Immobilienwirtschaft 7/2015 - page 67

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von den einzelnen Abteilungen und Füh-
rungskräften der Unternehmen ab. Ideal
ist es, wenn Familienfreundlichkeit ein
Teil der Unternehmenskultur ist und auch
in der Chefetage gelebt wird. So hat die
DG Hyp beispielsweise das Seminar „Er-
folgsfaktor Familienfreundlichkeit“ in ihr
Führungskräfteentwicklungsprogramm
eingebunden, um für die Problematik zu
sensibilisieren. Und beim Beratungs- und
Systemhaus Aareon werden seit 2010 die
jährlichen Führungskräftetreffen dazu ge-
nutzt, das Thema „Beruf und Pflege“ zu
diskutieren und zu enttabuisieren.
Teil der Unternehmenskultur
Die
DKB Immobilien war einer der Vorreiter
in der Immobilienbranche, die sich das
Schlagwort „Familienfreundlichkeit“ auf
die Fahnen geschrieben haben. Im Jahr
2005 ließ sich das Unternehmen von der
berufundfamilie gGmbH der Hertie-Stif-
tung als familienfreundlicher Arbeitgeber
zertifizieren – ein wichtiger Baustein des
Employer-Branding, denn das Zertifikat
gilt als eine Art TÜV für die Familien-
freundlichkeit von Betrieben. Angefangen
hat das Ganze mit einem Kooperations-
vertrag mit einem benachbarten Kinder-
haus. Damals waren mehrere Mitarbeite-
rinnen schwanger, und diese wollte das
Unternehmen nach der Elternzeit schnell
wieder an den Schreibtisch zurückholen.
Zehn Belegplätze mit sehr flexiblen Be-
treuungszeiten hält das Unternehmen dort
inzwischen vor und bietet den Mitarbei-
tern einen großen Komfort: Hier können
die Kinder im Notfall rund um die Uhr
und auch amWochenende betreut werden
– und das Unternehmen trägt zudem die
Hälfte der Betreuungskosten.
D
en Nachwuchskräften von heute ge-
nügt es nicht, ihre Kinder nur noch
abends ins Bett zu bringen. Auch bei
den männlichen Bewerbern hat sich ein
Wertewandel vollzogen: Sie sind zwar be-
reit, beruflich viel zu leisten, wollen aber
auch aktiv am Familienleben teilnehmen.
„Inzwischen gehen immer häufiger auch
männlicheMitarbeiter in Elternzeit“, stellt
Iris Schönbeck, Leiterin HR Operations
bei der Corpus Sireo Holding GmbH &
Co. KG, fest: „Schon elf von 52 Mitarbei-
tern in Elternzeit waren im vergangenen
Jahrmännlich. Die Nachfrage nach famili-
enfreundlichenAngebotenwächst, sodass
wir uns hiermit zunehmend beschäftigen
müssen.“
„Uns ist die Vereinbarkeit von Familie
undBeruf sowie die Förderung vonFrauen
ein besonderes Anliegen zur Steigerung
der Motivation im Unternehmen und zur
Stärkung der Mitarbeiterbindung“, sagt
auch Dr. Georg Reutter, Vorsitzender des
Vorstands der DG Hyp, der Deutschen
Genossenschafts-Hypothekenbank Akti-
engesellschaft mit Sitz in Hamburg.
Auch andere Immobilienunterneh-
men haben die Notwendigkeit der fami-
lienfreundlichen Personalpolitik erkannt
und umfangreiche Pakete anMaßnahmen
geschnürt, umdasWohlfühlklima amAr-
beitsplatz zu steigern. In ihren Image-Bro-
schüren locken sie Bewerber mit flexiblen
Arbeitszeiten, vielfachen Teilzeitmodel-
len, Möglichkeiten zur Arbeit in Home-
offices und bieten ihren Mitarbeitern Un-
terstützung bei der Kinderbetreuung an.
Ob in der Realität diese Maßnahmen so
ohneWeiteres gelebt werden und auchVä-
ter sich trauen, Anträge auf Elternzeit oder
auf Teilzeit zu stellen, hängt jedoch stark
Familienfreundlichkeit contra Gehalt
summary
»
Auch bei männlichen Bewerbern
hat sich ein Wertewandel vollzogen: Sie wollen aktiv am Familienleben teilnehmen.
»
In Image-
Broschüren
locken viele Unternehmen Bewerber mit flexiblen Arbeitszeiten. Ob in der Realität diese Maßnahmen gelebt werden, hängt jedoch stark
von den Unternehmen ab.
»
Die Firmen profitieren von mehr Familienfreundlichkeit
durch motivierte Mitarbeiter und geringere Kosten.
Wer kümmert sich um die
Kinder während der Ferien?
Wohin mit dem an Alzhei-
mer erkrankten Vater? Die
Antworten eines Immobili-
enunternehmens auf solche
Fragen zählen für viele Be-
werber mittlerweile mehr
als das Gehalt. Das stellt sich
immer wieder in Einstel-
lungsgesprächen heraus.
»
Auch männliche Bewerber
wollen neben dem Beruf aktiv
am Familienleben und an der
Erziehung teilnehmen.
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