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1.2015
fizienz noch einiges Potenzial brach. Die
Vernetzung von Prozessen und Geräten
(Internet der Dinge) muss künftig noch
effizienter gestaltet werden.
Dr. Thies :
Wenn Sie das so formulieren,
sage ich: Das ist seit 1995 möglich, seit es
das Internet gibt. Die Grenzen sind heute
noch die Prozesse in den Unternehmen,
und natürlich gibt es auch bestimmte
technische Begrenzungen. Aber wenn die
Unternehmen die Dinge umsetzten, die
heute verfügbar sind, könnte man schon
viel weiter sein.
Schneider:
Ganz wichtig in diesem Zu-
sammenhang sind auch Transparenz und
Compliance – also die Notwendigkeit
nachzuweisen, wann ich was gemacht
»
umWechselprozesse, Leerstandsmanage-
ment, Zählerintegration. Wie werden
Contracting-Modelle integriert, Smart
Metering, unterjährige laufende Anzeige
und vieles mehr. Hier ist richtig Bewe-
gung drin. Das ist ein Teil von Business-
Development – hier passiert Innovation.
Nehmen Sie das Beispiel Mieterstrom.Wir
schaffen für diesenNeuprozess Lösungen,
die wir aktuell noch nicht im Portfolio
haben – etwa Stromrechnungen erstellen,
auch mit Partnerunternehmen.
Dr. Thies:
Die Haufe Gruppe hat so ein
Future Lab: Wir nennen es Horizont 2
und 3. Die Idee ist, dass sich unser Ge-
schäft in drei Horizonten entwickelt: im
Bestandsgeschäft, das wir auf Profit und
Performancemanagen, inWachstumsthe-
men und inOptionen für die Zukunft. Das
Wort „Lab“ würde bei uns nicht passen.
Wir versuchen vielmehr, interaktiv mit
den Kunden Lösungen zu entwickeln.
Wie laufen Innovationsprozesse bei Yar-
di ab? Sie bräuchten ja für jedes Land
ein eigenes Future Lab?
Kuntschke:
Das haben wir auch. Wir
haben in den einzelnen Regionen unse-
re Kundenforen, wo wir gemeinsam mit
dem Kunden agieren. Aber der Begriff
„Lab“ hört sich so an, als ob hier etwas
isoliert würde. Wir sehen das vielmehr so:
Sollte ein lokaler Trend zu einem globalen
werden, sind wir in der Lage, durch eine
zentrale Entwicklung unserer Software die
Lösung zu diesemTrend in dem jeweiligen
Land auszurollen.
Kramer:
Wir gehen da sehr agil vor. Das
Wort „Labor“ bezeichnet es schon tref-
fend. Wir haben ein Team mit sehr un-
terschiedlichen Charakteren. Auch für
uns ist der frühe Kundenaustausch oder
der Austausch mit Kollegen und Part-
nern sehr wichtig. Das ist ein Netzwerk
von Leuten, mit denen Initiativen gebo-
ren oder besprochen werden. Dies muss
man dann filtern. Auch auf Kongressen
und Vorträgen sammeln wir Eindrücke
von relevanten Themen und dann wird
entschieden, welches Projekt wir weiter-
verfolgen.
Kuntschke:
VieleWohnungsunternehmen
sagen ganz klar: Wir scheuen die großen
Investitionen in die Mobilisierung un-
serer Außendienstmitarbeiter. Investition
ist ein Risiko. Und viele Standardprozesse
sind gar nicht bekannt. Und zwar in vie-
len Unternehmen. Oft wird nur die Ist-
Kostenseite gesehen und die drohenden
Investitionen, nicht aber die Ersparnis,
die durch die Prozessautomatisierung er-
folgen könnte. Dabei ist die Technologie
längst da.
Schneider:
Es ist wichtig, jederzeit das
Ohr amMarkt und anNachbarmärkten zu
haben. Ein Beispiel ist Building Informa-
tion Modeling (BIM). Zunächst war das
weit weg für unsere Kunden. Aber wenn
man öfter mit ihnen darüber spricht, steigt
ihr Bewusstsein dafür. Wir haben jetzt
erste Kunden, die BIM anwenden. Bei
diesemThema sind wir überzeugt davon,
dass es sich verbreiten wird. Es gibt auch
eine EU-Initiative dazu.
Glauben Sie, dass es nicht doch die eine
Erfindung geben könnte, die alles ver-
ändert?
Kuntschke:
Ich glaube, wie gesagt, nicht
an die eine Erfindung, die komplette
Modelle auf den Kopf stellen wird. Das
gilt jedenfalls für diejenigen Modelle,
die IT-getrieben sind. Doch es mag viel-
leicht neue Business-Modelle in derWoh-
nungswirtschaft geben, die dann wieder
Auswirkungen auf die IT haben. Etwa
Wohnungen vermieten zu können, deren
Eigentümer ich noch nicht bin. Das kann
aber nicht von der IT ausgehen.
Schneider:
Nehmen wir das Beispiel der
Zählerablesung bei der Heizung: Der
Stromlieferant hätte seine Zählwerte auch
gerne automatisch, und der Mieter hätte
auch gerne eine Verbrauchsanzeige. Die
Technologien liegen alle vor. Doch dazu
gehören auch Absprachen, Schnittstellen
und integrierte Prozesse. Und jemand
muss sie orchestrieren – damit zum
Beispiel von 1.000 Wohneinheiten 500
Datensätze an die Stadtwerke in Darm-
stadt gehen und 500 an die Stadtwerke in
Mannheim. Hier liegt in puncto Prozessef-
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