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TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
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ENERGIEEFFIZIENZ IM FACILITY MANAGEMENT
jahr 2015 publizierte Mittelstands-Studie
hat ergeben, dass 58 Prozent der befragten
Geschäftsführer und Vorstände das Ener-
giemanagement als FM-Leistungsangebot
kennen. Es gehört sogar zu den in den Au-
gen derMittelständler attraktivsten Ange-
boten. Doch auch hier ist der Schritt zur
Tat offenbar ein großer. Von den befragten
mittelständischen FM-Kunden greifen
nicht einmal 40 Prozent beim Energie-
management zu.
Obwohl Energie, Contracting oder
Nachhaltigkeit als FM-Trendthemen
gehandelt werden, sorgen diese bei den
FM-Dienstleistern bislang nicht für
Wachstumsschübe oder überproportio-
nale Umsätze. Laut Lünendonk-Studie
2015 erzielen selbst die 25 umsatzstärksten
Branchenunternehmen lediglich 2,5 Pro-
zent ihrer Umsätze mit Contracting und
zwei Prozent mit Energiemanagement.
Die Vermarktung des auf den Immobi-
lienbetrieb zielenden Zertifizierungssys-
tems Gefma 160 (Nachhaltigkeit im FM)
könnte manche heute noch verschlossene
Tür öffnen. Das erste und oberste von 24
(Prüf-)Kriterien betrifft nicht zufällig das
Energiemanagement.
ALLE NUTZUNGSARTEN BERGEN POTENZIAL
Bei allen Leerstellen, es gibt vorzeigbare
Projekte in vielen Asset-Klassen. Einige
aktuelle Auftragsvergaben belegen dies.
Cofely hat das Energieliefer-Contracting
für die neue Produktionsstätte von Mi-
lupa in Fulda übernommen. Der Kölner
Dienstleister verantwortet den Bau und
Betrieb der Energiezentrale. Der Auftrag
wird mit einem „hohen zweistelligenMil-
lionenbetrag“ beziffert. Cofely trägt die In-
vestitionskosten, Milupa nimmt über zehn
Jahre Nutzenergien wie Strom, Wärme,
Kälte, Wasser, Dampf und Druckluft ab.
Die Münchner Caverion übernahm
von Juni bis Oktober die energetische In-
spektion von 140 Lüftungs- und 45 Käl-
teanlagen für die NürnbergMesse. Eine
umfangreiche Dokumentation der Ana-
lyse einschließlich der Optimierungsvor-
schläge zur energetischen Verbesserung
liegen seit wenigen Tagen auf dem Tisch.
Im Rahmen einer Roadshow, die derzeit
durch zehn Städte führt, informiert Ca-
verion über Erfordernisse, Aufwand und
Nutzen einer energetischen Inspektion
(DIN SPEC 15240).
SPIE erneuert am Campus Virchow-
Klinikum der Berliner Charité mittels ei-
ner KWK-Anlage die Dampferzeugung.
Diese soll zudem pro Jahr rund 40 Gi-
gawattstunden Strom zur Eigennutzung
liefern. Der CO
2
-Ausstoß kann jährlich
um 15 Prozent reduziert werden, die avi-
sierten Einsparungen bei den Energieko-
sten werden als „signifikant“ bezeichnet.
Die Energiezentrale soll Anfang 2017 in
Betrieb gehen und wird für 15 Jahre vom
Essener Dienstleister bedient, gewartet
und instand gehalten. Eine Vielzahl von
Nutzungsarten ist unter dem Dach des
SI-Erlebnis-Centrums in Stuttgart ver-
sammelt. Für die 106.000 Quadratmeter
Gesamtfläche wurde SPIE als Contractor
in Sachen Energielieferung mit Einspar-
garantie engagiert, der Vertrag wurde ge-
rade umweitere elf Jahre verlängert. Rund
2,3 Millionen Euro werden investiert, die
zusätzliche Einsparung wird mit rund
420.000 Euro pro Jahr angegeben.
Dass gerade Shoppingcenter und
FachmarktzentrenEnergieschleudern sein
können, folglich aber auch erhebliches
Optimierungs- und Einsparpotenzial bie-
ten, zeigen die amVorabend der Expo Real
vorgelegten Ergebnisse des Energieaudits
von MEC (METRO-ECE Centermanage-
ment). Drei Fachmarktzentren haben
sich die Düsseldorfer mittels ihres neuen
Energie Audit Systems (EASY) vor die
Brust genommen: das Pfalz Center Kai-
serslautern, das Stern Center Sindelfingen
und den Förde Park in Flensburg. Ermit-
telt wurde ein Einsparpotenzial in Höhe
von mehr als einer Million Euro. Im Zeit-
raum von fünf Jahren bleibe nach Abzug
der Investitionskosten ein positiver Effekt
von rund 400.000 Euro, erklärtMEC-CFO
Jann Robert. Die Amortisationszeit sei
bereits nach 30 Monaten erreicht. Nun
will man vier weitere Standorte unter die
Lupe nehmen, zumal sich zeige, dass auch
Immobilien jüngeren Baujahrs erhebliche
Einsparpotenziale bergen.
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Albert Engelhardt, Wiesbaden
Viele Stellschrauben iden-
tifiziert die Dr. Sasse AG für
effizienteren Energieeinsatz.
Foto: Dr. Sasse AG
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Von den mittelständischen
FM-Kunden wollen nicht einmal
40 Prozent Energiemanagement.
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*Aus der FM-Mittelstandsstudie der Möglichmacher