Immobilienwirtschaft 09/2016 - page 69

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uns unsere Prozesse anschauen, inwiefern sie es wert sind, in die
digitale Welt überführt zu werden.
DATEN SIND NUR DAS ROHÖL
Digitalisierung wird häufig mit der
Nutzung von Daten gleichgesetzt. Dabei geht es um viel mehr.
Datenmögen das Rohöl der Digitalisierung sein. Aber eben auch
nur das Rohöl. In der Spitze der Entwicklung geht es um ganz
neue technische Möglichkeiten, diese Daten zu nutzen. Und vor
allem geht es darum, völlig neue Funktionen sinnvoll anzuwen-
den. Es geht also um die Raffinerien, die ansonsten wertloses
Rohöl veredeln. Sie sind es, um deren Konstruktion wir uns mit
Partnern der IT-Branche kümmernmüssen. Es greift daher viel zu
kurz, wenn wir danach trachten, Herr über die Daten im eigenen
Haus zu bleiben. Lassen Sie uns darauf achten, wer Inhaber der
neuen Raffinerien ist. Wir müssen zumindest die Chance haben,
Anteilseigner der neuen Prozesskette zu sein.
Unser weiterer Weg der Orientierung führt uns nun an einen
heiklen Punkt. Um Visionen entwickeln zu können, sollte man
grobwissen, wo es hingehen kann.Wennwir noch suchen, sollten
wir sorgsam darauf achten, unser Faustpfand, die Daten und die
zu digitalisierenden Teilprozesse, nicht zu verlieren.
OFFENE SYSTEME ALS KERNFORDERUNG
Leider ist die Wohnungs-
wirtschaft als eine der stärksten Branchen der Volkswirtschaft
die Branche mit der geringsten Forschungskraft. Dies ist aber
auch letztlich kein Wunder: Das durchschnittliche deutsche
Wohnungsunternehmen hat 18 Mitarbeiter. Verbände müssen
scouten, Partner suchen, Ideen in die Branche tragen. Und müs-
sen insbesondere darauf drängen, dass Standards nicht einigen
wenigen Anbietern dienen. Offene Systeme und Interoperabili-
tät sind deshalb unsere Kernforderungen an jeden Partner, an
jeden künftigen Entwickler und beim Setzen von Normen und
Standards. Nur so haben unsere Wohnungsunternehmen eine
faire Chance, die Entwicklung auf Augenhöhemitzugestalten und
auch in ihrem Sinne weiterzutreiben.
GESPRÄCHE MIT EBAY & CO.
Wir müssen Wohnungswirtschaft
immer wieder neu denken, Entwicklungen herausarbeiten, neue
Partner suchen. Derzeit finden viele Gespräche mit potenziellen
Partnern statt – immer unter unseren Rahmenbedingungen.
Dazu zählen Ebay oder die Mieterbindung durch Integration
von Reiseportalen. Völlig neue Wege gehen wir beim Umgang
mit Internetangeboten rund um das Wohnen im Rahmen eines
Green Living. Einiges können Sie heute schon nutzen, vieles ist
in der Pipeline.
EIN NEGATIVBEISPIEL
Marktteilnehmer ohne jegliche Neugier
und mit geradezu archaischem Beharrungsvermögen werden
mit Sicherheit Opfer der berüchtigten Disruption. Ein Muster-
beispiel liefert gerade der Verband der Stadtwerke: Digitalisierung
ermöglicht alle Arten der Energieerzeugung in Microlösungen.
VKUund Städtetag verweigern sich dieser Entwicklung komplett:
Die Begründung: „Einer solchen dritten Saule der Energiever-
sorgung neben den Stadtwerken und Regionalversorgern bedarf
es unseres Erachtens nicht. Zudem wurde damit der Anreiz fur
die Wohnungswirtschaft in Kooperation mit Energieversorgern
Quartiersversorgungskonzepte anzubieten - wie vielerorts prak-
tiziert – stark abgeschwacht.“
Auf einen Nenner gebracht: Soziale Marktwirtschaft ist doof.
Monopol ist prima. AmMarkt soll nur das passieren, was wir wol-
len. Das sind Dinosaurier der Digitalisierung, die den Einschlag
noch nicht gehört haben.
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ZUR PERSON
Axel Gedaschko,
geboren 1957 in Hamburg, ist seit 2011 Präsident des GdW Bundesverbandes deutscher
Wohnungs- und Immobilienunternehmen. Von 2008 bis August 2010 war der studierte Rechtswissenschaftler Wirtschaftssenator
und Präses der Behörde für Wirtschaft und Arbeit in Hamburg.
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