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TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
I
SERVICEORIENTIERTE ABRECHNUNG
tionen zur Verbrauchsoptimierung oder
Vergleiche und Standardisierungen zwi-
schen unterschiedlichen Liegenschaften
möglich werden.
Bernd Bosch, technischer Geschäfts-
führer beimDienstleistungsunternehmen
ABM-Mess Service GmbH, sieht aus die-
sen Gründen für die Messdienstleister in
den kommenden Jahren volle Auftragsbü-
cher voraus: „Zur Bewegung in der Bran-
che trägt auch bei, dass derzeit sehr viele
neue Wohnungen gebaut werden. Diese
müssen bereits auf die kommenden ener-
giepolitischen Rahmenbedingungen vor-
bereitet sein. Sie sind mit Technik so aus-
zustatten, dass integrierte Verbrauchsab-
rechnungen auf der Basis eines sicheren
elektronischen Datenaustauschs möglich
sind. Zudem sind noch viele Messgeräte
auf Verdunsterbasis im Einsatz, die Zug
um Zug ausgetauscht und durch Funk-
technik ersetzt werden. Gerade für mit-
telständischeMessdienstleister ergibt sich
daraus ein wichtiges Betätigungsfeld, in
dem sie mit Servicequalität und -flexibili-
tät punkten können.“
TRANSPARENZ SCHAFFT EFFIZIENZ
Hartmut
Michels, Vorstandsmitglied vonMeasure-
Net, einemNetzwerk unabhängigerMess-
dienste mit rund 115 mittelständischen
Mitgliedern, sieht es ähnlich: „Die Di-
gitalisierung der Verbrauchs- und Ab-
rechnungsprozesse ist ein entscheidendes
Element der Energiewendepolitik. Sie um-
fasst einerseits die Datenerhebung mittels
moderner Sensoren und Funktechnolo-
gie. Andererseits beinhaltet sie auch die
Datenverarbeitung, -zusammenfassung
und -übermittlung. Im Endeffekt geht es
um die elektronische Erstellung von ver-
brauchsgerechten Abrechnungen. Damit
erhöht sich die Transparenz der Heiz- und
Betriebskostenabrechnung und die Nut-
zer bekommen wichtige Hinweise zum
Energiesparen. Dies stellt ein wirksames
Instrument zur Steigerung der Energie
effizienz in den Haushalten dar.“
Doch es geht laut Michels nicht nur
um die Energieverbrauchsproblematik:
„Weitere Dienstleistungen können einem
einzigen Serviceunternehmen übertragen
werden. Dazu zählen etwa die Überprü-
fung der Trinkwasserqualität und die
Installation und Wartung von Rauchmel-
dern. Für Hausverwaltungen, Immobili-
engesellschaften und Eigentümer verein-
fachen sich damit die Abrechnungs- und
Messprozesse, unnötige Kosten entfallen
und die Transparenz der komplexen Ab-
läufe erhöht sich enorm. Auch für die
Messdienstleister hat dies Vorteile: Sie
bewegen sich in einem hochgradig nach-
haltigen Geschäftsmodell.“
UMFASSENDERE SERVICEMODELLE
Eine
solch hohe Kompetenz eröffnet den
Dienstleistern imZuge der zunehmenden
Integration des Energie- und Ressourcen-
managements weitere Geschäftsoptionen.
Experten sehen zukünftig ein großes Po-
tenzial für eine noch viel weitergehende
Integration aller in der Wohnungs- und
Immobilienbranche tätigen Akteure.
Es geht dabei nicht nur um die Liefe-
ranten von Energie, Wasser und anderen
Ressourcen. Es geht auch um den tieferen
Einbezug der Messdienstleister, Hand-
werksbetriebe und Bauunternehmen. Ge-
rätewartung, Ermittlung vonVerbräuchen
sowie die Erstellung von Abrechnungen
sind schon heute Tagesgeschäft. Analysen,
Servicelevelkontrollen und Organisation
von Mieterwechseln – all dies könnte
bald eine selbstverständliche Aufgabe für
Messdienstleister sein. Außerdem droht
die Smart City. Dort werden neben dem
viel zitierten Smart Home auch die Be-
reiche Mobilität, Gesundheitsversorgung
und Verwaltung mit integriert werden.
Bis dahin dauert es allerdings noch ein
Weilchen. Denn es müssen nicht zuletzt
für derartige durchgängige Prozessketten
noch geeignete Schnittstellen geschaffen
werden. Sie müssen noch standardisiert
sowie Gesetzesregelungen und Normen
erarbeitet werden. Alle Beteiligten sollten
sich dem Digitalisierungstrend öffnen.
Denn der Geist wird nicht mehr in die
Flasche zurückkehren.
«
Dr. Hans-Dieter Radecke, Tiefenbach
Experten
„Mit der Digitalisierung der
Verbrauchsprozesse erhöht
sich die Transparenz der
Heiz- und Betriebskosten-
abrechnung. Die Nutzer
bekommen wichtige Hin-
weise zum Energiesparen.
Dies stellt ein wirksames
Instrument zur Steigerung
der Energieeffizienz in den
Haushalten dar.“
Hartmut Michels,
Vorstandsmit-
glied von MeasureNet
„Die Digitalisierung bringt
in allen Wirtschaftszwei-
gen erhebliche Vorteile
mit sich. Die Immobilien-
wirtschaft kann auf vielen
Gebieten davon profitieren
– wie bei der Einführung
des Smart Metering.“
Stephan Busse,
Geschäftsführer
des Energietechnik-Dienstleisters
LPR Energy