MARKT UND MANAGEMENT
62
3|2019
Bürgergenossenschaft für Geflüchtete
Aus der Not geboren
Flüchtlinge brauchen eine Zukunft jenseits von Containern und Turnhallen. Eine simple Wahrheit,
die die Gesellschaft allerdings vor eine Herkulesaufgabe stellt. Woher soll man den vielerorts fehlenden
Wohnraum nehmen? Das fragte man sich auch in Sögel, einer Samtgemeinde im niedersächsischen
Emsland. Als dort die ersten Flüchtlinge eintrafen, waren sich die Bürger einig: Niemand soll im Container
schlafen müssen. Das war die Geburtsstunde der Bürgergenossenschaft „Willkommen in Sögel e.G.“.
Jahrelang waren Immobilienunternehmen auf
schrumpfende Bevölkerungszahlen und Neu-
bauten im Luxussegment gepolt. Hinzu kam,
dass viele Kommunen ihren Haushalt durch den
Verkauf städtischer Wohnungsgesellschaften sa-
nierten (siehe DW 2/2019, S. 32 ff.). Das rächt
sich jetzt. Erschwinglicher Wohnraum ist vieler-
orts zur Mangelware geworden. Im Emsland, in
der Samtgemeinde Sögel, gründeten Engagierte
deshalb eine Genossenschaft, die „Willkommen
in Sögel e.G. Bürgergenossenschaft für Menschen
in Not“, um Geflüchteten adäquaten Wohnraum
bereitstellen zu können.
Hartmut Netz
freier Journalist
München
Quelle: Gemeinde Sögel
Hilfsbereitschaft und Willkommensgeste
Im Herbst 2015 sei die Offenheit gegenüber
Flüchtlingen am größten gewesen, erinnert sich
Sögels Samtgemeinde-Bürgermeister GünterWig-
bers an das damals vorherrschende Klima der Hilfs-
bereitschaft. Ein Klima, das die Gemeinde nutzen
wollte, um schnellen und dauerhaften Wohnraum
für Flüchtlinge zu schaffen: „Mit einer Genossen-
schaft als gemeinsamer Willkommensgeste von
uns Sögelern“, sagt Wigbers. Im September 2015
Das neueste Genossenschaftshaus
kombiniert Wohnungen mit einer sozialen
Einrichtung