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MARKT & POLITIK
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TITELTHEMA
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er Begriff „Startschuss“ trifft in diesemFall den Kern: An
die 100 Start-ups sind seit der Einführung des Besteller-
prinzips im vergangenen Jahr auf den digitalen Markt
für Wohnungsvermittlung gedrängt. Von der Dating-
Plattform für Mietinteressenten und Vermieter bis hin
zum Komplettservice oder zu der Studentenwohnungs-App für
Universitätsstädte – vor allem virtuelle Maklerdienstleistungen
boomen und schieben damit eine Branche an, die in Deutsch-
land lange in den Kinderschuhen steckte und sich erst seit Ende
vergangenen Jahres unter demDachbegriff „PropTech“ sammelt.
Mit der Bezeichnung suchen Jungunternehmer auch Anschluss
an Entwicklungen, die international deutlich weiter fortgeschrit-
ten sind.
„Die Einführung des Bestellerprinzips war ein Wecksignal
für die Start-up-Branche“, bestätigt der Vizepräsident des Im-
mobilienverbands IVD, Axel Kloth. Seit Juni 2015 dürfen Ver-
mieter Maklerkosten nicht mehr auf Mieter abwälzen. Derjenige
zahlt, der einen Makler beauftragt. Seitdem überlegen sich viele
Vermieter vor allem in nachgefragten Märkten, ob sie wirklich
Unterstützung bei der Suche nach einemMieter brauchen – und
geschäftstüchtige Internetunternehmer wittern eine lukrative
Marktlücke.
„Wir gehen davon aus, dass Geschäfte rund ums Makeln
etwa drei Viertel der PropTech-Firmen ausmachen“, sagt Jonas
Haberkorn, der mit seinem Blog gewerbe-quadrat.de die Szene
beobachtet. Den restlichen Marktanteil teilen sich Start-ups, die
sich mit Projektsteuerung, Finanzierung, Planung und Bau aus-
einandersetzen; Crowdinvesting fällt darunter genauso wie digi-
tales Dokumentenmanagement oder Smart Building. Gemeinsam
mit demBlogger Sebastian Gustke hat Haberkorn 62 Start-ups in
der Vermittlung gezählt, 14 mit Fokus Nutzung, 15 in der Pro-
jektsteuerung, neun in der Finanzierung, vier im Bausektor und
zwei in der Planung.
KOMMEN UND GEHEN – START-UPS MIT ÄHNLICHEM PROFIL TES-
TEN DEN MARKT
Wer gründet, sucht sich häufig Nischen oder
beschränkt sich auf eine Region, wenige decken die gesamte
Bandbreite des Maklergeschäfts ab. Die Start-ups lehnen sichmit
Namenwie „123Makler“ oder „McMakler“ an Schnäppchenjäger
an oder wecken Verheißungen („Wunderagent“); gemeinsam ist
den meisten, dass sie Interessenten per Algorithmen zusammen-
bringen – also ähnlichwie bei digitalen Partnervermittlungen. Im
Dienstleistungsspektrum selbst unterscheiden sie sich kaum von
den etablierten Anbietern. Innovativ ist allenfalls die Preis-
PropTechs:
Eine Branche wacht auf
SUMMARY
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PropTechs und Crowdinvesting
Die deutsche Start-up-Szene ist in Bewegung: Neue Akteure drängen auf den Markt, während einzelne
Pioniere sich zurückgezogen haben.
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Etwa drei Viertel der PropTech-Firmen machen Geschäfte rund ums Makeln.
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Bei Crowdinvesting liegt der
Schwerpunkt auf der Finanzierung von kleineren Wohnprojekten. Mehrere Plattformen kündigen an, auch Gewerbeimmobilien finanzieren zu wollen.
Lange hat es gedauert, doch spätestens seit das Bestellerprinzip greift, wittern Internet-
unternehmer Morgenluft: Um die 100 Start-ups haben sich in kurzer Zeit gegründet, um
etablierten Immobilienunternehmen das Wasser abzugraben. Mit ihren häufig günstigeren
und wendigeren Geschäftsmodellen mischen PropTech-Firmen die Branche auf – auch
wenn viele scheitern und wirkliche Innovationen auf sich warten lassen.
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Foto: 31moonlight31/shutterstock
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