drei
Jahren wenigen Teilprozessen vor allem
imPlanen und Betreiben von Immobilien
vorbehalten war. Insbesondere die 5. Di-
mension, die Kosten der Immobilie – aber
auch damit erzielte Erlöse –, werden in der
Betriebsphase schon lange durch CAFM-
oder ERP-Systeme auf der Basis von 2D-
und/oder 3D-Modellen des Gebäudes
optimiert. SAP liefert mit dem Enterprise
Asset und dem Real Estate Management
solche Produkte; das Projektmanagement-
Modul der SAP wird darüber hinaus auch
schon in der 4. Dimension des BIM, da
insbesondere in der Bauablaufplanung,
aber auch im Kostenmanagement, also
der 5. Dimension, eingesetzt.
Schlüsselfaktor für den Erfolg solcher
Lösungen ist die Verwaltung der Redun-
danzen zwischen den 2D- und 3D-CAD-
Daten auf der einen und den ERP-Daten
(der „BIM-Datenbank“) auf der anderen
Seite. Eine einheitliche Datenbasis, selbst
wenn das technisch möglich wäre, hälfe
imProzessablauf dabei gar nichts, da nicht
nur in der Vergangenheit den unterschied-
lichen Spezifika der Fachdisziplinen Rech-
nung getragen werden musste. Planungs-
stände werden frei gegeben und dienen
imnächsten Prozessschritt als Grundlage.
4D- UND 5D-BIM VERSUS ERP UND PLM
Kosten und Zeitrelationen gehören phy-
sikalisch nicht in ein BIM; damit schießt
die BIM-Gemeinde über das Ziel hinaus.
Nicht nur die SAP bietet seit Langem so
genannte Product-LifeCycle-Manage-
ment-Software-Module (PLM) an. Au-
ßerhalb der Bauindustrie haben solche
IT-Systeme schon erfolgreich Fuß gefasst,
die PLM Suite der SAP krankt bisher aber
an der ungenügenden Unterstützung für
Objekte jenseits von Flächen und Equip-
ments (Wände, Stützen, allgemein die
Baukonstruktion).
Mit dem Projekt Information Net-
work (PIN) arbeitet die SAP an einer
PLM-Lösung für die Bauindustrie auf der
Basis eines so genannten digitalen Zwil-
lings (die „BIM-Datenbank“), der das BIM
aufnehmen kann. Die BIM-Objekte sind
der zentrale Anker für alle angeschlos-
senen Anwendungen, Dokumente und
Prozesse in der Planungs- und Bauphase.
Insbesondere für die Betriebsphase liefert
die SAP heute schon das Produkt „Cloud
for Real Estate (C4RE)“. Beide Produkte
lehnen sich an die Standard IFCDefinition
des BIM an und können deshalb in einer
Open-BIM-Umgebung eingesetzt werden.
Die Planungswerkzeuge – zum Beispiel
AutoCAD oder Revit – können so direkt
in das BIM integriert (SAP selbst liefert
Integrationen auf der Basis von IFC-Da-
teien), geplante Änderungen visualisiert
und Verstöße gegen BIM-Regeln direkt
imAutorensystemgezielt behobenwerden
(das Autorensystem wird so zum Editor
des zentralen BIM).
SUMMARY
»
BIM ist keine Software
sondern eine Methode.
»
Noch ist das aktuell am weitesten verbreitete BIM-Szenario das
Little BIM
. Hier-
bei wenden die Projektpartner BIM teilweise an.
»
CAD-Daten werden seit Jahren im Immobilien- und Facility Management genutzt.
»
Fortschrittliche
IT-Lösungen prüfen alle Dateien heute schon auf
Konformität mit den BIM-Regeln
.
»
Neue, ERP- und PLM-Produkten bisher fehlende Datenobjekte
erlauben die Anwendung bestehender 4D- und 5D-Prozesse auf das 2D- und 3D-BIM.
»
Schon in den 80ern wurde am BIM gearbeitet.
Warum jetzt
wieder?
Mit der Möglichkeit zum digitalen Zwilling in der Cloud entfällt das Hin- und Herschicken von Dateien.
»
Das BIM als offenes
föderiertes Modell
Architect
Owner
Builder
Fabricator
Engineer
Föderiertes
Modell
NATIVE
ENVIRONMENT
COLLABORATIVE
ENVIRONMENT
EXCHANGE
PROTOCOLS