Die Wohnungswirtschaft 3/2019 - page 54

ENERGIE UND TECHNIK
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3|2019
mit aktuellen Datenschutzbestimmungen entwi-
ckelt.
Für Immobilieneigentümer kann MiA einen wich-
tigen Beitrag zur Digitalisierung der eigenen
Geschäftsprozesse leisten. Über die optionale
Integration eines praxiserprobten Verwalterpor-
tals eines Partners ist die digitale Abwicklung von
Instandhaltungsprozessen genauso möglich wie
ein digitaler Hausaushang bzw. die Integration in
die vorhandene Prozess- und IT-Landschaft.
Umder individuellen Situation eines Eigentümers
oder Verwalters möglichst gut gerecht werden zu
können, stehen unterschiedliche Ausbaustufen
zur Verfügung: Von einer intelligent vorbereite-
ten Immobilie ohne aktiv ausgeprägte Funktionen
bis hin zum vernetzten Ökosystem, in dem unter-
schiedliche Dienste verschiedener Anbieter auf
einer Plattform gebündelt werden.
Perspektivisch können weitere wichtige An-
wendungsgebiete und globale Trends einfach
integriert werden. Dazu zählen insbesondere
schlüssellose Zugangssysteme oder Video-Ge-
gensprechfunktionen.
Technologieentwicklung Made in Germany
In bescheidener Anlehnung an verschiedene Auf-
rufe aus Politik und Wirtschaft, in Technologie-
fragen nicht alles den internationalen Größen zu
überlassen, wollen die beiden Unternehmen den
Immobilienmarkt mit einem eigenen Unterneh-
men ansprechen undmöglichst viele „intelligente
Gebäude“ schaffen. Zur Know-how-Bündelung
werden die Aktivitäten ab dem zweiten Quartal
2019 in dem Unternehmen IOLITE IQ GmbH zu-
sammengefasst. Als weiterer strategischer Part-
ner wird die DeutscheWohnen den Aufbau und die
Weiterentwicklung der Technologie unterstützen.
Die Kombination eines Kommunikations- und ei-
nes Immobilienunternehmens mit dem universi-
tären Fachwissen sollte ideale Voraussetzungen
schaffen, diese intelligente Lösung weiterzuent-
wickeln. Das neue Unternehmen versteht sich als
unabhängige und technisch diskriminierungsfreie
Hardware- und IT-Plattform.
Wichtige Erfahrungen aus Großprojekt
mit Deutsche Wohnen
Im Oktober 2018 wurde aus dieser bestehenden
Partnerschaft heraus eines der größten Smart-
Building Roll-out-Projekte gestartet, das aus-
schließlich privatwirtschaftlich finanziert wurde.
Ziel ist in einemersten Schritt Energieeffizienzpo-
tenziale zu heben, indemder Nutzer durch die op-
timierte Wärmesteuerung der eigenen Wohnung
unterstützt wird. Die Herausforderung besteht
dabei insbesondere darin, für technologisch völ-
lig unterschiedlich interessierte und vorgebildete
Bewohner einen einheitlichen technischen Stan-
dard auszurollen.
Die Grundausstattung beinhaltet die Installation
einer Steuerungszentrale mit Display (Gateway),
die in der Nähe der Eingangstür minimalinvasiv
installiert wird. Sämtliche Heizungsstellantriebe
werden durch intelligente batterielose Antriebe
ersetzt, die zentral durch die Steuereinheit oder
wie gewohnt analog per Hand bedient werden
können. Diese können neben der Raumtempera-
tur auch Sturzkälte beim Öffnen eines Fensters
erkennen und unterbrechen automatisiert die
weitere Wärmezufuhr.
Die Ablesung funkbasierter Heizkostenverteiler
und Wasserzähler ist mit MiA durch eine entspre-
chende Schnittstelle technisch vorbereitet und
kann in einem nächsten Schritt das Betreten der
Wohnung zur Ablesung durch den Wärmemess-
dienst überflüssigmachen. Auf dieseWeise können
Kommunikationsinfrastrukturenmehrfach genutzt
und müssen nicht von unterschiedlichen Dienst-
leistern parallel aufgebaut und betrieben werden.
Die Vielzahl der technischen Möglichkeiten ist im
Projekt für die Deutsche Wohnen bisher bewusst
nicht ausgereizt. Wichtig ist vielmehr das Sam-
meln von Erfahrungen bzgl. der Akzeptanz von
smarten Lösungen bei den Nutzern von Bestands-
immobilien. Die hier entstehenden Feedbacks und
Wünsche bilden die Basis für mögliche nächste
Ausbaustufen.
Bereits jetzt wird deutlich, dass Mieter höchst un-
terschiedlich auf MiA reagieren. Menschen, die
modernen Technologien sehr kritisch begegnen
oder diese ablehnen, waren genauso zu beob-
achten wie Menschen, denen die bisher bereitge-
stellten Funktionen nicht weit genug gehen und
die gern ein größeres Leistungsspektrum nutzen
möchten.
Ausblick
In vielen Branchen zeigen sich bereits Auswirkun-
gen der globalen Digitalisierung. Ein klassisches
Beispiel ist die Autoindustrie, welche von Sprach-
steuerung bis zu Assistenzsystemen eine Vielzahl
innovativer Lösungen vorhält. Das Autofahren ist
dadurch sicherer und komfortabler geworden.
Und der nächste Schritt wird hier bereits sichtbar:
Es geht plötzlich nicht mehr nur um Fahrzeuge,
sondern um Mobilität. Und um die Art der Inter-
aktion mit Menschen, die Mobilität nutzen.
Vom Automobil zur Immobilie: Auch hier werden
die Möglichkeiten der Digitalisierung zu Verän-
derungen bei Produkten und Prozessen führen.
Ob digital kontrollierte Flat-Modelle dabei zu-
künftig die Abrechnung von Betriebskosten ob-
solet machen, ist sicher noch genauso offen wie
die Frage, welche Marktrolle das Zusammenspiel
unterschiedlicher Technologien in und amGebäu-
de managt.
Aber sicher ist: Der Nutzer und seine Bedürfnisse
werden die entscheidende Rolle bei der Ausge-
staltung von Lösungen spielen. Also sollte man
den Nutzer und die Interaktion mit diesem in den
Mittelpunkt stellen.
AUSBAUSTUFEN VON SMART BUILDINGS
Stufe 1
• Einbau Funkschalttechnik zur Wärme- und Lichtsteuerung
• Wohnung ist damit sofort smart vorbereitet
• ggf. inklusive Sensorik und vernetzten Rauchwarnmeldern
• Ohne Gateway (Steuerung und Visualisierung)
Stufe 2
Stufe 1 zuzüglich
• Einbau einer funkbasierten zentralen Steuereinheit je WE
• Ohne Kommunikation nach außen (nur innerhalb der WE)
Stufe 3
Stufe 2 zuzüglich
• Kommunikation nach außen (für Updates, Fernzugriff und Plattformdienste)
über LTE oder WiFi-Anbindung
• Sprachsteuerung (bspw. ALEXA), Steuerung Funkaktorik und -sensorik
standardübergreifend (Z-Wave, etc.)
„Die Vielzahl der technischen Möglichkeiten ist im Projekt für die Deutsche
Wohnen bisher bewusst nicht ausgereizt. Wichtig ist vielmehr das Sammeln
von Erfahrungen bzgl. Akzeptanz von smarten Lösungen bei den Nutzern
von Bestandsimmobilien. Die hier entstehenden Feedbacks und Wünsche
bilden die Basis für mögliche nächste Ausbaustufen.“
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