Immobilienwirtschaft 7/2015 - page 65

Leicht zu vermeidende Fehler: An dem Hei-
zungsverteiler wurden nur die Pumpen eins zu
eins getauscht. Danach fehlte die Isolierung.
Die Leitungsverluste haben die Raumtempera-
tur der Heizungszentrale stark erhöht.
65
7
-8.2015
summary
»
Anlagenoptimierung im Betrieb
ist immer effektiv:
»
Überprüfung der aktuellen Nutzung
der Flächen
gegenüber den Betriebsprogrammen der Anlagen.
»
Großverbraucher identifizieren und gegebenenfalls die Steuerung auf eine
bedarfsgerechte Nutzung
umbauen.
»
Bei Instandsetzungsmaßnahmen prüfen, ob
energetisch bessere Komponenten
genutzt werden können.
»
Hydraulischen Abgleich
für alle medienführenden Systeme durchführen.
Foto: Massa
zu messen. Neben dem Nutzerverhalten
bieten also die Anlagenmit demhöchsten
Stromverbrauch die lohnendsten Ansatz-
punkte zur Optimierung. Wartungsauf-
wendungen sind nur in geringemUmfang
beeinflussbar.
Vorgehensweise
Einen schnellen Über-
blick über den Energiebedarf eines Ge-
bäudes erhält man mit der Kenntnis der
Verbräuche. Als Großverbraucher gelten
in einer gewerblich genutzten Immobilie:
1. Kälteanlagen, etwa Schrauben-
kompressoren (Verbrauch Strom)
2. Klima-/Lüftungsanlagen (Verbrauch
Heiz- und Kaltwasser, Strom, Trink-
wasser)
3. Heizungsanlagen (Verbrauch Strom,
Energieträger, Trinkwasser)
4. Förderanlagen/Aufzugsanlagen
5. Gewerbliche Küchen
Allen Anlagen gemeinsam ist der
Strombedarf, der über das Volumen des
geförderten Mediums direkt beeinflusst
werden kann. Der Leistungsbedarf P einer
Pumpe nimmt mit der dritten Potenz zur
Fördermenge Q zu (P~Q3). Somit kann
durch die Reduktion der Fördermenge
um ein Drittel die notwendige Leistung
auf ungefähr ein Drittel reduziert werden.
Der hydraulische Abgleich einer Anlage
ermöglicht in der Regel immer auch die
Reduktion der Fördermenge auf den tat-
sächlichen Bedarf.
VomNutzer wird die Vorhaltung eines
vereinbarten Komfortstandards erwartet.
Dieser kann technisch durch intelligente
Steuerung der Anlagen optimiert werden.
Mit einem Präsenzschalter können das
Licht und die Klimaanlage in einen Schlaf-
modus versetzt werden, wenn kein Nut-
zer anwesend ist. Über einen CO
2
-Sensor
kann der Volumenstromder Frischluft auf
das tatsächlich Notwendige geregelt wer-
den. Diese bedarfsorientierte Steuerung ist
auch in Bestandsanlagen nachrüstbar. Um
nicht kostenintensiv pauschal zu entschei-
den, etwa alle Pumpen mit einer FU-Re-
gelung auszustatten, sind auch Punkte wie
das Baualter der Anlage oder anstehende
Sanierungen zu klären. Diese Fragen sind
v o r einem Umbau zu prüfen, um dann
im Weiteren die Wirtschaftlichkeit einer
einzelnen Maßnahme zu bestimmen. Die
Frage, ob etwa eine Konstant-Volumen-
strom-Klima-/Lüftungsanlage auf eine
CO
2
-Steuerung umgebaut werden kann,
ist über die Machbarkeit in der Fläche zu
entscheiden. Zeitprogramme, die die An-
lagen schalten, können der aktuellen Nut-
zung der Immobilie angepasst werden. Bei
einer geringen Frequentierung außerhalb
der üblichen Betriebszeiten wird eine Ab-
schaltung der Anlage keine Beschwerden
bei dann noch anwesenden Nutzern her-
vorrufen. Hier ist einmoderates Vorgehen
sinnvoll.
Große Kalt- und Warmwasserverteil-
systeme haben in der Regel eine hohe An-
zahl von Pumpen installiert. Die Haupt-
einspeisungspumpen an den jeweiligen
Verteilern haben oft große Leistungen,
die nicht geregelt werden. Durch die hohe
Wärmekapazität vonWasser reagieren die
Verteilsysteme auf Änderungen von An-
forderungen träge. FU-geregelte Pumpen
verursachen deshalb keine Komfortnach-
teile für den Nutzer. Der Stromverbrauch
von Pumpen lässt sich damit um über 30
Prozent reduzieren, moderne geregelte
Pumpen können zudem einen fehlenden
hydraulischen Abgleich ausgleichen.
Stolpersteine
Einmal eingestellte Zeit-
programme in Anlagen sind in regelmä-
ßigen Abständen zu überprüfen. Sonst
kann es durch einen Nutzer Verände-
rungen im System geben, die sich negativ
auf die Optimierungen auswirken. Insbe-
sondere können einzelne Nutzer auf die
Betriebsmannschaft einen hohen psycho-
logischen Druck ausüben, wenn ihrem
Wunsch nach mehr Kälte, Wärme oder
Frischluft nicht nachgekommen wird. Je
nach handelnden Personen kann dann
schon mal ein Zeitschaltprogramm au-
ßer Kraft gesetzt werden. Hier besteht die
Gefahr, dass eine temporär geplante Re-
geländerung schlicht vergessen wird und
eine Optimierung wegen eines einzelnen
Nutzers dauerhaft ausgehebelt wird.
Erfassung der GroSSverbraucher
Um
gezielt auf den Verbrauch und im Beson-
deren auf den Stromverbrauch Einfluss
nehmen zu können, ist die Erfassung zu-
mindest der Großverbraucher notwendig.
Aus dem Verbrauchsbild können die Ko-
stentreiber bestimmt und die möglichen
Maßnahmen priorisiert werden. Durch
eine bedarfsorientierte Steuerung der
Anlagen über eine Kombination aus Zeit-
programmen, FU-Steuerungen und einem
Lastmanagement können auch Bestands-
anlagen imBetrieb optimiert werden. Eine
kontinuierliche Überwachung ist notwen-
dig, um frühzeitig auf Veränderungen
durch den Nutzer zu reagieren.
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Dipl.-Ing. Beate Massa, Bad Vilbel
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