Immobilienwirtschaft 09/2016 - page 72

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TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
I
BLOCKHEIZKRAFTWERKE
Warmwasserbedarf für Duschen oder
Küche herrscht, sind sie ebenfalls durch-
aus sinnvoll.
KÄLTE-ABSORPTION FÜR EFFIZIENZ
Für die
überschüssige Wärme gibt es auch noch
eine andere Verwendung. Wenn der Ab-
nehmer groß genug ist, kann diese inKälte
umgewandelt werden. Für Immobilien des
gehobenenWohnens ist dies auf jeden Fall
so, aber auch für Gewerbeimmobilien mit
Kühllast. In solchen Fällen kann man eine
Absorptionskälteanlage mit dem BHKW
koppeln.
Technisch gesehen hat man dann eine
Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung (KWKK).
Die Technologie hat mehrere Vorteile und
einen immensen Nachteil.
Die Vorteile: Sie verlängert auf Jah-
ressicht gesehen die Laufzeit des BHKW
und sorgt so für Auslastung und Effizi-
enz. Und sie verringert das Start-Stopp-
Verhältnis in Übergangszeiten, was die
keit bietet sich Contracting an. „Das darf
in einer Gesamtkostenbetrachtung nie
teurer sein als der Kauf und der Eigenbe-
trieb eines BHKWs“, so Michael Lowak,
Vorstandssprecher des Contractingspezi-
alisten Getec Wärme & Effizienz AG.
Die Magdeburger haben bundesweit
bereits 4.000 Anlagen installiert und stre-
ben dabei immer Technologieoffenheit
an. Als Contractor bleiben sie Eigentümer
der Anlage, sind für die Wartung und den
Brennstoffbezug sowie die Abrechnung
zuständig. Für Wohnimmobilien biete
sich Contracting vor allemdann an, wenn
es umdie Senkung der Nebenkosten gehe.
Allerdings, so Lowak weiter, dürfe ein
Contracting für den Mieter auf jeden Fall
nicht teurer werden. Dies ist jamittlerwei-
le gesetzlich auch so klar geregelt.
«
Frank Urbansky, Leipzig
„Blockheizkraftwerke in
Einfamilienhäusern sind
kompletter Unsinn.“
Arno Pöhlmann,
Energieexperte bei den LEW
„Ein BHKW darf für den
Kunden beim Contrac-
ting in der Betrachtung
der Gesamtkosten nicht
teurer sein als der Kauf.“
Michael Lowak,
Vorstandsvorsitzender
Getec Wärme & Effizienz AG
Technik schont und die Lebensdauer des
Systems insgesamt verlängert. Finanziell
ist das Modell auch interessant. Für die
Wärmegestehung kann man maximal
drei Eurocent je kWh veranschlagen.
Erdgas kostet derzeit bundesdurch-
schnittlich etwa 6,4 Eurocent je kWh.
Die Kälte könnte alternativ durch ein
rein stromgeführtes Kompressions-Ge-
rät erzeugt werden – bei den derzeitigen
Strompreisen ein finanzieller Wahnsinn,
zumal der Strombezug aus dem öffentli-
chen Netz begrenzt ist. Mit einer KWKK
kannman auch auf synthetischeKältemit-
tel mit hohen Treibhauspotenzialen ver-
zichten, etwa R134a, R407C oder R410A.
Und: Die Kälteleistung wird im EEWär-
meG als regenerative Energie anerkannt
und kann entsprechend mitbilanziert
werden.
INVESTITION VERDOPPELT SICH
Und der
Nachteil: Beides, Wärme und Kälte bei
gleichzeitiger Stromproduktion, ist nur
für eine deutlich höhere Investition zu
haben. Man kann davon ausgehen, dass
die Absorptionskältemaschinen nochmal
die gleichen finanziellen Mittel benötigen
wie das BHKW.
Diese Mehrkosten lassen sich bei
richtiger Anwendung schnell oder etwas
langsamer wieder einspielen. Bei An-
wendungen außerhalb der Kühltechnik,
wo permanent Kälte benötigt wird, kann
sich die Investition schon nach drei Jahren
auszahlen, schätzt Bernd Hebenstreit von
EAWEnergieanlagenbau, der schonmeh-
rere Anlagen errichtete. Er nennt wasser-
betriebene Kälteanlagen für Prozessküh-
lung, wie sie in derMilchwirtschaft oder in
Biogasanlagen angewendet würden. Aber
auch öffentliche Gebäude, etwa der Ver-
waltung, könnten so versorgt werden. Je
nach Bedarf kann sich die Amortisation
auch auf sechs bis sieben Jahre strecken.
CONTRACTING ALS FINANZIERUNGSMÖG-
LICHKEIT
Amortisation hin oder her – die
Anfangsinvestition einer reinen KWK-
Lösung ist erst mal für den Investor einer
Immobilie zu stemmen. Als eineMöglich-
Foto: Urbansky
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