Immobilienwirtschaft 12/2017 1/2018 - page 11

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Bauen“, verdeutlicht dies das Beratungsunternehmen Analyse &
Konzepte, „kann als ein ,typologisches Programm‘ verstanden
werden, bei dem – unabhängig von der Bauweise – eine große
Anzahl von Wohnungen nach gleichem Standard erstellt wird.“
Das kann somit auch in konventioneller Bauweise erfolgen.
Die Vorteile des seriellen und des modularen Bauens ver-
binden will der Dax-Konzern Vonovia. Ende 2016 stellte er in
der Insterburger Straße in Bochum sein Pilotprojekt – einen
14 Wohnungen umfassenden Neubau – fertig, der ebenfalls in
Holzhybridbauweise realisiert wurde. Auch bei seinem weiteren
Neubauprogramm, das jährlich bis zu 2.000Wohnungen umfasst,
setzt derWohnungsriese auf das serielle Bauen. „Die Zukunft des
Wohnungsbaus liegt in der modularen Bauweise“, betont Klaus
Freiberg, Mitglied des Vorstands von Vonovia. Dabei hat er vor
allem Freiflächen in bestehenden Quartieren im Blick, wobei er
nicht nur mit Holzmodulen, sondern auch mit Stahl- und Stahl-
betonmodulen arbeiten will. Ziel ist es nach seinen Worten, den
Vorfertigungsgrad von momentan 70 auf etwa 80 Prozent zu
erhöhen.
Eine weitere Vorreiterin des modularen Bauens in Deutsch-
land ist die Gewoba in Bremen. Für ihren „Bremer Punkt“ heimst
die Wohnungsbaugesellschaft einen Preis nach dem anderen ein
– zuletzt die Nominierung zum Deutschen Nachhaltigkeitspreis
2017. Beim „Bremer Punkt“ handelt es sich um ein aus dem Ar-
chitektenwettbewerb „ungewöhnlichwohnen“ hervorgegangenes
Punkthaus, das zur Nachverdichtung von 50er- und 60er-Jahre-
Siedlungen geeignet ist. Trotz seiner Modularität bietet es dank
flexibler Grundrissgestaltung bis zu 22 unterschiedliche Grund-
risse. Nach Einschätzung der Jury des Nachhaltigkeitspreises „op-
timiert die serielle Bauweise und Typenbildung nicht nur den
NICHT NUR FÜR FLÜCHTLINGE UND STUDIERENDE
Dabei denken
die Protagonisten des seriellen Bauens keineswegs nur an Flücht-
lingsunterkünfte, wie sie seit Herbst 2015 vielerorts inmodularer
Bauweise hochgezogen worden sind. Vielmehr haben sie auch
dauerhafte Wohnanlagen im Blick. Vor allem für Studenten
apartments finden sich denn auch bereits einige schon realisier-
te Projekte. Zum Beispiel in der Storkower Straße im Berliner
Stadtteil Lichtenberg: Dort hat die Berlinovo, eine Gesellschaft
des Landes Berlin, im Sommer 2017 ein modular errichtetes
Studentenwohnheim mit 129 Apartments fertiggestellt. Errich-
tet wurde das Gebäude in Holzhybridbauweise, wobei die Firma
Brüninghoff als Generalunternehmer dafür nur neun Monate
benötigte. Denn die Module wurden imWerk gefertigt und dann
auf die Baustelle transportiert, wo sie nur noch zusammengebaut
werden mussten.
Vor allem die Geschwindigkeit beim Bau nennt Christof
Kurch, Bereichsleiter Technisches Projektmanagement bei der
Berlinovo, als Vorteil dieser Methode. Konsequenterweise berei-
tet die Berlinovo derzeit den Bau von drei weiteren Studenten-
wohnheimen mit zusammen fast 800 Plätzen vor, die ebenfalls
modular errichtet werden sollen. Ob dies wieder in Holzhybrid-
bauweise geschieht, ist allerdings noch nicht entschieden.
Das zeigt, dass modulares und serielles Bauen nicht unbe-
dingt das Gleiche ist. So richtig auszahlenwürden sich die Vorteile
ja erst dann, wenn die Berlinovo das Projekt in der Storkower
Straße eins zu eins an anderen Standorten wiederholen – und
somit seriell bauen – würde. Bei erneuter Planung fallen hingegen
wieder neue Planungskosten an. Umgekehrt bedeutet serielles
Bauen nicht zwingend, dass man sich industrialisierter Metho-
den bedient und Module in der Fabrik produziert. „Das serielle
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