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1.2015
Ralf Kuntschke, Yardi Systems:
Wir se-
hen gerade eine ganz neue Generation
Y in das Business eintreten. Sie ist sehr
kommunikativ und will sich stets mit-
teilen. Das will sie auch, wenn vielleicht
nachts der Wasserhahn tropft. Sie will
das ihrem Vermieter mit drei Klicks mit-
teilen. Dafür erwartet sie Lösungen. Und
Social Media erlauben eine sehr schnelle
Meinungsbildung über die Services eines
Unternehmens – damit muss man umge-
hen können. Diese Kommunikations- und
Informationsebenen muss ein modernes
Unternehmen heute abbilden können.
Technologisch geregelt wird das in un-
serer Software. Wenn in einer Umfrage
86 Prozent der Wohnungsunternehmen
sagen, dass sich imVermietungs- und Be-
standsverwaltungsprozess in den nächsten
Jahren nichts ändernwird, und auchwenn
über 50 Prozent ihren eigenen Mitarbei-
tern nicht zutrauen, komplexe digitale
Prozesse zu beherrschen – bei Yardi den-
ken wir, dass es spätestens in zehn Jahren
das klassische ERP-System mit Schnitt-
stellen in Reportingtools oder zumMieter
so nicht mehr geben wird. Schnittstellen
werden sich in einer Wolke des kommu-
nikativen Miteinanders auflösen. Wir fol-
gen diesen Trends und denken die dafür
notwendige Technologie bereits heute vor.
Womit beschäftigen Sie sich denn der-
zeit in Ihrer Entwicklung, Herr Kramer?
Schneider:
Entschuldigung, wenn ich
noch mal unterbreche: Wir müssen auch
die Leute mitnehmen, die digital nicht
so affin sind. Wer anrufen will, soll auch
weiterhin anrufen können! Ich rede einer
Multichannel-Lösung das Wort.
Jens Kramer, Promos consult:
Dazu mal
Folgendes: Ich suchte letztens auf der
Website von Amazon deren Telefonnum-
mer. Es gab keine. Ich habe sie schließlich
bei Google gefunden – in einem Blog, wo
sich die Leute beschwert haben, dass man
sie nicht findet…Man braucht heute keine
Telefonnummer mehr – man hat ja eine
App. Insofern ändern sich die Zeiten ge-
rade grundsätzlich. Einer unserer Kunden
erhält drei Millionen Anrufe pro Jahr. Je
nach Bearbeitungstiefe kostet ein Call bis
zu sieben Euro. Wenn man diese milli-
onenfachen Kundenanfragen mit einer
App lösen kann, lässt sich das Einsparpo-
tenzial leicht vorstellen. Wenn man der
Kundschaft zusätzlich zeigt, dass diese
Vorgehensweise auch noch besser funk-
tioniert als vorher – es soll ja jeder selber
entscheiden, wie er Kontakt aufnimmt –,
dann hat das wirtschaftlich relevante Di-
mensionen. Das ist der Treiber in meinen
Augen – nicht die Technik!
Fotos: B3 Mediagroup Bewegtbildkommunikation
»
SUMMARY
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In der Branche nimmt der
Druck zur Digitalisierung
stark zu.
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Viele Bereiche werden derzeit von der Digitalisierung durchsetzt:
Energie, Abrechnungen, Leben in den eigenen vier Wänden im Alter
.
»
Viele Unternehmen
verhalten sich allerdings dazu
noch abwartend
.
»
Die wirtschaftlichen Einsparmöglichkeiten sind der
Treiber von Entwicklung
– nicht allein die Technik.
»
Das
Internet of Things
generiert ganz
andere Daten und zieht
neue Player ins digitale Ökosystem
der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft hinein.
»
Das
Veränderungstempo nimmt
zu
– doch disruptive Neuerungen erscheinen noch keine am Horizont.
Auf dem 1. Real Estate Talk.
In Frankfurt/M. diskutierten
(von links) Entscheider von Haufe
(Dr. Carsten Thies), Aareon
(Hans-Georg Schneider), Promos
consult (Jens Kramer), Yardi
(Ralf Kuntschke). Moderation:
Jörg Seifert (Immobilienwirtschaft)