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TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
I
REAL ESTATE TALK DIGITALISIERUNG
Technologisch also kein Problem?
Kramer:
Die Projekte werden immer grö-
ßer. Es ist faszinierend, dass man auf der
Kundenseite jetzt Ansprechpartner hat,
die tief mitdenken wollen. Die neuen
Technologien mit graphischem und pro-
totypischem Arbeiten lassen das auch zu.
In der Energiewirtschaft etwa sucht man
ja händeringend nach neuen Geschäfts-
modellen. Die Firmen unterhalten alle
Future Labs und wollen so Trends antizi-
pieren. Wie laufen Innovationsprozesse
bei Ihnen ab? Auch in Future Labs?
Schneider:
Das ist einThema, das wir ganz
intensiv bearbeiten. Die Energieunterneh-
men selbst haben jetzt dieWohnungswirt-
schaft als Kunden wiederentdeckt. Da
kommt eine ganze Menge hoch. Es geht
stellt sich fortwährend auch selbst in Fra-
ge. Ist die eigene Technologie noch up to
date? Wohin wollen die Kunden? Welche
Märkte wollen wir erschließen?
Und, welche wollen Sie erschließen?
Kuntschke:
Ein Beispiel: Yardi hat in den
USA ein Unternehmen gekauft, das Soft-
ware herstellt, die sich ausschließlich um
die Belange älterer Menschen in ihren
Wohnungen kümmert. Das integrieren
wir jetzt, um zumThema demografischer
Wandel auch softwaretechnisch etwas
beizutragen. Wer sich in Softwareent-
wicklung auskennt, kann seine Ideen auch
schnell umsetzen.
Kramer:
Stimmt. In Zukunft wird sich
etwa die Kommunikation mit dem Mie-
ter in Bezug auf seine Verbräuche nicht
mehr nur darauf beschränken, ihmeinmal
im Jahr eine Abrechnung zu schicken. Der
Nutzer fordert mehr. Ich bin aus der Histo-
rie derMessdienstleister heraus allerdings
skeptisch, ob das die etablierten Abrech-
nungsunternehmen selbst hinkriegen. Da
sichert sich doch nur jeder seinen Markt
ab. Eher wird Apple mit seinem Homekit
da etwas verändern. Und ich glaube an
eine solche Strategie, wie sie Apple ver-
folgt. Da geht es nicht nur um die Geräte
– es geht um die Anwendungen. Das wird
vieles verändern. Mit BK01 oder Maareon
war ja auch Aareon mal Treiber von Inno-
vationen – ist halt schon eine Weile her.
Kuntschke:
IT hat aufgrund gewachsener
Kundenbeziehungen einen klaren Blick
auf die Kundenprozesse. Im Dialog stellt
man dann auch fest, welche Prozesse sich
ändern könnten. Die Verantwortung von
IT ist es, das auch aufzunehmen und in
Lösungen zu gießen. Wir entwickeln doch
keine Prozesslösung für einen Prozess, der
dem Kunden noch gar nicht bekannt ist.
Dr.Thies:
Dafür gibt es die neuenMetho-
den der agilen Softwareentwicklung und
des Design-Thinking. Die Softwareent-
wicklung wird flexibler. Konzepte werden
iterativ, unter intensiver Einbeziehung von
Kunden entwickelt. Die IT bietet auch in
den Lösungen selbst mehr Flexibilität und
Agilität.
breiter Front vorantreiben. Das sind nach
meiner Wahrnehmung einige Große und
vereinzelte Kleine.
Schneider:
Jetzt muss ich doch mal eine
Lanze für unsere Kunden brechen! Es gibt
nämlich eine ganze Menge Kunden, mit
denen man ganz wunderbar über Inno-
vationen diskutieren kann. Sie sagen uns
natürlich nicht, was wir machen sollen.
Doch miteinander Ideen entwickeln –
das funktioniert ganz hervorragend. Und
die Unternehmen setzen unsere Entwick-
lungen dann mit Freude um. Oft sind sie
auch bereit, Neues auszuprobieren.
Könnte es nicht doch sein, dass ein IT-
Unternehmen plötzlich mit einer Neue-
rung umdie Ecke kommt, die alles kom-
plett verändert? Hat Yardi mit seinen
weltweiten Aktivitäten diesbezüglich
Erfahrungen?
Kuntschke:
Ein solches IT-Unternehmen
gibt es derzeit nicht. Dann hätten wir un-
ser Geschäft nämlich nicht verstanden.
Du musst dich kontinuierlich mit deinem
Kunden im Dialog weiterentwickeln.
Ideen erkennen, vorantreiben und dann
als Lösung dem Kunden vorstellen ist das
Ding.Wir müssen denKunden auf seinem
Weg natürlich mitnehmen. Eine einzelne
technologische Neuerung, die das gesamte
bisherige Geschäftsmodell auf den Kopf
stellt, wird es nicht geben.
Nur so sind Neuerungen adaptierbar:
Der Kunde darf weder kostenmäßig noch
technologisch überfordert werden. Das ist
ein fließender Prozess. Yardi schafftdiesen
seit 30 Jahren sehr gut. Das Unternehmen
„Digitalisierungsskepsis
zerstreut man, indem
man bezahlbare Systeme
zur Verfügung stellt. Die
Lösungen müssen etwas
anders sein als vorher –
nämlich besser.“
Jens Kramer,
Promos consult GmbH
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