Immobilienwirtschaft 12/2017 1/2018 - page 14

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MARKT & POLITIK
I
TITELTHEMA
BIM-Methoden durchgesetzt haben, wer-
den auch im Lebenszyklus des Gebäudes
geringere Kosten anfallen.
In Ihrer Studie beziffern Sie das Einspar­
potenzial auf bis zu 20 Prozent. Wie
haben Sie diese Zahl ermittelt?
Das ist
keine konkrete Berechnung, sondern eine
Schätzung. Denn noch gibt es erst wenige
belastbare Kalkulationen. Wie stark sich
die Kosten durch das serielle Bauen sen-
ken lassen, wird man deshalb erst mittel-
fristig bewerten können.
Ist Building Information Modeling (BIM)
die Voraussetzung für den Durchbruch
des seriellen Bauens?
BIM ist zumin-
dest ein zentraler Bestandteil des seriel-
len Bauens. Es wäre wenig zielführend,
mit konventionellen Planungsmethoden
am seriellen Bauen zu arbeiten. Man kann
sicherlich davon ausgehen, dass sich in
spätestens zehn bis 15 Jahren der Einsatz
von BIM in der Planung durchgesetzt ha-
ben wird.
Welche Impulse erwarten Sie von dem
vom GdW und vom Bundesbauminis­
terium auf den Weg gebrachten eu­
ropaweiten Ausschreibungsverfahren
für serielles Bauen?
Es ist ein wichtiger
Meilenstein. Die hohe Resonanz auf die-
se Ausschreibung zeigt, dass das Thema
bei vielen Akteuren angekommen ist. Der
Vorteil ist, dass man nach Abschluss der
Ausschreibung etwas zumAnfassen haben
wird. Für die Wohnungswirtschaft ist es
wichtig, zu sehen, dass seriell gebaute Ge-
bäude nicht einheitlich aussehen müssen,
sondern dass es Variationsmöglichkeiten
beispielsweise bei Fassaden und Dächern
gibt.
Serielles Bauen muss also nicht zu einer
architektonischen Eintönigkeit führen?
Diese Angst ist aus meiner Sicht unbe-
gründet. Denn es gibt beim seriellen
Herr Klupp, serielles und modulares
Bauen ist derzeit ein großes Thema.
Täuscht der Eindruck, dass über diese
Bauweise zwar viel gesprochen wird,
dass sie aber nur selten umgesetzt
wird?
Das ist tatsächlich so. Momentan
beschäftigen sich vor allem große Woh-
nungsunternehmen wie die Vonovia und
die SAGA damit, die eine große Zahl an
Neubauten realisieren und die nötige
Finanzkraft haben, um die Planung zu
finanzieren. Man hat beim seriellen Bau-
en ja immer einen längeren Planungsvor-
lauf, der erst einmal Geld kostet und sich
erst hinterher rentiert. Insgesamt gibt es
mittlerweile eine Reihe von Modellpro-
jekten, die von der Wohnungswirtschaft
angestoßen worden sind. Hingegen hält
sich die Bauwirtschaft zurück, was damit
zusammenhängt, dass für diese Bauweise
erhebliche Investitionen notwendig sind,
während die Nachfrage noch eher punk-
tuell ist. Deshalb müssen jetzt erst einmal
die Pioniere vorpreschen.
Ist das serielle Bauen ein Allheilmittel,
umdie Baukosten zu senken?
Das seriel-
le Bauen ist ein Mittel, aber nicht das ein-
zige, um zu geringeren Kosten imNeubau
zu kommen. Der Neubau verteuert sich
auch durch die stark gestiegenen Boden-
preise, und baurechtliche Anforderungen
treiben die Kosten ebenfalls in die Höhe.
Insofern sollte man das Thema zwar ernst
nehmen und intensiv vorantreiben, aber
nicht überbewerten.
Was ist der entscheidende Vorteil beim
seriellen Bauen – die Senkung der Kos­
ten oder die Erhöhung der Geschwin­
digkeit beim Bau?
Momentan spielt
hauptsächlich der Zeitvorteil eine Rolle.
Wohnungsunternehmen kommen schnel-
ler zu ihrem Neubau und damit auch zu
Mieteinnahmen. Langfristig betrachtet
wird der Kostenaspekt an Bedeutung
gewinnen. Denn wenn sich erst einmal
In einer detaillierten Studie
hat die Beratungsgesell-
schaft Analyse & Konzepte
das Potenzial des seriellen
Bauens im Wohnungsbereich
untersucht. Wo die Chancen
dieser Bauweise liegen und
woran es noch hakt, erläutert
Matthias Klupp
, Mitglied
der Geschäftsleitung von
Analyse & Konzepte.
„Eine große Variationsbreite“
„Wie stark sich die
Kosten durch das serielle
Bauen senken lassen,
wird man erst mittelfris-
tig bewerten können.“
Foto: Analyse Konzepte
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