Immobilienwirtschaft 09/2016 - page 71

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9.2016
SUMMARY
»
KWK-Lösungen
sind dort angebracht,
wo ein hoher Wärmebedarf herrscht
.
»
Kommt noch Kältebedarf hinzu, bietet sich
KWKK an.
»
Das betrifft insbesondere Wohn- und Gewerbeimmobilien mit
Kühllasten und Wärmespitzen
.
»
In der Wohnungswirtschaft bieten
sich KWK-Lösungen insbesondere dann an,
wenn Wärmenetze vorhanden sind
oder im Sommer aufgrund der Architektur Kühlbedarf herrscht.
zusammengeschlossen werden und dann
in der zentralen Erzeugungsanlage eine
KWK-Anlage zumEinsatz kommt“, emp-
fiehlt Barsties.
Eine Quartierslösung macht sie also
zur Top-Lösung, da das hier benötigte
Wärmenetz auch im Sommer Wärme
braucht, um seine Verluste auszugleichen.
Dem pflichtet auch Arno Pöhlmann bei.
Der Energieexperte hat im Vertriebsge-
biet der Lechwerke (LEW) viele BHKWs
installiert und hält deren Einsatz in Ein-
familienhäusern für sinnlos. In kleinen
Hotels oder Pensionen, wo ständig
»
Oben: Beides,
Wärme und Kälte
bei gleichzeitiger
Stromproduktion,
ist nur für eine
deutlich höhere In-
vestition zu haben.
Unten: Kompressi-
onskältemaschine
als Teil der KWKK-
Lösung bei der VNG.
Fotos: EAW; Getec; VNG; Urbansky
Der Konzernsitz der VNG – Ver-
bundnetz Gas AG in der Leipziger
Braunstraße wird zu großen Teilen
von einem eigenen Blockheizkraft-
werk (BHKW) mit Strom, Wärme
und Kälte versorgt. Insgesamt
arbeiten hier 500 Menschen in
260 Büros. Die Anlage besteht aus
vier Modulen, die zentral gesteuert
werden. Naheliegend ist der
Brennstoff Erdgas – bildet er doch
das Hauptgeschäftsfeld der VNG.
Weniger naheliegend ist die Aus-
stattung. Denn das Gebäude mit
hohen Glasanteilen an der Fassade
ist voll klimatisiert. Das BHKW
übernimmt hierbei die Erzeugung
der Grundlast der Wärme- und
Kälteversorgung. Zusätzlich wird
die Wärmeversorgung von zwei
900-kW-Spitzenlast-Heizkesseln
unterstützt. Die Grundlast der Käl-
teversorgung wird über zwei Ab-
sorptionskältemaschinen aus der
Wärmeenergie der BHKW-Anlage
erzeugt. Darüber hinaus überneh-
men zwei Schraubenverdichter die
Spitzenlast der Kälteerzeugung.
Der Firmensitz selbst ist auf eine
hohe Energiesicherheit angewie-
sen. Hier liegen nicht nur sensible
Kundendaten, sondern auch das
Herzstück der Erdgas-Infrastruktur:
die Dispatchingzentrale (Netzleit-
zentrale) der VNG-Tochter ONTRAS
Gastransport GmbH. Die Räumlich-
keiten des unabhängigen Fernlei-
tungsnetzbetreibers sind seit den
Entflechtungsanforderungen der
Europäischen Union vom VNG-Teil
getrennt und mit einem eigenen
Zugangssystem versehen. Von hier
aus wird das rund 7.000 Kilometer
lange Erdgasnetz gesteuert und
überwacht.
Um einem Stromausfall vorzubeu-
gen, besteht am Firmensitz auch
die Möglichkeit, die erforderliche
Strommenge aus dem öffentlichen
Netz zu beziehen. Dies geschieht
über zwei Mittelspannungsstati-
onen, die von unterschiedlichen
Umspannungswerken versorgt
werden. Sollte dennoch der
unwahrscheinliche Fall eines
Blackouts eintreten, versorgt eine
Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung bei der VNG
BHKW:
4 Motoren mit je 1,1 MW
Leistung, jeweils 2 zu einem BHKW
zusammengeschlossen:
499 KWel/528 KWth
2 Spitzenlastkessel
2 Schraubenverdichter
2 Absorptionskälteanlagen
Nutzungsgrad:
0,92
Wärmedeckung:
75 %
Stromdeckung:
über 70 %
Investition:
k. A.
Inbetriebnahme:
1998, erneuert
2014
batteriegestützte unterbrechungs-
freie Stromversorgungsanlage
(USV-Anlage) im Keller für zirka
zwei Stunden die wichtigsten
Anlagen des Gebäudes. Die
BHKW-Anlage reicht aus, um
die Versorgung des gesamten
Gebäudes im Inselbetrieb zu
übernehmen. Spätestens nach 15
Minuten hat sie automatisch den
Notstrombetrieb übernommen und
versorgt das gesamte Gebäude
selbstständig.
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