Immobilienwirtschaft 09/2016 - page 75

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9.2016
Die Nachfrage nach nachhaltigen FM-
Dienstleistungen nimmt zu. Kunden
legen immer mehr Wert auf ein umwelt-
bewusstes Image und wollen von den Ein-
sparmöglichkeiten durch einen niedrigen
Ressourcenverbrauch profitieren. Der
Branchenverband GEFMA hat darauf
reagiert und bereits vor zwei Jahren die
Zertifizierung „Nachhaltigkeit im Facili-
ty Management“ entwickelt. „Wir haben
festgestellt, dass Kunden zunehmend
nach einem Standard zum Thema Nach-
haltigkeit gefragt haben“, erläutert Dr.
Elke Kuhlmann, Geschäftsführerin des
Verbands, den Schritt.
NACHHALTIGES FM
Etwa 80 Prozent der
Lebenszyklus-Kosten einer Immobilie
entstehen im Betrieb. Ein an Nachhal-
tigkeit orientiertes Facility Management
hilft, diese Kosten zu senken und die Um-
welt zu schützen. Ein geschulter Auditor
beurteilt den Betrieb einer Immobilie
anhand verschiedener Nachhaltigkeits-
kriterien, zum Beispiel das Energie- und
Wassermanagement und die Raum- und
Trinkwasserqualität. „In Zukunft wollen
wir eine Clusterzertifizierung für Gebäu-
de gleicher Struktur, beispielsweise Filial-
ketten, anbieten und damit den nächsten
Schritt hin zu einem nachhaltigen Facility
Management gehen“, so Kuhlmann.
Ein nachhaltiges Gebäudemanage-
ment beginnt idealerweise schon bei
Planung und Bau einer Immobilie. Das
Zertifizierungssystem der Deutschen Ge-
sellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB)
bewertet die Qualität eines Gebäudes über
den gesamten Lebenszyklus hinweg, also
auch die Schaffung von Voraussetzungen
für die optimale spätere Bewirtschaftung.
Gut ist, wenn der Gebäudedienstleister
über einen eigenen internen DGNB-
Berater verfügt, der die Umsetzung der
strengen Vorgaben überwacht. Auch ein
eigenes Kompetenzcenter zumThemaDe-
sign und Bauen ist von Vorteil. Denn eine
gute Planung unter Berücksichtigung des
späteren Bedarfs ist Voraussetzung für den
effizienten Betrieb einer Immobilie.
SCHLÜSSELFUNKTION BAUPROJEKT
Vor
allem bei Investoren-getriebenen Bau-
projekten wurden die Anforderungen an
einen späteren effizienten Betrieb bislang
nur unzureichend berücksichtigt. Sie ha-
ben häufig allzu stark ihren Fokus auf die
Investitionskosten gelegt. Doch dieser
Initialaufwand macht über den gesamten
Lebenszyklus nur 20 Prozent der Gesamt-
kosten aus. Das Problem ist in der Branche
erkannt. Denn der Trend geht zu Gebäu-
den mit niedrigen Betriebskosten. Diese
lassen sich zunehmend leichter vermark-
ten. Vor allem bei Wohngebäuden achten
Mieter immer stärker auf eine nicht zu
hohe Belastung durch Nebenkosten. Bau-
herren entscheiden sich deshalb zuneh-
mend für energieeffiziente Lösungen. Die
Aufgabe eines beratenden Planers besteht
darin, die Höhe der Einsparmöglichkeiten
bei einem jahrzehntelangen Betrieb auf-
zuzeigen, damit sich baubegleitendes FM
als Standard in der Branche durchsetzen
kann.
Ein weiterer Trend der Immobilienbran-
che ist derzeit in aller Munde: Building
Information Modeling, kurz BIM. Dabei
handelt es sich um ein digitales Modell ei-
ner Immobilie, in welches weitere Infor-
mationen zu Zeit, Kosten und Nutzung
einfließen. Über den gesamten Lebens-
zyklus einer Immobilie werden auf diese
Weise alle Beteiligten intelligent vernetzt.
BIM IST MEHR ALS PLANEN
„Derzeit be-
schränkt sich BIM noch sehr stark auf die
Phasen Planen und Bauen. Dabei können
sich enorme Vorteile für den Betrieb eines
Gebäudes ergeben. An dieser Schnitt-
stelle setzen wir mit unserer Arbeit an“,
erklärt Dr. Elke Kuhlmann. Damit BIM
Facility-Management-Prozesse optimal
unterstützen kann, ist eine vollständige
und einheitliche Datenbasis nötig. „Wir
arbeiten derzeit mit an einer grundlegen-
den Definition der im FMbenötigten Do-
kumente und Daten. Genauso wichtig ist
es, denNutzen von BIM-Lösungen imFM
exakt zu beschreiben“, so Kuhlmann. „Da-
raus soll eine nationale und internationale
Norm entstehen.“ Ziel ist es, dass BIM in
Zukunft eine vollständige und qualitative
Datenbasis für ein CAFM-gestütztes Faci-
lityManagement liefert. Pläne, Metadaten
und Attribute würden dann in einer Infor-
mationsquelle, nämlich demBIM-Modell,
zusammenfließen. Hierdurch können
Fehlerquellen und Informationsverluste
insbesondere beimÜbergang von Projekt-
zu Betriebsphase minimiert werden. Im
Vergleich zu den USA oder Großbritan-
nien ist dieses Vorgehen in Deutschland
noch nicht etabliert, obwohl man theore-
tisch dazu bereits in der Lage wäre. Damit
sich BIM imFMdurchsetzt, braucht es vor
allemReferenzprojekte, die denMehrwert
bestätigen. Auch ein stärkeres Engage-
ment für dieses Thema von politischer
Seite ist wünschenswert.
SUMMARY
»
Digitalisierung ermöglicht ein
papierloses FM, und Building Information Modeling
liefert die Datenbasis dafür.
»
Durch
Fernüberwachung
werden Störungen behoben, bevor diese Ausfälle verursachen.
»
Spezialwissen
ist wichtiger denn je.
»
Managed Services
schaffen Kunden Raum für ihr Kerngeschäft.
»
Nachhaltiges FM
beginnt bei der Gebäudeplanung und setzt sich über den gesamten
Lebenszyklus der Immobilie
fort.
Foto: Caverion GmbH
«
Beate Bredl, Caverion Deutschland GmbH
FM wird intelli-
gent: Im Ope-
rational Center
werden aus der
Ferne Störungen
erkannt, bevor
es zum Ausfall
kommt.
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