Immobilienwirtschaft 7-8/2016 - page 19

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geln des Kleinanlegerschutzgesetzes. Dieses hat den Vorteil, dass
Emittenten keinen Prospekt erstellen müssen, begrenzt aber das
eingesammelte Kapital auf 2,5 Millionen Euro, wobei ein An-
leger höchstens 10.000 Euro investieren darf. Meist handelt es
sich dabei um Nachrangdarlehen; falls bei einem Projekt etwas
schiefgeht, werden Investoren also nach den Fremdkapitalgebern,
aber vor den Gesellschaftern des Projektunternehmens bedient.
Einen anderen Weg beschreitet das 2015 an den Start gegan-
gene Start-up Mezzany: Es arbeitet nicht mit Nachrangdarlehen,
sondern mit Unternehmensanleihen in Form vonWertpapieren.
Damit unterliegt es dem Wertpapierhandelsgesetz und muss ei-
nenWertpapierprospekt vorlegen.Wegen der damit verbundenen
hohenKosten kommen für diese Plattformnur größere Vorhaben
in Frage – konkret bisher eine Projektentwicklung, bei der eine
ehemalige Glockengießerei in Berlin-Neukölln in Wohnungen
umgewandelt wird. Die Investorenwurden bereits imHerbst 2015
vorzeitig ausgezahlt. Dass Mezzany noch kein weiteres Projekt
aufgelegt hat, erklärt Mezzany-SprecherinMaike Brehmmit dem
„hohen und zeitintensiven Strukturierungsaufwand“ und dem
Umstand, dass das Unternehmen zunächst die Erfahrungen der
ersten Emission auswerten wolle.
Exporo
DER GRÜNDER
Hinter Exporo stehen
Tim Bütecke
(40, Bau-Ingenieur
und seit 14 Jahren in der Immobilienbranche tätig),
Simon Brunke
(35, über zehn Jahre in der Finanzbran-
che),
Dr. Björn Maronde
(35, Aufbau eines E-Commerce-
Spin-offs) und
Julian Oertzen
(Foto, 35, Unternehmens-
berater u.a. bei BCG)
*
DIE IDEE
Über die Online-Plattform Exporo.de können
Anleger direkt in ausgewählte Immobilienpro-
jekte investieren und so dem Projektentwickler
Mezzanine-Kapital zur Eigenkapitalergänzung
zur Verfügung stellen, auch Crowdinvesting für
Immobilien genannt. Die Idee entstand nach der
Bankenregulierung im Zuge der Finanzkrise, als
die Eigenkapitalanforderungen für Kredite stark
stiegen. So können Projektentwickler einen Teil
des erforderlichen Eigenkapitals ersetzen und
haben mehr Liquidität, um neue Projekte anzu-
kaufen oder parallel zu entwickeln. Gerade die
typischen Mezzanine-Tranchen im Crowdinves-
ting (zwischen 0,5 und zwei Millionen Euro) wer-
den von etablierten Mezzanine-Kapitalgebern,
wie Family-Offices, nicht bedient. So schließt
Crowdinvesting eine Finanzierungslücke für Pro-
jekte mit einem Investitionsvolumen zwischen
fünf und 25 Millionen Euro.
*
»
der Bundesrepublik und hat als bisher einziger Anbieter bereits
mehrere Projekte abgeschlossen, sodass die Anleger ihr investier-
tes Kapital plus Zinsen zurückerhalten haben.
„SCHNELL UND FLEXIBEL“
„Der Vorteil bei Crowdinvesting ist,
dass wir Kapital schnell und flexibel zur Verfügung stellen kön-
nen“, sagt Oertzen. Dabei handelt es sich – wie auch bei den an-
deren Plattformen – um Mezzanine-Kapital, also um Mittel, die
sich Projektentwickler dem Eigenkapital zurechnen lassen kön-
nen. Der Vorteil für die Developer: Während Family Offices und
andere professionelleMezzanine-Kapitalgeber je nach Risiko eine
Rendite von sieben bis 25 Prozent erwarten, gibt sich die Crowd
in der Regel mit einem Zins zwischen vier und sechs Prozent
zufrieden. Außerdem, erläutert Exporo-Vorstand Oertzen, stei-
gen professionelle Kapitalgeber erst bei einem Finanzbedarf ab
etwa zwei Millionen Euro ein; für Projektentwickler, die weniger
Mezzanine-Kapital benötigen, stellt das Crowdinvesting somit
eine interessante Alternative dar.
Dass bisher auf diesem Weg in der Regel eher kleinere Pro-
jekte finanziert worden sind, hat aber noch einen zweiten Grund:
Die meisten Crowdinvesting-Plattformen arbeiten unter den Re-
*Eigene Angaben des Unternehmens
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